Exportschlager: Bayerisches Bier ist auch im Ausland beliebt

23.4.2019, 05:55 Uhr
Bayerisches Bier ist rund um den Globus gefragt. Und auch das Oktoberfest inklusive weiß-blauer Tischdekoration findet an vielen Orten Nachahmer, wie hier im US-Bundesstaat Wisconsin.

© Aaron Lavinsky/Minneapolis Star Tribune/dpa Bayerisches Bier ist rund um den Globus gefragt. Und auch das Oktoberfest inklusive weiß-blauer Tischdekoration findet an vielen Orten Nachahmer, wie hier im US-Bundesstaat Wisconsin.

Beim Telefonat mit dieser Zeitung sitzt Georg Rittmayer gerade im Auto und passiert Sterzing in Südtirol: Der Präsident des Verbands "Private Brauereien Bayern" und Eigentümer der Brauerei Rittmayer aus Hallerndorf ist auf dem Heimweg aus Bozen. Dort hat er – ganz privat – einen befreundeten Brauer besucht. Aber auch geschäftlich verbindet den Oberfranken einiges mit Italien: Knapp 2000 der 28.000 Hektoliter, die Rittmayer im Jahr produziert, gehen in den Export, Italien ist dabei sein wichtigster Auslandsmarkt.

Ausfuhren nach Russland um fast 50 Prozent gestiegen

Damit liegt Rittmayer auf einer Linie mit den anderen Bierproduzenten im Freistaat. Italien ist für die 654 bayerischen Braustätten seit vielen Jahren das Exportland Nummer eins. 2017 und 2018 flossen jeweils rund 1,5 Millionen Hektoliter über die Alpen. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Belgien und Russland. Wobei die Lust der Russen auf den Gerstensaft aus Bayern zuletzt geradezu explodierte. Die Ausfuhren sprangen um fast 50 Prozent auf 584.000 Hektoliter nach oben, berichtet Manfred Newrzella vom Bayerischen Brauerbund.

Insgesamt haben die bayerischen Brauer 2018 aktuellen Zahlen des Brauerbunds zufolge rund sechs Millionen Hektoliter für den Export hergestellt. Seit langem werde bayerisches Bier jenseits der Landesgrenzen tendenziell immer beliebter. Die Exportquote der Brauer lag 2018 bei rund 23 Prozent, wie das Landesamt für Statistik pünktlich zum Tag des Bieres am 23. April mitteilt. In Zeiten, in denen der Bierdurst im Inland sinkt, ist der Verkauf in andere Länder besonders wichtig.

Ein Wermutstropfen: China hat dem Wachstum zuletzt einen Dämpfer verpasst. Der Export ins Land der Mitte ist 2018 um zwölf Prozent gesunken. China fiel damit auf den vierten Platz im bayerischen Export-Ranking zurück – und liegt nun vor den Niederlanden, den USA und der Schweiz. Der Grund für den Rückgang: Im Land der Mitte sei nur noch "Billigbier" gefragt, konstatiert Manfred Newrzella.

Dass China ein schwieriges Pflaster ist, hat einst auch Georg Rittmayer gespürt. Von 2012 bis 2014 war der Oberfranke in Fernost vertreten. Aber schon damals hätten große Konzerne dort die Preise verdorben. Bei Billigangeboten wollte Rittmayer aber nicht mitmachen. Sein Motto: "Entweder ihr nehmt mein Bier oder ihr lasst es sein."

Andere Länder, andere Geschmäcker

Ab welcher Produktionsmenge die Ausfuhr überhaupt sinnvoll ist? Eine genaue Grenze gibt es nicht. Der Export sei aber natürlich mit Kosten verbunden, so Newrzella. Es müssen Flaschenetiketten für den Auslandsmarkt angefertigt werden, die Ware muss transportiert werden. Und auch das dürfe niemand vergessen: Hinter den Grenzen herrschten sowohl andere Gesetze als auch andere Geschmäcker.


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Vor allem die kleinen Bierhersteller konzentrieren sich daher oft lieber auf ihre Region. Leichter zu stemmen ist der Schritt ins Ausland für die großen. So ist der Export für die Nürnberger Tucher Bräu "ein wichtiger Bereich, der zuletzt nochmals an Bedeutung gewonnen hat", sagt Marketingchef Kai Eschenbacher. Die wichtigsten Märkte sind Italien, die USA, China, Japan und Australien. Konkrete Zahlen nennt die Brauerei, die zur Radeberger Gruppe gehört, nicht.

Was in ausländischen Restaurants und Bars ebenfalls oft über die Theke gereicht wird: Paulaner aus München, die Schneider Weiße aus Kelheim oder auch das Erdinger Weißbier. Als großer Exporteur gilt in der Branche zudem die Brauerei Kaiserdom aus Bamberg.

Zurückhaltung übt dagegen die Neumarkter Lammsbräu. Das Unternehmen, das auf Ökologie großen Wert legt, hat im vergangenen Jahr rund 100.000 Hektoliter Bier und knapp 140 000 Hektoliter alkoholfreie Getränke produziert. Nur drei Prozent davon gehen jedoch ins Ausland – und hier vor allem nach Österreich und in die Schweiz. Denn lange Lieferwege passen nicht zur nachhaltigen Ausrichtung. Die Oberpfälzer wachsen dennoch. Mit ihrer Bio-Ausrichtung können sie bei vielen Verbrauchern in der Heimat punkten.

Franken wollen mehr Pfand

Einen Sonderweg der fränkischen Brauer beim Thema Pfand kündigt derweil Verbandspräsident Rittmayer an: Mit acht Cent pro Flasche sei der Einsatz viel zu niedrig. Denn die Wiederbeschaffung koste 19 bis 20 Cent. Sollte sich die Branche nicht auf ein höheres Pfand einigen, so wollten die Franken dies im Alleingang einführen. Rittmayer sieht dabei nach eigener Einschätzung 90 Prozent seiner Kollegen hinter sich.

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