Areva will bei Atomausstieg kräftig mitmischen

27.11.2014, 05:58 Uhr
Areva will bei Atomausstieg kräftig mitmischen

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Man wächst an seinen Herausforderungen, heißt es. Groß ist Areva bereits, die Probleme, die es zu meistern gilt, sind es ebenfalls: Der französische Industriekonzern mit weltweit 45.000 Beschäftigten - davon rund 3400 in Erlangen, dem größten Ingenieurstandort von Areva - kämpft mit herben Umsatzrückgängen und hohen Verlusten.

Der Hauptgrund: Das Kerngeschäft mit Nukleartechnik läuft alles andere als rund. Die Atomkatastrophe von Fukushima 2011 hat vielerorts das Interesse an neuen Meilern sinken lassen. Bei bereits laufenden Reaktorbauten ringt Areva mit teuren Verzögerungen. Ende Februar, bei Vorlage der Jahresbilanz, will der Konzern die Katze aus dem Sack lassen, wie es weitergehen soll. Beobachter gehen davon aus, dass der französische Staat - er hält 87 Prozent an dem Pariser Unternehmen - seinem angeschlagenen Industrie-Schwergewicht finanziell unter die Arme greifen wird.

Die Kernkraft spielt auch am Standort Erlangen - Hauptsitz von Areva in Deutschland - eine zentrale Rolle: Schwerpunkte sind die Wartung und Modernisierung von Atomkraftwerken im In- und Ausland, außerdem sind die Erlanger an internationalen Neubauprojekten in Frankreich, Finnland und China beteiligt. Auch geforscht wird hier kräftig.

Schlag ins Kontor

Dass Deutschland nach dem Drama in Fukushima beschlossen hat, bis 2022 alle Atomkraftwerke hierzulande abzuschalten, war ein Schlag ins Kontor. Der dadurch bedingte Auftragsrückgang konnte bislang nicht durch das Auslandsgeschäft aufgefangen werden, wie der Sprecher der Geschäftsleitung von Areva Deutschland, Stefan vom Scheidt, erklärte.

Gleichwohl sehen er und sein Kollege Carsten Haferkamp - seines Zeichens Geschäftsführer und Arbeitsdirektor von Areva Deutschland - gute Perspektiven. Denn jenseits der deutschen Grenzen ist für die Atomkraft längst nicht aller Tage Abend, manch einer hat sich vom Fukushima-Schock schon wieder erholt. Großbritannien etwa setzt auf neue Anlagen und auch Polen, so vom Scheidt.

Doch nicht nur das Ausland soll für neue Aufträge sorgen. In Deutschland empfiehlt sich Areva als erste Adresse für den Rückbau stillgelegter Meiler - Ingenieure von Areva, respektive ihrer Vorgängerfirmen, haben schließlich alle deutschen Anlagen gebaut, wie das Unternehmen betont. Doch dieses Geschäft ist noch nicht ins Rollen gekommen: Dazu müsse erst die Frage nach dem Endlager für hochradioaktive und wärmeentwickelnde Abfälle geklärt sein.

"Sack voll Innovationen"

Die Umbrüche am Markt haben personell Spuren hinterlassen. Bereits 2011 hatte Areva angekündigt, in Deutschland bis Ende 2015 bis zu 1500 der seinerzeit 6000 Stellen abzubauen. Das Sparprogramm ist zu zwei Dritteln umgesetzt - „ohne betriebsbedingte Kündigungen“, wie der Erlanger Standortleiter Wolfgang Däuwel betonte. Das solle auch so bleiben.

2013 verbuchte Areva Deutschland gut 1,3 Mrd. Euro (2012: 1,4 Mrd. Euro) Umsatz, wobei rund eine Mrd. Euro auf die Nuklearsparte entfiel. Auch das Geschäftsfeld erneuerbare Energien gehört zum Portfolio, insbesondere die Offshore-Windkraft. Im laufenden Geschäftsjahr erwartet Haferkamp rund 1,2 Mrd. Euro Umsatz.

Den Nachrichten aus Paris sehen die Manager gelassen entgegen: „Wir haben hier in Deutschland Kompetenzen, die es in Frankreich nicht gibt“, erklärte Haferkamp. Standortleiter Däuwel betonte: „Wir sind ein Hightech-Unternehmen. Wir haben einen Sack voller Innovationen und tolle Mitarbeiter.“

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