Am 18. Juli ist Nelson-Mandela-Tag 

"Entwicklungshilfe ist auch ein Fluch": Nürnberger sammelt für Bildungsprojekt in Südafrika

18.7.2021, 05:55 Uhr

© WALTER DHLADHLA, AFP

Zahlen beschäftigten Wolfgang Handt bereits sein ganzes Berufsleben: 35 Jahre lang stand er an der Führungsspitze des Konzerns Schwan-Stabilo in Heroldsberg, doch aufgewachsen ist er in der Zeit der Apartheid auf einer Farm in Namibia. Seine Eltern züchteten Rinder, er ging in Windhoek zur Schule und diente in der südafrikanischen Armee in Angola - sein Lebenslauf ist eng mit Afrika verknüpft.

In Zahlen gefasst, fällt Handts Blick in diesen Tagen so aus: Getrieben von der Delta-Variante bleiben die Ansteckungszahlen in Südafrika besonders hoch, bislang wurden dort etwa 2,2 Millionen Infektionen dokumentiert, fast 64.000 Menschen starben an den Folgen einer Infektion. Geimpft sind nur knapp drei Millionen der insgesamt knapp 60 Millionen Einwohner.

Südafrika: Corona-Lockdown verlängert

Hohe Fallzahlen und eine niedrige Impfquote - dies führt dazu, dass das Land seine Corona-Begrenzungen verlängert. Reisen sind nur noch geschäftlich erlaubt, zu den nächtlichen Ausgangsbeschränkungen kommt ein Alkoholverbot und öffentliche Schulen bleiben bis Ende Juli geschlossen.

Und doch gibt es, mitten in der Pandemie, in der Region rund um Kapstadt auch Hoffnung. Und dies ist auch den Lesern dieser Zeitung zu verdanken. Seit wir im Herbst 2020 über den Lebenslauf und das Engagement von Wolfgang Handt berichtet haben, gingen über 10.000 Euro Spenden für die Stiftung "Go for Gold" ein, vor Ort ist die Dankbarkeit groß. Mit seinem Rotary-Club Nürnberg-Reichswald sammelt Wolfgang Handt seit sechs Jahren Spenden. Denn ohne brauchbare Straßen, Bewässerungssysteme und Strom kann kein Land funktionieren - deshalb fördert die Stiftung Jugendliche, die eine technische Karriere im Ingenieurwesen anstreben.

© Roland Fengler, NNZ

Handts Credo: "Entwicklungshilfe ist nicht nur ein Segen, sondern auch ein Fluch. Wer vom Betteln leben kann, wird nichts verändern wollen." Er selbst machte an der Universität von Kapstadt den Abschluss als Wirtschaftsprüfer, in London setzte er ein Management-Studium darauf. Nun fördert er talentierte Jugendliche aus den Armenvierteln der westlichen Kap-Region.

"Go for Gold" wurde 1999 in Zusammenarbeit mit dem südafrikanischen Bildungsministerium, mehreren Unternehmen und der Zivilgesellschaft der Westkap-Region gegründet, über 400 Jugendliche aus benachteiligten Gemeinden wurden bereits gefördert, haben einen Hochschulabschluss abgelegt und eine entsprechende Stelle gefunden.

Schulung für die Selbständigkeit

Doch in dieser Corona-geplagten Zeit ist es auch mit Uni-Abschluss schwierig, einen Arbeitsplatz zu finden, der erneute harte Lockdown in Südafrika setzt die Unternehmen wirtschaftlich schwer unter Druck.

Auch deshalb verfolgt die Stiftung, so teilt deren örtliche Sprecherin Karen Rademeyer mit, aktuell zwei Schwerpunkte: Um die Schulungen der Studenten im Homeoffice zu verbessern, wird in Laptops und Drucker investiert. Dazu werden 48 Studenten, die bereits ihre Abschluss in der Tasche haben, ein halbes Jahr lang weiter geschult. Sie sollen, unter anderem mit Hilfe von Unternehmensberatern, lernen, wie sie selbst eine Existenz gründen und sich selbstständig machen können.

An diesem Sonntag wird ganz Südafrika, und im Nürnberger Land auch die Familie Handt, an den früheren Präsidenten Nelson Mandela denken: Im Jahr 2009 haben die Vereinten Nationen den 18. Juli, den Geburtstag des früheren Präsidenten, zum internationalen Nelson-Mandela-Tag erklärt. Der Mandela-Tag ist ein Aufruf für wohltätige Taten von und für Menschen rund um den Globus – die Idee ist, Verantwortung zu übernehmen und die Welt Schritt für Schritt, so wie es Nelson Mandela tat, zu verbessern.

"67 ist die Schlüsselzahl"

Wie man sich am Nelson-Mandela-Tag beteiligt? "67 ist die Schlüsselzahl", so Wolfgang Handt. Die 67 steht symbolisch für jedes Jahr, das Nelson Mandela aktiv für Gerechtigkeit und Menschenrechte gekämpft hat. Aufgrund seiner Aktivitäten gegen die Apartheidpolitik in seiner Heimat saß Mandela von 1963 bis 1990 insgesamt 27 Jahre im Gefängnis. Staatspräsident Frederik W. de Klerk ließ ihn frei, am 11. Februar 1990 kam Mandela aus der Haft.

Bereits am Tag seiner Freilassung sprach Nelson Mandela vom Balkon des Rathauses in Kapstadt und leitete nur wenige Tage später in einer Rede vor 120.000 Zuhörern öffentlich seine Politik der Versöhnung ein. "Diese Leistung ist unvorstellbar", sagt Wolfgang Handt. Er selbst weiß von Bekannten und Verwandten, dass Menschen mit weißer Hautfarbe damals mit geladenen Waffen unter ihren Kopfkissen schliefen. "Die Angst vor Rache nach der Ungerechtigkeit der Apartheid war wirklich groß." Für ihre Leistung erhielten Nelson Mandela und Frederik W. de Klerk 1993 den Friedensnobelpreis.

"Der Wille zur Versöhnung nach 27 Jahren Zuchthaus ist einfach großartig, regelrecht unglaublich. Da können wir doch selbst Gutes tun. Und im Gedenken 67 Personen ansprechen, und um Spenden bitten oder einfach selbst 67 Euro für Go for Gold spenden", wirbt Wolfgang Handt.


16.000 Euro Spenden von Rotary und Inner Wheel

12.000 Euro sammelte Wolfgang Handt über die sechs Rotary-Clubs Fürth, Nürnberg, Nürnberg-Fürth, Nürnberg-Kaiserburg, Nürnberg-Neumarkt und Nürnberg-Reichswald. An dem Projekt beteiligten sich auch die drei Inner Wheel Clubs Erlangen, Nürnberg und Nürnberg-St.Lorenz. Inner Wheel stellt die Freundschaft und den Dienst am Nächsten in den Vordergrund. Der Rotary-Distrikt 1880 stockte mit 4.000 Euro auf. Insgesamt gehen 16.000 Euro an "Go for Gold".

In Rotary-Clubs haben sich Angehörige verschiedener Berufe unabhängig von politischen und religiösen Richtungen zusammengeschlossen. Als Ziele nennt Rotary humanitäre Dienste, Einsatz für Frieden und Völkerverständigung sowie Dienstbereitschaft im täglichen Leben.

Inner Wheel Clubs sind die größten, unabhängigen Service-Clubs nur für Frauen.

Wer spenden will: Verein Sozialfonds RC Reichswald. IBAN: DE77 7607 0024 0672 7010 01, Verwendungszweck "Aktion Nelson Mandela Tag".


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