Brauerei-Branche schreibt Verluste

Auch Tucher-Bier wird wohl bald teurer

13.10.2021, 15:09 Uhr
Na denn "Prost": Eine Bedienung trägt gefüllte Krüge in einen Biergarten.

© Karl-Josef Hildenbrand, dpa Na denn "Prost": Eine Bedienung trägt gefüllte Krüge in einen Biergarten.

Der Biermarkt bleibt auch im zweiten Corona-Jahr ein schwieriges Pflaster. In den ersten acht Monaten dieses Jahres haben die deutschen Brauer etwa vier Prozent weniger Bier verkauft als im Vergleich zum Vorjahr. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis die Manager in der Branche reagieren und an der Preisschraube drehen.

Nürnberger Traditionsfirma ist wohl auch betroffen

Den Anfang, will die Lebensmittelzeitung (LZ) erfahren haben, scheint die Radeberger-Gruppe zu machen, Deutschlands größter Braugruppe, zu der unter anderem Tucher Bräu (Nürnberg Fürth) mit seinen bekannten Marken wie Grüner Bier, Zirndorfer, Patrizier oder Humbser gehört. Die Gruppe plant angeblich im kommenden Frühjahr eine Preiserhöhung. Wie es heißt, will Radeberger für viele Marken und Gebinde höhere Abgabepreise durchsetzen, allerdings in unterschiedlichem Ausmaß. Wirksam werden soll die Preisveränderung im Mai 2022.

"Während viele Lieferanten des Lebensmittelhandels in den vergangenen Wochen über erfolgte oder geplante Preisanpassungen berichteten, hielten sich die Bierbrauer bislang bedeckt – wenngleich sie ebenfalls mit steigenden Kosten umgehen müssen, etwa bei Energie, der Logistik und Verpackungsmaterial", berichtet die LZ. Demnach stiegen derzeit die Palettenpreise in ungeahnte Höhen.

Der Grund für die bisherige Zurückhaltung bei den Preisen ist offenbar folgender: Im volumen- und aktionsgetriebenen Biermarkt gehen Preiserhöhungen einzelner Hersteller oft mit deutlichen Mengenverlusten im Handel einher. "Die kann sich aktuell eigentlich kein Brauer leisten, da viele im zweiten Pandemie-Jahr ohnehin mit Überkapazitäten zu kämpfen haben", schreibt die LZ.

Kaum Aussicht auf Besserung

Eine Besserung ist derzeit nicht in Sicht. Laut Angaben des Statistischen Bundesamts haben Deutschlands Brauereien von Januar bis August 2021 etwa 60,5 Mio. Hektoliter Bier verkauft. Das sind 3,9 Prozent weniger als im ebenfalls verlustreichen Vorjahr. Der Negativtrend setzte sich aufgrund einer schwachen Nachfrage im Inland (-5,5 Prozent) und in EU-Ländern (-4,4) fort, während der Export in Drittländer weiterhin anzieht (12 Prozent), heißt es.

Besonders enttäuschen verlief für die Brauer der vielerorts eher verregnete Sommer: Nach 6,7 Prozent Absatzverlust im Juli fiel der August im Vergleich zum Vorjahresmonat nochmal um 7,6 Prozent schlechter aus – was vor allem an dem schlechten Wetter gelegen haben dürfte. Zwar sei das wieder angezogene Gastronomiegeschäft zufriedenstellend, erklärte ein Brauer der LZ, „aber die im Frühjahr-Lockdown entstandene Lücke werden wir im Fassbiergeschäft in diesem Jahr nicht mehr komplett schließen können“.

Auch im freien Handel sieht es duster aus: Laut Branchenkennern waren die Absatzzahlen bei Bier und Biermischgetränken im Lebensmitteleinzelhandel und in Getränkemärkten im ersten Halbjahr leicht rückläufig. Entsprechend ging es auch für viele der großen Braugruppen im Handel bergab.

Zwar melden einzelne Unternehmen passable oder sogar leicht steigende Zahlen, darunter die Braugruppen Krombacher, Paulaner, Carlsberg, Veltins, Augustiner oder Heineken. Insgesamt aber bleibt die Lage in der Branche extrem angespannt - sodass Preiserhöhungen letztlich nur eine Frage der Zeit sind.

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