"Gaia-X": Nürnberger Firma baut an europäischer Cloud mit

Von Manuel Kugler 13.6.2020, 06:00 Uhr

Wirtschaftsminister Peter Altmaier bei der Vorstellung des Projekts: Die Nutzer sollen von den hohen EU-Datenschutzstandards profitieren.   © Bernd von Jutrczenka, dpa

Nürnberg/Fürth - Um nicht von den Cloud-Diensten amerikanischer Digitalkonzerne abhängig zu sein, haben Deutschland und Frankreich das Projekt "Gaia-X" auf den Weg gebracht. Die beiden Staaten setzten dabei auch auf das regionale IT-Unternehmen ODN. Von einem "Moonshot in der Digitalpolitik", dem ganz großen Ding also, spricht Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier.

In schnellen Schritten treiben Deutschland und Frankreich eine Initiative für eine europäische Cloud voran. "Gaia-X" heißt das Projekt, das Europa unabhängiger machen soll von den Angeboten US-amerikanischer Konzerne. Denn bislang sind es vor allem die großen Digitalriesen aus den Vereinigten Staaten, die den Markt mit der Cloud dominieren: Sie bieten Privatleuten, aber auch Firmen Speicherplatz oder Rechenleistung an. So müssen beispielsweise Daten oder Anwendungen nicht mehr auf dem PC zuhause oder am Firmenstandort gespeichert werden, sondern werden ins Internet, in die Cloud (Wolke), ausgelagert. Ein Multimilliarden-Geschäft, das bisher vor allem Google, Amazon und Microsoft unter sich aufteilen.

"Das Ziel ist es, in Europa nicht alternativlos auf die großen IT-Konzerne aus den USA angewiesen zu sein", sagt Alexander Maintok, Geschäftsführer der Firma ODN. Das Unternehmen ist als eines von mehreren an dem Projekt beteiligt – dabei sind unter anderem auch Siemens und SAP.

Hohe Datenschutzstandards

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Im Zweifel müsse Europa sich auf eine eigene Cloud-Infrastruktur verlassen können, erläutert Maintok die Motive hinter dem Projekt. Ein Vorteil für die Kunden: Sie profitieren von den vergleichsweise hohen EU-Datenschutzstandards.

Vergangene Woche stellte Wirtschaftsminister Altmaier gemeinsam mit seinem französischen Amtskollegen Bruno Le Maire die Pläne der Öffentlichkeit vor: Demnach soll für "Gaia-X" kein eigenständiges europäisches Großunternehmen nach dem Vorbild von Airbus geschaffen werden; auch wird es für die Nutzer keine einzelne Cloud-Lösung namens "Gaia-X" geben. Vielmehr solle das Projekt ein "Cloud-Ökosystem" schaffen, erläutert Maintok: "Dieses Ökosystem soll den Kunden ermöglichen, Anbieter zu identifizieren und unterschiedliche Angebote miteinander zu kombinieren – ausgerichtet auf ihre spezifischen Bedürfnisse."

Seit über 20 Jahren bietet ODN seinen Kunden IT-Lösungen an und stellt ihnen seit neuestem vor allem Cloud-Infrastruktur zur Verfügung.


In den zertifizierten Rechenzentren des Unternehmens mit Sitz an der Stadtgrenze Fürth/Nürnberg werden unter anderem nordbayern.de und kicker.de gehostet. Die ODN befindet sich mittlerweile komplett im Besitz des Verlags Nürnberger Presse. Im Geschäft mit der Cloud sieht ODN ein zentrales strategisches Standbein für die Zukunft.

"Zwei Tage später kam die Zusage"

Der Bundeswirtschaftsminister hatte "Gaia-X" im Herbst 2019 auf dem Digitalgipfel der Bundesregierung erstmals vorgestellt. "Als ich davon las, war mein Interesse sofort geweckt", erzählt ODN-Geschäftsführer Maintok, der auch Leiter des IT-Schwesterunternehmens ITSMedia ist. "Also habe ich Herrn Altmaiers Ministerium angeschrieben und unsere Mitarbeit angeboten – zwei Tage später kam die Zusage von seinem Referat." Mitarbeiter der ODN und der ITSMedia waren bereits an der Erstellung des Whitepaper beteiligt, das die technische Architektur von "Gaia-X" skizziert. Tatsächlich nutzbar sein soll die "Gaia-X"-Infrastruktur bereits 2021.