Das bedeutet der hohe Goldpreis für Händler aus der Region

27.2.2020, 17:02 Uhr
Das bedeutet der hohe Goldpreis für Händler aus der Region

© Foto: Alexander Heinl/dpa-tmn

Das Coronavirus hält auch die Goldhändler auf Trab: Am Montag erreichte der Goldpreis erstmalig einen Wert von 1552,40 Euro je Feinunze. Die Ursache dafür war nicht zuletzt die Sorge vor dem Virus und dessen Folgen für die Wirtschaft. Und bei den Goldhändlern vor Ort geben sich derzeit die Kunden die Klinke in die Hand. "Der Rosenmontag war bislang der umsatzstärkste Tag des Jahres", berichtet Thorsten Stirnweiß. Viele entschieden sich für den Goldkauf, und nicht etwa den Verkauf, obwohl der Preis aktuell sehr hoch ist, so Stirnweiß.

Er ist der Geschäftsführer von Silber-Corner.de, ein seit 2008 in Erlangen ansässiges Unternehmen, das zu 95 Prozent im Onlineverkauf tätig ist. Immer mehr Erstkunden kamen in den letzten Monaten zu ihm: Entweder, um Gold zu einem hohen Preis zu verkaufen oder um es neu in ihr Finanz-Portfolio aufzunehmen. 30 000 bis 40 000 Aufträge wickelt das Unternehmen jährlich ab.

Auch die Degussa Goldhandel GmbH verzeichnet einen Umsatzanstieg im vergangenen Geschäftsjahr von über 500 Millionen Euro. "Wir profitieren stark von der Volatilität des Goldpreises", erklärt Michael Kempinski, Niederlassungsleiter von Degussa in Nürnberg. Die hohe Nachfrage nach Gold spiegele zudem das Bedürfnis der Menschen nach Sicherheit wider. Er habe in den letzten Wochen und Monaten immer wieder Erstkunden kennengelernt, die sich schon länger mit dem Thema Gold beschäftigten und jetzt zuschlagen wollten. Einige kämen auch mit Frust: "Hätte ich doch letztes Jahr schon investiert" sei ein häufiger Satz.

Sichere Rendite?

Prinzipiell verspricht ein Investment in Gold keine bessere Rendite, wie das Magazin Finanztest in seiner aktuellen Ausgabe vorrechnet. Da Gold allerdings häufig eine gegenläufige Tendenz zur Entwicklung des Aktienmarkts aufweise, sei es durchaus sinnvoll, zu fünf bis zehn Prozent ein Goldinvestment dem eigenen Wertpapierdepot beizumischen – für mehr Stabilität. Gold ist dennoch kein Heilsbringer.


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Der größte Nachteil der Edelmetallanlage, nämlich dass sie keine Zinsen abwirft, bleibt bestehen. Gewinn macht der Anleger nur, wenn der Preis steigt. Die meisten Anleger sähen Gold als eine Langzeitinvestition an, so Kempinski. "Nur wenige Kunden handeln sehr aktiv."

Die Ursachen für die aktuelle Popularität des Goldes sind vielfältig. Besonders beliebt ist Gold klassischerweise dann, wenn die Angst vor der Geldentwertung zunimmt. Die aktuellen Hauptursachen für die zunehmenden Investitionen in Edelmetalle sieht die Bayern LB in der Niedrigzinsphase sowie den verschiedenen geopolitischen Spannungen: die Iran-Krise sowie der amerikanisch-chinesische Handelsstreit. Im Jahr 2019 setzte die Bayern LB erstmals mehr als 60 Tonnen Gold im Großhandel um.

Seit dem Wochenende hat vor allem die Verbreitung des Coronavirus in Italien zu einem neuerlichen Interesse an Gold geführt. Die Anleger seien verunsichert und "nicht bereit, Negativzinsen bei der Bank zu bezahlen", berichtet auch Thorsten Stirnweiß aus Erlangen. In der Praxis bedeute das auch, dass immer mehr Menschen ihren Goldschmuck, der nicht getragen werde oder durch Erbschaft an sie gefallen sei, verkaufen wollten, so Kempinski. Bei Degussa Goldhandel stieg der durch den Ankauf generierte Umsatz im Monat Januar um 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr, der Ankauf von Altgold macht laut Kempinski einen Großteil des Umsatzes aus.

In den Filialen sei der Handel vor Ort immer noch sehr wichtig, lediglich 20 Prozent des Verkaufsgeschäfts bei Degussa fände online statt. "Manche fahren über hundert Kilometer, um den ersten Handel persönlich abzuschließen", so Kempinski. Erst bei wiederholtem Kundenkontakt seien das Vertrauen und die Bereitschaft zum Handel im Onlineshop da.

Der kleine Bruder des Goldes

Am umsatzstärksten sind bei allen drei Händlern nach wie vor die Feinunze Gold, das sind 31,1 Gramm, sowie 100 Gramm Gold und ein Kilo Feingold. Außerdem sind Goldmünzen wie etwa der Krügerrand, die Känguru- oder die Maple-Leaf-Münzen beliebt.

Aber auch Silber ist gefragt: Die Bayern LB verzeichnete im Jahr 2019 ein erhöhtes Interesse an Silber: 628 Tonnen und damit 77 Prozent mehr wurden dort im Jahr 2019 gegenüber dem Vorjahr umgesetzt.


Goldbarren – direkt aus dem Automaten


"Silber ist sprichwörtlich das Gold des kleinen Mannes", erklärt Michael Eubel, Abteilungsleiter im Bereich Sorten/Edelmetalle der Bayern LB. Es sei also ein Edelmetall-Investment für all jene, die kleinere Geldbeträge in Edelmetall investieren wollten. Gold ist im Vergleich 91,38 mal wertvoller als Silber, bei dem die Feinunze derzeit bei 16,50 Euro liegt (Stand: Donnerstag). Bei Silber-Corner.de würden insbesondere Silbermünzen stark nachgefragt. "Der Silberkunde ist der modernere, der Goldkunde eher konservativ", fasst Stirnweiß seine Erfahrungen im direkten Kundenkontakt zusammen. Kunden, die in Silber investierten, seien in der Regel risikofreudiger und spekulativer in ihrer Anlagestrategie. Ein Gegenpol gewissermaßen, zu den auf Sicherheit bedachten Goldanlegern.