Coronakrise: Mittelfränkische Wirtschaft voll getroffen

23.5.2020, 19:21 Uhr
Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie veröffentlicht die Industrie- und Handelskammer Mittelfranken die Ergebnisse ihrer jüngsten Konjunkturumfrage - mit ernüchternden Resultaten. Manche Branchen, darunter Logistiker, haben nach wie vor keine Perspektive für das Wiederhochfahren. 

© Ingo Wagner, dpa Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie veröffentlicht die Industrie- und Handelskammer Mittelfranken die Ergebnisse ihrer jüngsten Konjunkturumfrage - mit ernüchternden Resultaten. Manche Branchen, darunter Logistiker, haben nach wie vor keine Perspektive für das Wiederhochfahren. 

Lag im IHK-Konjunkturklimaindex die Marke zu Jahresbeginn noch bei 117 Punkten, ist sie im Frühjahr 2020 auf 70 Punkte abgestürzt. Die Unternehmen, die von Betriebsschließungen in Einzelhandel, Gastgewerbe und Dienstleistungen betroffen sind, beschreiben ihre Situation vielfach als existenzbedrohend, heißt es in einer Pressemitteilung der IHK.

Doch auch in fast allen anderen Wirtschaftssektoren seien die Umsätze massiv rückläufig, weil die internationalen Wertschöpfungsketten nicht mehr funktionieren. Ihre Liquidität können etliche Betriebe nur deshalb sichern, weil sie Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken, staatliche Unterstützungsangebote in großem Umfang nutzen oder harte Kostenschnitte vornehmen.

Allerdings, darin ist sich die Mehrheit der Anfang bis Mitte Mai von der IHK Befragten einig, brauche es für eine Wiederbelebung von Investition und Beschäftigung deutlich mehr als kurzfristige Hilfsprogramme oder Konsumanreize. Die mittelfränkischen Betriebe fordern deshalb neben staatlichen Infrastrukturinvestitionen steuerliche Erleichterungen. "Die Unternehmen sind der Meinung, dass nur auf diese Weise ein nachhaltiges Wachstum möglich ist und dass sich nur so die Arbeitsplätze sichern lassen", erklärt IHK-Chef-Volkswirt Udo Raab. Noch zu Jahresbeginn hatten die Unternehmer gehofft, der jahrelange Aufschwung werde sich fortsetzen.

Zwar sind inzwischen im Einzelhandel fast alle Geschäfte, wenn sie die Hygiene- und Abstandsregeln beachten, wieder zugelassen, und auch das Gastgewerbe hat zumindest einen Zeitplan für die Wiedereröffnung. Doch für eine Reihe von Dienstleistungssektoren sind noch keine Perspektiven erkennbar, darunter das Messe- und Kongresswesen, der Großhandel oder die Logistikbranche.

Unklar ist zudem, wann der EU-Binnenmarkt wiederhergestellt und wann die Grenzen wieder geöffnet werden, um einen grenzüberschreitende Verkehr von Waren und Dienstleistungen zumindest innerhalb Europas wieder uneingeschränkt zu ermöglichen. "Erst wenn sich die Betriebe wieder auf das Funktionieren der internationalen Lieferketten verlassen können, sind sie in der Lage, ihre Produktion, Umsätze, Investitionen und Beschäftigung wieder faktenbasiert zu planen. Erst dann wird eine Erholung der Wirtschaft möglich sein", prophezeit Raab.

All diese Unsicherheiten spiegeln sich in den Umfrageergebnissen - mit dem eindeutigen Resultat: Noch nie beurteilte die mittelfränkische Wirtschaft ihre derzeitige Geschäftslage so schlecht wie aktuell. Nur noch 16 Prozent der Befragten bezeichnen ihre momentane Situation als gut, weitere 32 Prozent sind zufrieden, eine Mehrheit von 52 Prozent schätzt die Lage als schlecht ein. Das heißt unter dem Strich ein Saldo von minus 36 Punkten. Der Wert liegt um 66 Punkte niedriger als zu Jahresbeginn, ein noch nicht einmal während der Finanzkrise 2008/09 zu beobachtender Absturz.

Mehr als 70 Prozent der Befragten erklärten außerdem, die Umsätze in den ersten vier Monaten 2020 seien im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum rückläufig. Jeder sechste Betrieb konnte nicht einmal mehr halb so viele Erlöse verbuchen wie vor einem Jahr.

Mit einer schnelle Rückkehr zur Normalität rechnet von den Wirtschaftsvertretern niemand, vor allem deshalb nicht, weil gerade die mittelfränkische Wirtschaft international stark verflochten ist. Immerhin helfen würde den Unternehmen und Betrieben nach Meinung von 44 Prozent der Befragten ein staatliches Investitionsprogramm, darunter zum Beispiel der Ausbau der digitalen Infrastruktur.


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