Europa plant Revolution beim Elektroschrott

25.11.2020, 18:37 Uhr
Geht es nach der Mehrheit im EU-Parlament, soll künftig weniger Elektroschrott weggeworfen werden.

© Daniel Reinhardt, NZ Geht es nach der Mehrheit im EU-Parlament, soll künftig weniger Elektroschrott weggeworfen werden.

23 Kilogramm Elektroschrott produziert jeder Bundesbürger im Jahr – von einem nachhaltigen Binnenmarkt kann da wohl keine Rede sein. Das Europäische Parlament hat am Mittwoch einen neuen Weg gewiesen: Mit großer Mehrheit votierten die Abgeordneten für die Wieder- und Weiterverwertung.

Umfassende Informationen für den Kunden

Was den Volksvertretern vorschwebt, ist nichts weniger als eine kleine Revolution auf dem Markt der Elektrogeräte: So soll der Kunde schon beim Kauf umfassende Informationen über die Lebensdauer eines Produktes sowie über die Möglichkeiten, es später zu recyceln, bekommen.

Die Wartungsanleitung müsste ausführliche Informationen über mögliche Reparaturen enthalten. Ersatzteile zu fairen Preisen sollen die Hersteller für den gesamten Zeitraum der geschätzten Haltbarkeit vorhalten und innerhalb einer bestimmten Frist auch liefern. Und musste ein Gerät repariert werden, soll die Garantie wieder neu beginnen.

Sogenannte Sollbruchstellen, die ein Unternehmen bei seinen Produkten einbaut, damit es spätestens nach einer bestimmten Nutzungsdauer nicht mehr funktioniert (Obsoleszenz), wollen die Abgeordneten unter Strafe stellen.


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Die Abgeordneten sehen die Bürger bei diesem Vorstoß hinter sich. Bei einer Eurostat-Umfrage gaben 77 Prozent der Befragten an, dass sie gerne und häufiger ein Gerät reparieren lassen würden, anstatt es zu entsorgen – vorausgesetzt, die Kosten für eine Wiederherstellung seien fair und vertretbar.

Heftige Kritik von Christdemokraten und Liberalen

Doch es gibt auch heftige Kritik. Christdemokraten und Liberale weigerten sich, den Vorschlag mitzutragen, mit dem die EU-Kommission zu einem entsprechenden Gesetzesvorschlag aufgefordert werden soll.

Andreas Schwab (CDU), Sprecher der EVP-Fraktion in der europäischen Abgeordnetenvertretung, wehrte sich vor allem gegen handwerkliche Fehler sowie eine Überforderung der Unternehmen – beispielsweise durch die verpflichtende Angabe „über die vermutete Lebensdauer eines Produktes“.

Geduld mit der Industrie ist am Ende

Doch die Bereitschaft der meisten Abgeordneten, der Wirtschaft eine weitere Schonfrist einzuräumen, ist nach der Rangelei um einheitliche Ladekabel für Mobiltelefone und andere Geräte kaum noch vorhanden. Schon vor zehn Jahren hatten Parlament und Kommission die Hersteller aufgefordert, den ständigen Wechsel von Steckern zu beenden, so dass die Ladegeräte auch für Nachfolgeprodukte nutzbar sind.

Gebracht hat das wenig bis gar nichts. Nun soll die EU-Behörde entsprechende Gesetze erlassen. Im ersten Halbjahr 2021 sind neue Vorschriften angekündigt, die dann 2022 in Kraft treten würden.

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