Airport Nürnberg leidet unter Germania-Pleite

28.3.2019, 12:55 Uhr
Für den Flughafen Nürnberg war 2018 ein Rekordjahr.

© Stefan Hippel Für den Flughafen Nürnberg war 2018 ein Rekordjahr.

Nach den kräftigen Wachstumsraten der vergangenen Jahre steht für Flughafenchef Michael Hupe jetzt erstmal "die Stabilisierung des Betriebs und der bestehenden Verbindungen" im Vordergrund. Es gilt vor allem, den insolvenzbedingten Germania-Ausfall zu kompensieren. Sie war stärkste touristische Airline mit bis zu vier stationierten Maschinen. Wie Hupe versichert, konnte inzwischen vor allem durch ein verstärktes Engagement von TUIfly und Laudamotion im Sommer 2019 etwa 30 Prozent des entfallenen Angebots kompensiert werden.

Die Rekordzahlen des vergangenen Jahres wird das Unternehmen 2019 aber nur schwer halten können. Insbesondere beim Gewinn von zuletzt 4,1 Millionen Euro rechnet Hupe mit einem herben Rückschlag. "Wir gehen aber davon aus, dass wir nicht in eine Verlustsituation kommen", skizziert der Flughafenchef die Folgen eher vage. Im vergangenen Jahr war das Rekordergebnis hauptsächlich einer Umfinanzierung der Schulden von zuletzt 42,5 Millionen Euro mit dadurch deutlich niedrigeren Kreditkosten geschuldet. 

Mit 4,46 Millionen Passagieren übertraf der Albrecht Dürer Airport 2018 den bisherigen Höchstwert von 2008 – damals waren es 4,27 Millionen. Während der noch im Jahr zuvor boomende Linienbereich 2018 mit knapp drei Millionen Passagieren leicht zurückging, stieg der touristische Verkehr um 28 Prozent auf 1,4 Millionen Fluggäste. 

Dieser Zuwachs war nach Angaben von Flughafenchef Hupe vor allem auf das Comeback des Urlaubszieles Türkei zurückzuführen. Allein das Verkehrsaufkommen von und nach Antalya erhöhte sich um 73 Prozent zu und egalisierte damit den Rückgang der vergangenen Jahre.

Die starke Nachfrage nach Türkei-Flügen führte im August 2018 auch dazu, dass erstmals mehr als eine halbe Million Passagiere in einem Monat den Albrecht Dürer Airport nutzten – mit entsprechenden logistischen Problemen, wie Hupe einräumte: "Das Wachstum kam durchaus unerwartet und stellte neben der Vielzahl an Flugverspätungen die Flexibilität und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten auf eine harte Probe". 

Derzeit beschäftigt der Flughafen mit 1067 Mitarbeitern rund 100 Beschäftigte mehr als im Vorjahr. Insgesamt, also mit allen Geschäften und Betrieben, gibt der Verkehrsknotenpunkt im Norden Nürnbergs über 4000 Menschen Arbeit. 

Vom Comeback der Türkei profitierte insbesondere auch Corendon Airline mit einem Plus von 68 Prozent auf 78.233 Passagiere. Die einem Niederländer und einem Türken gehörende private Airline fliegt seit 2015 auch ab Nürnberg _ mit zuletzt elf Verbindungen in die Türkei und zu den griechischen Inseln. Die Gesellschaft mit dem Seestern als Logo will ab Herbst – wie bereits TuiFly, Ryan Air und derzeit noch Sun Express – eine eigene Maschine fest am Airport stationieren und dann im Winterflugplan das Angebot mit Zielen auf die Kanaren erweitern.

Auch Ryanair will sein Angebot ab Nürnberg ausweiten. Wie die Fluglinie mitteilt, will Ryanair, ab dem Winterflugplan sechs neue Strecken anbieten. Die neuen Ziele sind Athen, Kopenhagen, Kiew, Neapel, Palma und Tel Aviv. Die Iren zählen jährlich rund eine Million Kunden in der Frankenmetropole.

Im laufenden Jahr will der Flughafen die Investitionen auf knapp 20 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Insbesondere der Bau eines neuen Parkhauses mit 3600 Stellplätzen schlägt darin zu Buche. Abgerissen werden soll dagegen das alte Parkhaus. Hier rechnet der Airport mit erheblichen Kosten durch mögliche Schadstoffbelastungen der alten Bausubstanz. 

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