Ein Modegigant, made in Nürnberg: Die bewegte Wöhrl-Geschichte

6.9.2016, 14:17 Uhr
Seit mehr als 80 Jahren ziert das Nürnberger Modehaus Wöhrl die Einkaufspassagen zahlreicher Orte. Der Talisman, ein Knopf, ist dem Unternehmen ebenso treu geblieben, wie seine Führungsriege. Schließlich wird der Betrieb seit Gründungstagen aus Familienhand geführt. Nun droht dem mittelfränkischen Mode-Giganten die wohl schwerste Phase: Es droht die Insolvenz. Wir werfen einen Blick auf die bewegte und eindrucksvolle Historie des Unternehmens.
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Eine kleine Zeitreise beim Modegiganten Wöhrl

Seit mehr als 80 Jahren ziert das Nürnberger Modehaus Wöhrl die Einkaufspassagen zahlreicher Orte. Der Talisman, ein Knopf, ist dem Unternehmen ebenso treu geblieben, wie seine Führungsriege. Schließlich wird der Betrieb seit Gründungstagen aus Familienhand geführt. Nun droht dem mittelfränkischen Mode-Giganten die wohl schwerste Phase: Es droht die Insolvenz. Wir werfen einen Blick auf die bewegte und eindrucksvolle Historie des Unternehmens. © Roland Fengler

Er ist der Kopf hinter dem Erfolg: Rudolf Wöhrl fand als junger Mann einen Knopf in seinem Heimatort Dettingen auf der Straße. Das Kleidungsutensil trug er seitdem als Talisman mit sich. Jahre später ziert er das spätere Firmenlogo des Modegiganten.
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Ein Knopf wird zum Markenzeichen

Er ist der Kopf hinter dem Erfolg: Rudolf Wöhrl fand als junger Mann einen Knopf in seinem Heimatort Dettingen auf der Straße. Das Kleidungsutensil trug er seitdem als Talisman mit sich. Jahre später ziert er das spätere Firmenlogo des Modegiganten.

Mit dem "Zetka" - was ausgeschrieben für "zuverlässige Kleidung" steht - legte Wöhrl 1933 den Grundstein des Unternehmens. Das winzige Geschäft in der Nürnberger Ludwigsstraße 18 bot Kleidung für Herren und Knaben. Doch der zweite Weltkrieg hinterließ seine Spuren. Das Geschäftshaus wurde am 2. Januar 1945 bei einem Luftangriff in Nürnberg völlig zerstört und zwang Wöhrl zu seinem Neuanfang.
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1933: Der erste Meilenstein

Mit dem "Zetka" - was ausgeschrieben für "zuverlässige Kleidung" steht - legte Wöhrl 1933 den Grundstein des Unternehmens. Das winzige Geschäft in der Nürnberger Ludwigsstraße 18 bot Kleidung für Herren und Knaben. Doch der zweite Weltkrieg hinterließ seine Spuren. Das Geschäftshaus wurde am 2. Januar 1945 bei einem Luftangriff in Nürnberg völlig zerstört und zwang Wöhrl zu seinem Neuanfang.

Angetrieben von seiner Frau Berta wurde das Kleidungsunternehmen wieder aufgebaut. 1949 entstand am Weißen Turm, im Rückgebäude des alten Geschäftshauses in der Vorderen Ledergasse 17, ein neues Modehaus. Auf der damals 60 Quadratmeter großen Verkaufsfläche waren 15 Angestellte beschäftigt.
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Das Wöhrl Haus am Weißen Turm

Angetrieben von seiner Frau Berta wurde das Kleidungsunternehmen wieder aufgebaut. 1949 entstand am Weißen Turm, im Rückgebäude des alten Geschäftshauses in der Vorderen Ledergasse 17, ein neues Modehaus. Auf der damals 60 Quadratmeter großen Verkaufsfläche waren 15 Angestellte beschäftigt.

Die Aufnahme von 1951 zeigt das Kaufhaus am Weißen Turm. Hier legten ausländische Zwangsarbeiter 1945 ein Feuer, das Haus wurde von Hans Levy wieder aufgebaut und 1984 von Rudolf Wöhrl übernommen.
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Der Wiederaufbau nach dem Krieg

Die Aufnahme von 1951 zeigt das Kaufhaus am Weißen Turm. Hier legten ausländische Zwangsarbeiter 1945 ein Feuer, das Haus wurde von Hans Levy wieder aufgebaut und 1984 von Rudolf Wöhrl übernommen.

Wie prestigeträchtig das Objekt am Ludwigsplatz für das Unternehmen werden sollte, haben die Verantwortlichen wohl nicht geahnt. Vor 67 Jahren wurde dort das erste Mal der Knopf im Firmenlogo integriert - entworfen vom Nürnberger Grafiker Heinz Schillinger.
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Der Start des Knopf-Image

Wie prestigeträchtig das Objekt am Ludwigsplatz für das Unternehmen werden sollte, haben die Verantwortlichen wohl nicht geahnt. Vor 67 Jahren wurde dort das erste Mal der Knopf im Firmenlogo integriert - entworfen vom Nürnberger Grafiker Heinz Schillinger. ©  Daniel Karmann (dpa)

Es ist wohl unbestritten, dass das Kaufhaus deshalb als Aushängeschild der Wöhrl-Historie zählt. Das Objekt am Weißen Turm wurde deshalb 1986 weiter ausgebaut. Das Bild liegt natürlich schon ein paar Jährchen länger zurück.
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Wie ein Kaufhaus die Geschichte prägt

Es ist wohl unbestritten, dass das Kaufhaus deshalb als Aushängeschild der Wöhrl-Historie zählt. Das Objekt am Weißen Turm wurde deshalb 1986 weiter ausgebaut. Das Bild liegt natürlich schon ein paar Jährchen länger zurück.

Nach fast 40 Jahren treten die Söhne in die Fußstapfen von Rudolf Wöhrl. 1970 übernehmen Hans Rudolf und Gerhard (links) das Traditions-Unternehmen. Mit vier weiteren Filialen steigt die Mitarbeiterzahl inzwischen auf 500, der Jahresumsatz auf umgerechnet 35 Millionen D-Mark. Auch die kommenden Jahre sind weiter von Erfolgen geprägt. Expansionen, Modepreise und Auszeichnungen sind dem neuen Führungsgespann zuzuschreiben.
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Der Start in die neue Generation

Nach fast 40 Jahren treten die Söhne in die Fußstapfen von Rudolf Wöhrl. 1970 übernehmen Hans Rudolf und Gerhard (links) das Traditions-Unternehmen. Mit vier weiteren Filialen steigt die Mitarbeiterzahl inzwischen auf 500, der Jahresumsatz auf umgerechnet 35 Millionen D-Mark. Auch die kommenden Jahre sind weiter von Erfolgen geprägt. Expansionen, Modepreise und Auszeichnungen sind dem neuen Führungsgespann zuzuschreiben. © Superreich

In den 70er Jahren kamen viele neue Filialen hinzu. Hier zeigt sich Rudolf Wöhrl senior mit Sohn Gerhard vor dem Eingang des neunten Wöhrl-Hauses im Einkaufszentrum in Langwasser.
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Wöhrl wächst immer weiter

In den 70er Jahren kamen viele neue Filialen hinzu. Hier zeigt sich Rudolf Wöhrl senior mit Sohn Gerhard vor dem Eingang des neunten Wöhrl-Hauses im Einkaufszentrum in Langwasser.

Na, erkennen sie diese Dame? Damals war sie noch unter dem Namen Dagmar Winkler als "Miss Germany" bekannt.
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Auch im Privatleben tut sich einiges

Na, erkennen sie diese Dame? Damals war sie noch unter dem Namen Dagmar Winkler als "Miss Germany" bekannt. © NN-Bildarchiv

1984 heiratete sie Hans Rudolf und machte sich später als CSU-Bundestagsabgeordnete Dagmar Wöhrl einen Namen.
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Dagmar und Hans Rudolf Wöhrl

1984 heiratete sie Hans Rudolf und machte sich später als CSU-Bundestagsabgeordnete Dagmar Wöhrl einen Namen. © Superreich

Die Wöhrl-Akademie wurde 1988 auf Schloss Reichenschwand ins Leben gerufen. Dort führt das Unternehmen Weiterbildungsmaßnahmen für die Mitarbeiter der Rudolf Wöhrl AG durch. Hans Rudolf (links) und Gerhard Wöhrl (rechts) präsentieren sich stolz vor dem Gebäude.
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Gründung der Wöhrl-Akademie

Die Wöhrl-Akademie wurde 1988 auf Schloss Reichenschwand ins Leben gerufen. Dort führt das Unternehmen Weiterbildungsmaßnahmen für die Mitarbeiter der Rudolf Wöhrl AG durch. Hans Rudolf (links) und Gerhard Wöhrl (rechts) präsentieren sich stolz vor dem Gebäude. © Superreich

Hans Rudolf Wöhrl blieb bis 2002 im operativen Geschäft. Danach widmete er sich seiner großen Leidenschaft, der Fliegerei. Indes übernahm sein Bruder Gerhard im Jahr 2004 die Mehrheit am Textilbetrieb.
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Der Nächste "fliegt" von Bord

Hans Rudolf Wöhrl blieb bis 2002 im operativen Geschäft. Danach widmete er sich seiner großen Leidenschaft, der Fliegerei. Indes übernahm sein Bruder Gerhard im Jahr 2004 die Mehrheit am Textilbetrieb. © dpa

Das Stammhaus wird 2004 zum Flagship-Store. Mit dem ersten Adidas-Performance-Center findet die Modernisierung auch im traditionsreichen Wöhrl-Kaufhaus Einklang. Fortan zählt es zu den größten Mode- und Sporthäusern Deutschlands. Zudem wird der erste U-eins Concept Store, ein Young-Fashion-Konzept von Wöhrl, dort ins Leben gerufen.
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Das Stammhaus wird moderner

Das Stammhaus wird 2004 zum Flagship-Store. Mit dem ersten Adidas-Performance-Center findet die Modernisierung auch im traditionsreichen Wöhrl-Kaufhaus Einklang. Fortan zählt es zu den größten Mode- und Sporthäusern Deutschlands. Zudem wird der erste U-eins Concept Store, ein Young-Fashion-Konzept von Wöhrl, dort ins Leben gerufen. © Lisa Weixelbaum

Im Jahr 2010 zieht sich auch Gerhard Wöhrl aus dem Unternehmen zurück. Sein Nachfolger kommt in Person von Marcus Kossendey (Foto) jedoch nicht aus der eigenen Familie. Dennoch nehmen die Wöhrl-Nachfahren weiterhin eine wichtige Stellung im Betrieb ein.
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Wöhrl bleibt seiner Linie treu

Im Jahr 2010 zieht sich auch Gerhard Wöhrl aus dem Unternehmen zurück. Sein Nachfolger kommt in Person von Marcus Kossendey (Foto) jedoch nicht aus der eigenen Familie. Dennoch nehmen die Wöhrl-Nachfahren weiterhin eine wichtige Stellung im Betrieb ein. © Thomas Scherer/oh

Mit seinem Sohn - damals 31 Jahre jung - fungieren weiterhin Familienangehörige im Aufsichtsrat. Nur kurz darauf übernimmt Olivier Wöhrl im Januar 2012 dann auch die Führungsrolle des Mode-Imperiums. Er wird der neue Vorstandsvorsitzende der Rudolf Wöhrl AG. Der Vertrag mit Kossendey wurde wieder aufgelöst.
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Olivier Wöhrl leitet nun die Geschäfte

Mit seinem Sohn - damals 31 Jahre jung - fungieren weiterhin Familienangehörige im Aufsichtsrat. Nur kurz darauf übernimmt Olivier Wöhrl im Januar 2012 dann auch die Führungsrolle des Mode-Imperiums. Er wird der neue Vorstandsvorsitzende der Rudolf Wöhrl AG. Der Vertrag mit Kossendey wurde wieder aufgelöst. © Anestis Aslanidis

2013 gelingt der nächste Coup der Wöhrls. Die Textilkette Sinn Leffers gehört fortan zum Besitz der Familie Gerhard Wöhrl. Damit schnitt sich das Unternehmen aber wohl in das eigene Fleisch. Restrukturierungsexperte Dr. Christian Gerloff kritisierte die Übernahme und betitelte sie als "Managementfehler". Wohl auch einer der Gründe für die prekäre Lage des Modekonzerns.
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Wöhrl übernimmt SinnLeffers

2013 gelingt der nächste Coup der Wöhrls. Die Textilkette Sinn Leffers gehört fortan zum Besitz der Familie Gerhard Wöhrl. Damit schnitt sich das Unternehmen aber wohl in das eigene Fleisch. Restrukturierungsexperte Dr. Christian Gerloff kritisierte die Übernahme und betitelte sie als "Managementfehler". Wohl auch einer der Gründe für die prekäre Lage des Modekonzerns. © dpa

Im Herbst 2016 wurde Insolvenz beantragt. Im Januar 2017 sprachen sich die Gläubiger für den Wöhrl-Enkel Christian Greiner als Eigentümer aus und gaben grünes Licht für dessen Sanierungspläne. Wöhrl will nach der Sanierung mit frisch motivierten Mitarbeitern und der Konzentration auf weniger Marken durchstarten.
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Im Herbst 2016 wurde Insolvenz beantragt. Im Januar 2017 sprachen sich die Gläubiger für den Wöhrl-Enkel Christian Greiner als Eigentümer aus und gaben grünes Licht für dessen Sanierungspläne. Wöhrl will nach der Sanierung mit frisch motivierten Mitarbeitern und der Konzentration auf weniger Marken durchstarten. © Eduard Weigert

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