Diepersdorfer Firma Bolta glänzt weltweit

5.7.2013, 07:00 Uhr
Diepersdorfer Firma Bolta glänzt weltweit

© Michael Matejka

Was am Ende wie massives Metall die Autokäufer weltweit beeindrucken soll, beginnt seinen Lebenszyklus als unscheinbares, bleiches Kunststoffkügelchen. Über 50 Prozessschritte, viel Chemie und teure Energie sind nötig, bis aus Kunststoffgranulat fein blitzende Chromteile geworden sind, die sich beispielsweise als Zierleisten oder Typzeichen auf vielen unserer Autos wiederfinden.

Die fränkischen Bolta Werke haben viel Geld, Technologie und Erfahrung investiert, um das Herstellungsverfahren im Lauf der Jahre zu perfektionieren. Der zur britischen Purico Ltd. gehörende Mittelständler konzentriert sich dabei nicht nur auf die Fertigung von Teilen, sondern liefert inzwischen auch ganze Systeme wie komplette Kühlerschutzgitter.

Große Fertigungstiefe

Die Diepersdorfer haben bei hoher Automatisierung eine große Fertigungstiefe und damit Wertschöpfung erreicht. Die im Spritzgussverfahren hergestellten Kunststoffrohlinge werden durch elektrolytische Galvanisierung und zunehmend auch durch Lackierung veredelt und dann – beispielsweise – als verchromte Hochglanz-Audi-Embleme an den Ingolstädter Autobauer geliefert – allein von den vier Ringen verlassen rund drei Millionen Stück jährlich die Fertigungshallen im Nürnberger Land.

Der Autobereich ist inzwischen Hauptumsatzträger. Ein kleiner Teil der Fertigung entfällt noch auf Sanitärarmaturen. Früher spielten zudem Kunststoffteile für die Multimedia-Industrie eine Rolle. Doch der Bereich wurde inzwischen aufgegeben.

Die Konzentration auf das Autogeschäft war offensichtlich die richtige Entscheidung: Erlöste der fränkische Mittelständler 2004 noch rund 30 Mio. €, so wurde jetzt, nur neun Jahre später, trotz dazwischen liegender globaler Finanzkrise beim Umsatz bereits die 100-Millionen-Euro-Marke nach oben durchstoßen. Die Galvanisierungsanlage läuft im Drei-Schicht-Betrieb, unterbrochen wird die Fertigung nur, wenn Wartungsarbeiten anstehen.

Riesensprung beim Umsatz

Der enorme Aufschwung gerade bei den Auto-Premiumherstellern – Bolta beliefert neben VW unter anderem auch Daimler, BMW und Audi — sorgte schon 2011 für einen Umsatzsprung von knapp 40 Prozent. Einen weiteren Schub brachte 2012 die Übernahme eines insolventen Anbieters im Bereich Spiegelkappenproduktion, so dass im abgelaufenen Geschäftsjahr die Erlöse noch einmal auf 119 Mio. € kletterten – im laufenden Jahr sind über 130 Mio. € angepeilt.

Ein solches Expansionstempo kommt natürlich nicht ohne erhebliche Investitionen zustande. Rund 50 Mio. € hat der Galvaniseur am Diepersdorfer Standort in den zurückliegenden fünf Jahren ausgegeben – damit wurden die Galvanik- und Spritzgusskapazitäten kräftig erweitert und eine hochmoderne neue Lackieranlage beschafft. Dazu kam auch noch ein neues Werk in Mexico für die internationale Expansion. Damit zählen die Mittelfranken heute zu den drei größten Galvanischen Betrieben überhaupt und sind Marktführer in Europa. Geschäftsführer der Bolta Werke ist seit 2006 Christian Falk, ein gebürtiger Diepersdorfer und bekennender Club-Fan.

Bolta profitiert vom Boom

Wie erklärt man sich selbst das außergewöhnliche Wachstum, das in diesem Jahr ganz aktuell vom bayerischen Wirtschaftsminister mit der Auszeichnung „Bayerns Best 50“ gewürdigt wurde? Dabei profitieren die Mittelfranken natürlich vom weltweiten Boom bei den Kfz-Premiumherstellern. „Wir haben aber auch zur rechten Zeit, als alle anderen die Produktion zurückfuhren, investiert und so unsere Qualität und Flexibilität weiter verbessert“, erklären Personalchef Kai Waldbauer und Thomas Meier, der Leiter der Unternehmensentwicklung.

Mit gespanntem Interesse verfolgt man bei Bolta derzeit die gespaltene Entwicklung am Automarkt. Während in den USA das Geschäft boomt – hier schauen sich die Diepersdorfer derzeit sogar neue Standorte an – und der asiatische Markt auf hohem Niveau einigermaßen stabil läuft, legt die Autokonjunktur in Europa gerade eine Vollbremsung hin.



Bei Bolta sieht man das relativ gelassen. „Wir spüren davon noch nichts“, betont Meier mit Hinweis auf die Hauptkunden des Unternehmens, die sich von der europäischen Autokonjunktur ein stückweit unabhängig gemacht haben: „Mit den Premiumherstellern sind wir in dieser Situation gut bedient.“

Vom Erfolg der Bolta Werke hat in den vergangenen Jahren auch der regionale Arbeitsmarkt profitiert. 2012 wurden erstmals in der bis ins Jahr 1921 zurückreichenden Firmengeschichte mehr als 1000 Mitarbeiter beschäftigt, darunter auch Zeitarbeitnehmer. „Das ist bei uns keine Kostenfrage, wir decken damit Mehrarbeitsspitzen ab“, erklärt Personalchef Waldbauer, das schnelle Wachstum wäre „mit der eigenen Mannschaft allein gar nicht zu stemmen gewesen.“

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