Azubis gesucht: Fachkräftemangel in der Region spürbar

26.1.2020, 05:52 Uhr
Für die Unternehmen wird es nicht einfacher, gute Azubis zu finden. Die Zahl der angebotenen Stellen übersteigt die Zahl der Bewerber deutlich.

© Martin Schutt/dpa Für die Unternehmen wird es nicht einfacher, gute Azubis zu finden. Die Zahl der angebotenen Stellen übersteigt die Zahl der Bewerber deutlich.

Nichts hat sich geändert, und doch ist alles anders: Exakt 8406 neue Ausbildungsverträge haben Jugendliche und Unternehmen im vergangenen Jahr im Bereich der IHK Mittelfranken abgeschlossen. Das sind zwar 1,6 Prozent weniger als 2018, im Grunde aber pendelt der Wert seit zehn Jahren um diese Größenordnung. Was sich in der Dekade dagegen komplett gedreht hat, sind die Vorzeichen, unter denen der regionale Ausbildungsmarkt steht.

Unternehmen steigern Engagement

Aus dem Anbieter- ist ein Bewerbermarkt geworden. Konnten sich einst die Unternehmen die besten Schulabgänger herauspicken, sind es heute die Jugendlichen, die nicht in allen, aber vielen Berufsbildern die Wahl haben. Als er 2013 bei einem Vortrag den Begriff "Krieg um die besten Talente" gehört habe, erzählt der scheidende IHK-Präsident Dirk von Vopelius, habe er sich noch über die martialische Wortwahl gewundert. Mittlerweile aber sei unübersehbar, dass es "einen Fachkräftemangel nicht nur beim 1. FC Nürnberg gibt", erklärt er augenzwinkernd.

Als eine Konsequenz hätten viele Unternehmen ihr Engagement gesteigert, passende Azubis für sich zu begeistern – auch, wenn es "Luft nach oben natürlich immer gibt", so Vopelius. "Ich kann jedem Betrieb nur empfehlen, einen wahren Azubi-Kult zu entwickeln." Dazu gehöre die Präsenz in den sozialen Netzwerken ebenso wie die netten Details. "Wieso nicht jedem Azubi zu Weihnachten eine Kleinigkeit schenken?"

Ausbildungszahlen in Mittelfranken stabil

Auch die IHK selbst verfügt inzwischen über ein Orchester an Instrumenten, um die Unternehmen bei ihrer Suche zu unterstützen. Angefangen beim "Haus der kleinen Forscher", mit dem Kindergarten-Kinder an MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) herangeführt werden sollen, über die Ausbildungs-Scouts, bei denen aktuelle Azubis in Schulen für ihre Berufe werben, bis zur Aktion "Ich brech’ ab", mit der unter anderem in Kneipen unzufriedene Studenten angesprochen werden.


Bayerische Unternehmen fürchten Fachkräftemangel


Ein Resultat all der gemeinsamen Anstrengungen sei eben, so Vopelius, dass die Ausbildungszahlen bislang einigermaßen stabil geblieben sind – trotz Herausforderungen wie dem demografischen Wandel. Dafür danke er auch allen 16 171 Ausbildern, den Berufsschulen und den tausenden Ehrenamtlichen aus den Betrieben, die beispielsweise bei den Abschlussprüfungen mit anpacken würden.

Rein rechnerisch kamen in Mittelfranken nach IHK-Angaben im vergangenen Jahr auf einen Bewerber 7,04 angebotene Ausbildungsplätze. Unzufrieden zeigte sich Vopelius darüber, dass es dennoch zuletzt auch noch 283 unversorgte junge Menschen gegeben habe. Was auch immer die Gründe dafür seien: "Das sind 283 zu viel", so der IHK-Präsident. Die berufliche Ausbildung sei die Eintrittskarte in das gesellschaftliche Leben. "Jeder junge Mensch ist ausbildungsreif – da bleibe ich dabei. Es erfordert halt bei einigen erheblich mehr Aufwand."

Klassiker unter den Ausbildungsberufen liegen vorn

Gemessen an der Zahl der Vertragsabschlüsse dominieren die Klassiker die Hitliste. Bei den kaufmännischen Berufen begannen die meisten Jugendlichen eine Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel, gefolgt vom Verkäufer und der Kauffrau für Büromanagement. Bei den technischen Berufen liegen die Fachinformatiker mit großem Abstand vor den Industriemechanikerinnen und den Mechatronikern.

2020 ändern sich ein paar gesetzliche Spielregeln auf dem Ausbildungsmarkt. So gilt seit Jahresbeginn beispielsweise ein Mindestlohn für Azubis von 515 Euro. Leichter möglich geworden ist auch eine Ausbildung in Teilzeit. Der Zwang, dafür ein "berechtigtes Interesse" nachzuweisen – etwa als alleinerziehendes Elternteil eines Kleinkindes –, ist weggefallen.

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