Insolvenz

Hiobsbotschaft nach dem Lockdown: Vapiano in Fürth ist insolvent

11.6.2021, 20:30 Uhr
Das Restaurant Vapiano an der Poppenreuther Straße bleibt geschlossen.

© Hans-Joachim Winckler, NN Das Restaurant Vapiano an der Poppenreuther Straße bleibt geschlossen.

Seit einigen Tagen ist die Gastronomie in Fürth wieder geöffnet – nur bei an der Poppenreuther Straße bleiben die Scheiben dunkel. Der Grund: Schon am 25. Mai hat die den Standort betreibende Gesellschaft VPO Betriebs GmbH Fürth 1 (VPO) beim Fürther Amtsgericht einen Insolvenzantrag aufgrund von drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung gestellt.

"Unser Arbeitgeber hat angerufen und gefordert, dass alle Mitarbeiter in zweieinhalb Stunden da sein müssten, weil er mit uns sprechen muss", erzählt Betriebsrat Danny Otrisal. Vor Ort wurde der Belegschaft dann mitgeteilt, dass man nicht beabsichtige, den Betrieb wieder zu öffnen. "Das war ein Schlag ins Gesicht", beschreibt ein Mitarbeiter, der lieber anonym bleiben möchte. "Wir verstehen das nicht, der Laden läuft, wir haben immer zu tun."

Der vom Amtsgericht bestellte Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Johannes Schwarz, bestätigt die Zahlungsunfähigkeit: "Stand heute ist die Liquidität nicht da, um Fälligkeiten zu bedienen." Aus dem laufenden Betrieb könne man nicht schnell genug Geld bekommen, selbst wenn sich die Gesellschafter für eine Wiedereröffnung entscheiden würden. Danach sieht es aber ohnehin nicht aus, eine Sanierung sei aus finanziellen Gründen nicht möglich, übermittelt die Rechtsanwältin der VPO.

Stilllegung beschlossen

Bereits am 21. Mai haben die Gesellschafter den Beschluss zur Stilllegung gefasst. In dem Dokument, das unserer Redaktion vorliegt, wird die Geschäftsführung angewiesen, alles in die Wege zu leiten, "damit eine endgültige Stilllegung des Geschäftsbetriebs schnellstmöglich ermöglicht und sämtlichen Mitarbeitern der Gesellschaft betriebsbedingt gekündigt werden kann."

Davon betroffen ist bislang nur der Standort in Fürth. Nachdem die Restaurantkette Vapiano im März 2020 insolvent gegangen war, wurden insgesamt 30 Filialen an ein Konsortium verkauft. Unter dem Dach der Gastro & Soul Gruppe als Master-Franchisegeber existiert für jeden der Standorte eine eigene Tochtergesellschaft, darunter die nun insolvente VPO in Fürth.

Insolvenz wegen Lockdown

"Vor dem Hintergrund der monatelangen negativen pandemischen Entwicklungen und des langanhaltenden Lockdowns konnte das Restaurant ohne weitere finanzielle Unterstützung nicht fortgeführt werden", begründet die VPO die Schließung. Im Insolvenzantrag bescheinigt sie zudem, dass es "ohne konkrete bzw. tragfähige Öffnungsperspektive" keine positive Prognose für das Unternehmen gebe. Auffallend ist allerdings, dass zum Zeitpunkt der Antragstellung die Inzidenz in Fürth bereits mehrere Tage unter der 100er-Marke lag. Nur drei Tage später hätte zumindest der dem Vapiano angeschlossene Biergarten öffnen können.


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Als weitere Schwierigkeit wird im Insolvenzantrag die "in Frage stehende Kurzarbeit" genannt. Diese war mit dem Lockdown im November 2020 eingeführt worden. Im März 2021 hatte die Belegschaft allerdings einen Betriebsrat gegründet, dessen Zustimmung für eine Fortführung der Kurzarbeit damit notwendig wurde. "Für den Monat Mai 2021 wurde diese zuletzt vom Betriebsrat von Zusatzleistungen abhängig gemacht, die zu weiteren Kosten geführt hätten", erklärt die VPO dazu.

Diese Darstellung wird vom Betriebsrat und der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) zurückgewiesen. "Es wurde zu Verhandlungen aufgefordert, aber diese fanden nicht statt", erklärt Laura Schimmel von der NGG. Man habe seit Beginn versucht, zu einer Betriebsvereinbarung zu kommen, der Arbeitgeber habe jedoch auf Mails und Anfragen dazu nicht reagiert.

Kein Gehalt für Mai

Neben dem drohenden Arbeitsplatzverlust beschäftigt die 49 Mitarbeitenden ein weiteres Problem: Da die Insolvenz vor Fälligkeit der Löhne im Mai angemeldet wurde, wurde auch ihr Gehalt nicht mehr ausgezahlt. "Ich bekomme nachts Angstattacken", erzählt ein Mitarbeiter, "Ich muss eine Familie ernähren." Um dieses Problem zu lösen, hat Insolvenzverwalter Schwarz Kontakt mit der Bundesagentur für Arbeit aufgenommen, die derzeit prüft, ob ein Vorschuss auf das Insolvenzgeld ausgezahlt werden kann.

Am Montag soll es ein Gespräch mit dem Wirtschaftsreferenten der Stadt Fürth geben, erklärt Laura Schimmel, und auch eine Kundgebung sei geplant: "Wir wollen diesen Standort mit diesem Personal erhalten."

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