Bad ohne Plastik? "Zero Waste" ist der Megatrend der Vivaness

14.2.2020, 17:17 Uhr
Bad ohne Plastik?

© Foto: Lidia Piechulek

An Alexandre Vidals Wange klebt ein hellgelber Klotz, der wie ein Stück Seife aussieht, es aber nicht ist. Mit der rechten Hand hält er es dort für etwa zehn Sekunden, so wird das Produkt auf der Haut leicht erwärmt. Dann streift Vidal den Klotz gleichmäßig über seine Wange, zurück bleibt ein leicht glitzernder Fettfilm. Ist das die neue Form des Eincremens? Oder nur eine extreme Ausprägung des Unverpackt-Trends?

Wenn es nach Vidal geht, setzt sich sein Produkt durch. Der Gründer des Unternehmens "Balade en Provence" hat sich ganz den Pflegeprodukten verschrieben, die in solider Form, also ganz ohne den Zusatz von Wasser, auskommen.

Vor kurzem hat Vidal die feste Hautcreme für die Nacht entwickelt. Sein Stand ist ziemlich unauffällig, im Grunde genommen nur ein Tresen. Im ersten Moment denkt der Messebesucher wohl nur: "Das sind doch diese Haarseifen, die jetzt an jeder Ecke auf der Vivaness zu finden sind." Alexandre Vidal grinst und zeigt auf drei von 13 festen Pflegeprodukten. "Das sind die Haarseifen", sagt er. Der bunte, eckige Rest sind alternative Pflegeprodukte, wie etwa solide Reinigungsmilch und ein 3-in-1-Pflegeprodukt für Männer: Rasiergel, Körper- und Haarpflege, alles in einem schwarzen Aktivkohle-Klotz.

Bad ohne Plastik?

© Foto: Lidia Piechulek

Noch gibt es Vidals Waren nicht auf dem deutschen Markt zu kaufen, aber er "arbeitet daran", sagt er und schaut sich verheißungsvoll um. Er ist heuer zum ersten Mal als einer von 30 Newcomern auf der Vivaness, die ihre Produkte auf der "Breeze" ausstellen dürfen. Die Breeze, das ist ein eigener Bereich auf der Vivaness, in dem Austeller im ersten oder zweiten Jahr ihre Innovationen präsentieren können.

 

Lächeln mit reinem Gewissen

Der zweite große Trend ist die Zahnpflege. Bambuszahnbürsten sind mittlerweile selbst in Discountern zu haben, nun sind die Tuben den Herstellern ein Dorn im Auge. "Nicht jeder mag das Gefühl von Zahnputztabletten im Mund, weil diese kaum Schaum bilden", so Thilo Gemmer von "Orbimed", ebenfalls ein Aussteller auf der Breeze. Das Unternehmen tüftelt deshalb an Pasten mit natürlichen Inhaltsstoffen wie Kurkuma – und setzt auf plastikfreie Zahnpastatuben.

An ihrem Messestand steht bereits der Prototyp ihrer neuen Produktlinie, ordentlich aufgereiht in einer Glasvitrine: Die Tuben bestünden in Zukunft aus Fichtenholzcellulose, erklärt Gemmer. Im kommenden Jahr wollen sie ihre elektrische Zahnbürste aus Plastik, das aus dem Weltmeeren gefischt wurde, herstellen.

"The Humble Co." setzt hingegen auf Glas. Vor etwa fünf Jahren hat das Unternehmen die Bambuszahnbürsten auf den Markt gebracht, nun soll auch der Behälter für Zahnpasta plastikfrei werden, heißt es am Messestand. Der Nachteil: Glas bedeutet auch mehr Gewicht. Aluminium sei als Alternative ebenfalls eine Zeit lang im Gespräch gewesen, da ließe sich allerdings eine dünne Plastikschicht in der Tube nicht vermeiden, damit die Zahnpasta nicht mit Aluminium in Kontakt kommt.

Eine weitere Neuheit ist eine "Mundspülung to go" von Qikfresh. Der Hersteller wirbt mit einer vorportionierten Bio-Kokosöl-Mundpflegekur, die in kleine Beutelchen abgefüllt wird und daher ideal für Reisen sei.

Holz statt Kunststoff?

Dass auf Wasser als Inhaltsstoff verzichtet wird, ist eine recht neue Entwicklung. Auch Wasser sei eine natürliche Ressource, mit der es zu wirtschaften gelte, erklärt Mirja Eckert, Beraterin für Megatrends und Nachhaltigkeit. Feste Produkte seien meist funktionaler, ohne Mikroplastik und könnten außerdem über einen längeren Zeitraum verwendet werden. Gleichzeitig gilt: "Die Hersteller wollen heute nicht nur grün von innen, sondern auch grün von außen sein", so Eckert. Dabei sei das langfristige Ziel, auch in der Verpackung von Naturkosmetik ausschließlich auf Materialien natürlichen Ursprungs zurückzugreifen.

Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg. Viele Aussteller der Vivaness präsentierten in diesem Jahr Produkte, die zumindest zu einem gewissen Prozentsatz nicht in Plastik verpackt sind. "Überwood" verwendet bei Haut- und Haarpflegeprodukten beispielsweise zu etwa 20 Prozent Kiefer- und andere Nadelhölzer. Das Unternehmen wirbt damit, dass bei der Verarbeitung von Holz statt rein erdölbasierten Kunststoffen bis zu 40 Prozent Erdöl eingespart werden könne, Kiefernkernholz wirke außerdem antibakteriell.

Laut Mirja Eckert sei es jetzt besonders wichtig, dass die Hersteller klar kommunizierten. "Viele Kunden lehnen Plastik ab und haben viele Fragen. Die Hersteller müssen ehrliche Antworten parat haben, was schon geht und was noch nicht."

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