Luxus statt Masse

Dieses beliebte Modell will Mercedes bald nicht mehr produzieren

Stefanie Banner

Politik und Wirtschaft

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27.6.2022, 13:15 Uhr
Mercedes verändert seine Verkaufsstrategie und möchte künftig mit weniger Autos mehr Geld verdienen.

© Sebastian Gollnow/dpa Mercedes verändert seine Verkaufsstrategie und möchte künftig mit weniger Autos mehr Geld verdienen.

Bereits Ende Mai kündigte Mercedes-Chef Ola Källenius an, dass er drei von sieben Kompaktwagen streichen werde. Die Investitionen sollen in Modell fließen, die hohe Deckungsbeiträge abwerfen. Konkret genannt hat er nicht, welche Modelle wegfallen sollen.

Das Handelsblatt will aber aus Konzernkreisen erfahren haben, dass sich Mercedes künftig auf den Bau von CLA Coupé, GLA, GLB und CLA Shooting Brake konzentrieren werde. Die A-Klasse in allen Formen sowie die B-Klasse werden dagegen in drei bis vier Jahren eingestellt, wie die Zeitung berichtet. Mercedes wollte sich dazu nicht äußern, heißt es weiter.

Die Mercedes-A-Klasse gehört in ein paar Jahren der Vergangenheit an. Das beliebte Modell soll nicht mehr hergestellt werden.

Die Mercedes-A-Klasse gehört in ein paar Jahren der Vergangenheit an. Das beliebte Modell soll nicht mehr hergestellt werden. © Daimler

Das Ende der A-Klasse sei eine Zäsur für den Dax-Konzern und die Branche: Denn die Baureihe ist das meistverkaufte Fahrzeug von Mercedes in Europa und zählt neben dem VW Golf, dem Skoda Octavia, dem Toyota Corolla und dem Ford Focus zu den absoluten Bestsellern unter den Kompaktfahrzeugen.

Keine Konkurrenz zu Massenhersteller

Intern hadern laut Handelsblatt daher viele mit der Entscheidung. Mercedes setzt schon länger voll auf Luxus statt Masse. Doch einige im Führungskader plädieren für einen Mittelweg. Ein Aufsichtsrat warnt: "Kleinere Modelle müssen Teil der Familie mit Stern bleiben." Die Abkehr von A- und B-Klasse dürfe keinesfalls das schrittweise Aus aller Kompaktwagen bei Mercedes einleiten.

Der Schwede Källenius sehe das völlig anders: Immer wieder betont der 53-Jährige, keinesfalls mit Massenherstellern konkurrieren zu wollen. "Fokus ist eine Stärke", bläut der Skandinavier seiner Truppe ein, zitiert ihn das Handelsblatt. Dafür verknappe er das Angebot und erhöht die Preise. Das Ziel seines Vorgängers Dieter Zetsche, den Jahresabsatz von zuletzt 2,1 Millionen Fahrzeugen bis 2030 auf mehr als drei Millionen Einheiten zu steigern, hat Källenius revidiert.

60 Prozent Wachstum im Luxussegment

Mittelfristig strebe der Manager den Verkauf von maximal 2,5 Millionen Autos pro Jahr an - dafür verschiebe er den Produktmix. Das Volumen der Kompaktwagen soll auf dem Niveau des Vorjahres verharren, also bei rund 570.000 Fahrzeugen. In der gehobenen Mittelklasse will Mercedes dagegen mit Fabrikaten wie C-Klasse, EQC und E-Klasse ordentlich wachsen. Und ganz oben mit EQS, Maybach und AMG sogar um 60 Prozent zulegen.

Auch andere Premiumhersteller verfolgen einen ähnlichen Kurs, berichtet die Zeitung weiter. So streiche auch Audi mit dem A1 und dem Q2 seine Einstiegsmodelle. Doch so konsequent wie Mercedes setzt kein anderer deutscher Autobauer auf Luxus.

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