Jahresbilanz 2021

Fettes Plus: Siemens ist trotz Pandemie auf der Überholspur

11.11.2021, 15:19 Uhr
Roland Busch, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG, während der Jahrespressekonferenz des Konzerns.

© Sven Hoppe, dpa Roland Busch, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG, während der Jahrespressekonferenz des Konzerns.

Roland Busch hat die Zeichen der Zeit erkannt. Kaum ein anderer Spitzenmanager in Deutschland nimmt das Wort „Nachhaltigkeit“ so oft in den Mund wie der Vorstandsvorsitzende von Siemens. Das war nun auch bei der Vorstellung der Jahresbilanz des Technologiekonzerns nicht anders.

So bekennt sich Siemens laut Busch zu seiner Verantwortung für den Planeten unter anderem damit, dass der Konzern in China eine Null-Emissions-Initiative fährt. Das heißt, dass das dortige Wirken des High-Tech-Riesen bis zum Jahr 2030 klimaneutral gestaltet werden soll.

Ein "herausragendes Jahr"

Nicht nur das kommt gut an bei Kundschaft und Aktionären – Busch hat nebenbei blendende Zahlen vorzuweisen. Er selbst spricht gar von einem „herausragenden Jahr“ in der Firmengeschichte. Viele Geschäftsfelder wiesen demnach zweistellige Zuwachsraten auf. Der Gewinn sprang ein Jahr nach dem Führungswechsel um 59 Prozent auf 6,7 Milliarden Euro. Damit übertraf der Konzern seine Prognose, die er im Laufe des Geschäftsjahres immer wieder erhöht hatte.

Auch den Aktionären kommt die Gesamtentwicklung zugute: Die Dividende soll um 50 Cent auf 4 Euro je Aktie steigen. „Mit einem Free Cash Flow auf Rekordniveau, starkem Umsatzwachstum und gleichzeitig hoher Profitabilität stellen wir erneut die Leistungsfähigkeit und Resilienz von Siemens unter Beweis“, ergänzt Ralf P. Thomas, Finanzvorstand der Siemens AG.

Spürbare Erholung

„Die spürbare Erholung der Wirtschaft hat uns beflügelt“, erläutert Busch – trotz Gegenwind durch beispielsweise gestiegene Rohstoffpreise oder immer wieder auftauchende Lieferengpässe. Tatsächlich ist der Konzern bislang verhältnismäßig gut durch die Corona-Krise gekommen. Jetzt profitiere man von der Erholung der Märkte, und den von der Pandemie angeschobenen Entwicklungen, heißt es.

Allerdings bleibe das Gesamtumfeld schwierig, so der Konzernchef. Eine spürbare Entspannung des gesamtwirtschaftlichen Umfelds erwartet er für die erste Jahreshälfte 2022 eher nicht: „Wir haben weiterhin Herausforderungen durch die Pandemie, Risiken in der Lieferkette, Teilemangel und steigende Kosten“, führt er aus.

Den nackten Zahlen sieht man die vom Siemens-Chef genannten Risiken nicht an. Der Umsatz ist im laufenden Jahr um 13 Prozent auf 62,3 Milliarden Euro gestiegen (2020: 55,3 Milliarden). Alle Geschäfte liegen wieder deutlich über dem Niveau des Jahres 2019, vor Ausbruch der Pandemie, wie Busch betont. Man habe den Rückschlag aufgeholt, sei gewachsen und habe Marktanteile hinzugewonnen. Insbesondere profitiert habe der Konzern in Schlüsselmärkten wie der Automobilindustrie, dem Maschinenbau, der Elektronikindustrie sowie den meisten infrastrukturbezogenen Branchen.

Auf eines ist Busch besonders stolz: Der globale Mangel an Halbleitern habe bei Siemens längst nicht so durchgeschlagen wie in anderen Branchen, z.B. der Automobilindustrie. Das habe auch damit zu tun, dass der Konzern international sehr breit aufgestellt sei und seine Partnerschaften zu Zulieferern besonders gut pflege. „Bei anderen reißen die Zuliefererketten ab, bei uns nicht. Wir liefern“, erklärt der Vorstandsvorsitzende.

Im Bereich Mobilität ist noch Luft nach oben

Und in welche Richtung wird sich der Konzern weiterentwickeln? Busch sieht großes Potenzial im Bereich Mobilität. Die Autos mit Verbrennungsmotor werden in einigermaßen absehbarer Zeit Geschichte sein, und beim Wachstumsmarkt E-Mobilität will Siemens ein großes Stück vom Kuchen abhaben. Dafür sieht der Konzernchef sein Unternehmen bestens aufgestellt. Man wolle zwar keine eigenen Elektro-Autos bauen, scherzt Busch, aber bei der gesamten damit verbundenen Infrastruktur soll niemand an Siemens vorbeikommen, so seine Vision.

„Sämtliche Fertigungsketten der Automobilkonzerne müssen neu aufgestellt werden“, prognostiziert Busch. „Das verlangt ein hohes Maß an Automatisierung, und die kommt von uns“, sagt er voraus – sowohl technische Lösungen als auch maßgeschneiderte Software. Auch bei der weit hinterherhinkenden Ladesäulen-Struktur für E-Autos in Deutschland sieht Busch für seine Firma noch viel Luft nach oben.

Am Ende seines Berichts ließ sich der sichtlich gut gelaunte Siemens-Chef noch zu einem kleinen Seitenhieb auf den amerikanischen Erzrivalen General Electric (GE) hinreißen, der eine Reihe von Geschäftsfeldern ausgliedern und so wieder profitabler werden will. Im Vergleich zu GE sei Siemens bereits zwei Schritte voraus, sagte Busch mit Blick auf die Abspaltung von Siemens Energy im vergangenen Jahr und Siemens Healthineers 2018.

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