Biofach 2020: "Fair und bio" liegt voll im Trend

14.2.2020, 11:59 Uhr
Biofach 2020:

© Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Dass sich bei vielen Verbrauchern im Supermarkt ihr gutes Gewissen offenbar immer lauter meldet, dafür sprechen die seit Jahren steigenden Umsätze auf dem weltweiten Bio-Markt – und der Blick in die prall gefüllten Hallen der Fachmesse Biofach. Davon profitiert auch der Fairtrade-Handel, erklärt dort Detlev Grimmelt, geschäftsführender Vorstand von Transfair Deutschland.

Für viele Hersteller sei der Fairtrade-Handel sozusagen ein Steigbügel, um schließlich auch ökologischen Anbau zu betreiben und eine Biozertifizierung zu erhalten. Aktuell liege der Anteil an Produkten, die gleichzeitig fairtrade- und biozertifiziert sind, deutschlandweit bei insgesamt rund 60 Prozent. Bei Kaffee liege dieser Anteil sogar bei 76 Prozent, bei Bananen seien es 64 Prozent. "Bio und fair" ist eine Kombi, die immer beliebter wird. 320 weitere faire Bio-Artikel kamen alleine im Jahr 2018 – neuere Zahlen gibt es noch nicht – auf den Markt.

2018 stieg der Gesamtumsatz der fair gehandelten Produkte hierzulande um satte 22 Prozent. Am meisten wurden in der Kombination "fair und bio" Kaffee, Bananen, Früchte und Tee nachgefragt. "Dort, wo die Verbraucher einen direkten Bezug zu ihrer Gesundheit und dem eigenen Wohlbefinden sehen", seien sie auch bereit, mehr zu bezahlen, so Grimmelt.

An die globale Bedeutung des Einkaufs zu denken, sei dann oft erst der nächste Schritt. Nach wie vor gelte: Bei Primär-Produkten wie Obst und Gemüse legt der Verbraucher mehr Wert auf das Vorhandensein eines Bio- oder Fairtrade-Siegels als bei verarbeiteten Lebensmitteln. Aber auch Blumen, Baumwolle, Zucker und Orangensäfte verkauften sich im vergangenen Jahr sehr gut.

Discounter sind ein "wichtiger Hebel"

Laut Grimmelt sind die Discounter, die in den letzten Jahren verstärkt Fairtrade-Artikel in ihr Sortiment aufgenommen haben, "ein wichtiger Hebel, um das Bewusstsein in die Mitte der Gesellschaft zu bringen". Schließlich kaufe jeder deutsche Haushalt durchschnittlich einmal im Monat in einem Discounter ein, die wöchentlichen Werbeprospekte im Briefkasten täten ein Übriges.

Offizielle Zahlen zur gesamtdeutschen Marktentwicklung werden alljährlich erst im Mai herausgegeben. Laut Grimmelt lässt sich aber jetzt schon eine positive Tendenz erkennen: Vor allem Bananen und Kaffee erzielten im vergangenen Jahr mehr Umsatz als je zuvor. "Wir profitieren stark von der aktuellen Nachhaltigkeitsdiskussion", so Grimmelt.

Der nachhaltige Anstrich

Das merke man nicht nur bei der Herstellung und im Handel von Lebensmitteln, sondern auch in Bereichen der Non-Food-Industrie: "Viele Unternehmen bieten nun in ihrer Betriebskantine Fairtrade-Produkte an, und sei es nur die Fairtrade-Bohne am Kaffeeautomaten."

Das zeige zum einen, dass Unternehmen sich Gedanken machten, was sie ihren Mitarbeitern anbieten wollen, erklärt Grimmelt. Zum anderen gehe es natürlich auch um Außenwirkung: Fairen Handel zu fördern, komme einfach gut rüber.

Auf dem deutschen Markt werden aktuell knapp 5000 Fairtrade-Produkte von über 450 Herstellern verkauft. Transfair Deutschland kämpft seit Jahren für eine bessere politische Unterstützung dieser Produzenten, beispielsweise gehe es um einen geringeren Mehrwertsteuersatz für fair gehandelten Kaffee.

"Aber die politischen Mühlen mahlen langsam", erklärt Detlev Grimmelt. Große Hoffnungen setzt er indes auf das Lieferkettengesetz, das im Herbst auf den Weg gebracht werden soll.

Keine Kommentare