Conti behält Expansion im Blick

20.11.2012, 11:45 Uhr
Conti behält Expansion im Blick

© Roland Fengler

Der Erfolg macht selbstbewusst: "20 Jahre Continental am Standort Nürnberg sind erst der Anfang", hieß es auf einem Banner, das die Gäste bei der Eröffnung des Neubaus empfing – unter ihnen auch die Conti-Großaktionärin Maria-Elisabeth Schaeffler und der Conti-Vorstandsvorsitzende Elmar Degenhart.

In den meisten Köpfen steht Continental noch immer für Reifen. Doch das Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Technologiekonzern mit hoher Kompetenz im Bereich Elektronik gewandelt. Ein Beleg dafür steht im Nürnberger Nordosten. Der von Conti 2001 mit der Firma Temic übernommene Standort wächst stetig. Allein in den vergangenen vier Jahren wurde die Belegschaft um rund 25 Prozent auf mittlerweile 2100 Personen aufgestockt – Tendenz steigend. „Im Schnitt wachsen wir pro Jahr um 100 Mitarbeiter. Zurzeit suchen wir in Nürnberg rund 20 Experten – vor allem Ingenieure und Elektrotechniker“, belegte gestern Standortleiter Rainer Pühl den Wachstumskurs.

Conti behält Expansion im Blick

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Sein Kollege Rudolf Stark, Bereichsleiter für Getriebsteuerungen, hat weitere Belege für die gute Entwicklung parat: Allein rund zwei Millionen Getriebesteuerungen werden von Nürnberg aus in diesem Jahr an Kunden in aller Welt ausgeliefert. Erst durch diese Hochleistungskomponenten wurden automobile Innovationen wie beispielsweise das Doppelkupplungsgetriebe möglich. Zusätzlich produziert der Standort 1,6 Millionen andere Steuergeräte – und Lithium-Ionen-Batterien. Als Conti das Werk um die Jahrtausendwende übernahm, verließen jährlich gerade einmal 12000 Steuerungen die Produktion.

Dabei haben sich laut Stark die „Entwicklungszeiten in den vergangenen zehn Jahren halbiert“. Um in diesem Wettlauf mithalten zu können, waren die neuen Entwicklungseinrichtungen und Labore notwendig, in denen nach der Anlaufphase rund 200 Menschen arbeiten sollen. Die 7,5 Millionen Euro, die sich Conti den Neubau kosten ließ, wertete Degenhart als „Bekenntnis zur Zukunftsfähigkeit des Standortes Nürnberg“.

Conti behält Expansion im Blick

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Für diese Zukunft werden die Experten einiges zur Verfügung haben, was sie zu schnelleren Ergebnissen bringt, beispielsweise einen 3D-Drucker. Dahinter verbirgt sich ein Gerät, das ähnlich einem Tintenstrahldrucker Schicht für Schicht auf eine Unterlage aufbringt. Der große Unterschied: Am Ende des Vorgangs stehen dreidimensionale und partiell funktionsfähige Musterteile. Etwa eine Stunde braucht der „Drucker“, um die Teile auf Basis einer Computerzeichnung zu fertigen. Dabei kann er vier Materialien aufspritzen. Allein dadurch lässt sich die Entwicklungszeit deutlich verkürzen.

Das gleiche Ziel verfolgt Conti mit einem neuen Hydrauliklabor, in dem Ventile für die Steuerung getestet werden, und mit einem Prüfstand, an dem schließlich bei kompletten Getrieben das Zusammenspiel der Komponenten durchgetestet werden kann.

Da Nürnberg das weltweite Leitwerk für Getriebesteuerung bei Conti ist, werden hier zudem die hochpräzisen Produktionsmaschinen entwickelt. Um einen Eindruck vom Detaillierungsgrad zu geben: Die Maschinen verbauen auf einem fünf mal zwölf Zentimeter großen Träger vollautomatisch etwa 125 Komponenten, die mit ultradünnen Gold- oder Kupferdrähten verlötet werden. 1000 dieser Drahtverbindungen müssen auf dem kleinen Trägerblättchen Platz finden.

Dass das alles höchsten Qualitätskriterien unterliegt, ist selbstverständlich: „Die Fehlerquote liegt bei weniger als zehn von einer Million Drähten“, weiß Conti-Ingenieur Roland Wurm zu berichten. Am Ende muss Conti auch noch darauf achten, dass die Steuerungen weder fremde Elektronik-Komponenten stören, noch selbst von elektromagnetischer Strahlung gestört werden. Conti setzt dabei unter anderem einen Scanner ein, von dem es weltweit nur zwei gibt – einen in Nürnberg und einen in Paderborn.

Ein Aufwand, der sich nach Meinung der Verantwortlichen am Standort auszahlen wird. Denn die Nachfrage nach Steuergeräten wird steigen, sind sich Pühl und Stark einig. Nicht zuletzt, weil die Reduzierung des Schadstoff-Ausstoßes von Automobilen weltweit vorangetrieben wird. Standortleiter Pühl zieht daraus den Schluss: „Der Standort Nürnberg ist eine Erfolgsgeschichte, aber die beste Zeit liegt noch vor uns.“

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