Massive Erhöhung

So teuer wird der Strom 2023 in Nürnberg, Fürth und Erlangen

28.11.2022, 09:27 Uhr
Die Preiserhöhungen zum Jahresbeginn fallen bundesweit sehr unterschiedlich aus. Mancherorts werden die Strompreise mehr als verdoppelt.

© Hauke-Christian Dittrich, NN Die Preiserhöhungen zum Jahresbeginn fallen bundesweit sehr unterschiedlich aus. Mancherorts werden die Strompreise mehr als verdoppelt.

In viele Haushalte sind jüngst Preiserhöhungen ihrer Stromversorger geflattert - mit teils drastischen Anhebungen. Mancherorts wird der Preis sogar mehr als verdoppelt. In Nürnberg erhöht sich der Energiepreis zum 1. Januar 2023 beim meistgewählten Produkt "Strom Smart" nach Angaben des Netzbetreibers N-Ergie im Schnitt von 23,49 Cent auf 44,77 Cent pro kWh. Der monatliche Grundpreis wird hier aufgrund höherer Netzentgelte um 0,99 Euro (brutto) erhöht, heißt es. Für einen Haushalt, der in diesem Tarif pro Jahr 3.500 kWh verbrauche, beliefen sich so die monatlichen Mehrkosten auf rund 63 Euro. "Da sich die Strompreise der N‑Ergie aktuell auf einem im Vergleich sehr niedrigen Niveau befinden, fällt die relative Steigerung deutlich aus: die monatlichen Kosten steigen um rund 80 Prozent", erklärt der Stromversorger.

Auch die rund 70.000 Kunden der Erlanger Stadtwerke müssen bald mehr für ihren Strom zahlen: "Unsere Kunden haben bis Ende Januar eine Preisgarantie, daher erhöhen wir erst ab 1. Februar 2023", erklärt Pressesprecher Claus Göbel. Der Preis pro Kilowattstunde steige dann in der Grundversorgung von bisher 26,37 Cent auf 43,7 Cent. Der jährliche Grundpreis beträgt ab 1. Februar 100,82 Euro statt bisher 72 Euro. In der Grundversorgung müsse ein Beispielhaushalt, mit einem Verbrauch von 2.500 kWh, jährlich rund 460 Euro mehr ausgeben. Ab 1. Februar zahlt die Beispielfamilie 1.193 Euro jährlich, bisher waren es nur rund 731 Euro. "In der Grundversorgung wird es um rund 63 Prozent teurer. Auch bei den Sonderprodukten gibt es Steigerungen zwischen 60 und 70 Prozent", sagt Göbel.

Auch beim Fürther Versorger Infra wurde betont, dass die Erhöhung je nach Tarif leicht variieren könne. Ein Drei-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 3.000 kWh zahle im neuen Jahr etwa 140 Euro im Monat für Strom - vor dem Jahreswechsel kostete die gleiche Strommenge noch rund 73 Euro pro Monat.

N‑Ergie, Infra und die Erlanger Stadtwerke sind kein Einzelfall: "Das neue Jahr beginnt mit einer massiven Preiserhöhungswelle beim Strom", sagt der Energieexperte des Vergleichsportals Verivox, Thorsten Storck. Grundversorger müssten nun die höheren Marktpreise nach und nach an ihre Kundinnen und Kunden weitergeben.

Was der Gaspreis damit zu tun hat

Als eine Hauptursache für die gestiegenen Strompreise gilt der extrem gestiegene Gaspreis infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Im Börsengroßhandel bestimmt die inzwischen teure Stromerzeugung durch Gaskraftwerke oft den Strompreis für alle anderen Erzeugungsarten.

Dem Vergleichsportal Check24 sind schon mehr als 580 Fälle von Strompreiserhöhungen in der Grundversorgung zum Jahreswechsel bekannt geworden. "Davon sind rund 7,3 Millionen Haushalte betroffen", berichtet das Unternehmen. Die Erhöhungen betrügen im Schnitt 60,5 Prozent.

"Die Strompreiserhöhungen zum Jahreswechsel fallen teils drastisch aus", sagt auch der Energieexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, Udo Sieverding. "Leider sind die Neukundentarife über die Vermittlungsportale noch höher, so dass ein Anbieterwechsel in den meisten Tarifgebieten keine Ersparnis bringt." Dies dürfte sich erst im Laufe der nächsten Monate ändern. Kunden in der Grundversorgung hätten momentan daher keine Wahl.

"Kunden außerhalb der Grundversorgung sollten bei Preiserhöhungen sogar in Erwägung ziehen, vom Sonderkündigungsrecht Gebrauch zu machen und sich in die Grundversorgung fallen zu lassen", rät der Verbraucherschützer. Der Grundversorgungstarif galt früher als eher teurer Tarif. Mancherorts liegt er schon jetzt unterhalb von Sondertarifen anderer Anbieter.

Die deutlichen Erhöhungen zum Jahreswechsel sind nicht die ersten in der jüngeren Vergangenheit: Nach Berechnungen von Check24 zahlte ein Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 5000 Kilowattstunden (kWh) im November 2020 im Schnitt 29,4 Cent pro kWh. Ein Jahr später waren es 31,6 Cent. Derzeit (November 2022) liegt der Durchschnitt bei 42,7 Cent.

Experte: Haushaltpreise für Strom bleiben dauerhaft hoch

Und wie geht es mit den Strompreisen weiter? Der Strommarkt-Experte Mirko Schlossarczyk vom Beratungsunternehmen Enervis geht nicht davon aus, dass die Strompreise für Haushalte in den kommenden Jahren wieder auf das Niveau vor dem Ukraine-Krieg sinken werden. Er rechnet damit, dass die Verbraucherpreise 2023 und 2024 im Schnitt deutlich über 40 Cent je Kilowattstunde brutto betragen werden. Auch in den Jahren danach würden 40 Cent wohl nicht unterschritten, vereinzelt seien sogar 50 Cent möglich.

Verwandte Themen