Fleischwirtschaft

Grausame Tiertransporte: Der Druck nimmt zu

30.5.2021, 05:55 Uhr
So sehen gesunde Kälber in einem Freilaufstall bei Hannover aus. 

© Julian Stratenschulte, NNZ So sehen gesunde Kälber in einem Freilaufstall bei Hannover aus. 

Der Handel mit der Ware Tier ist ein Milliardengeschäft. Leider oft zu Lasten der Tiere. Vor allem Rindertransporte in Drittländer und Langstreckentransporte von Kälbern sorgen derzeit zu Recht für Aufsehen. Tierschützer dokumentieren bei den Transporten seit Jahren immer wieder Verstöße gegen das Gesetz. Auch die zuständigen Behörden der Länder verweigern immer wieder Exportgenehmigungen, unter anderem weil zu erwarten ist, dass gegen den Tierschutz verstoßen wird. Doch Gerichte kippen diese Verbote regelmäßig. Und so finden die umstrittenen Transporte statt. Dass sich Amtstierärzte, die das Leid der Tiere kennen, im Stich gelassen fühlen, ist verständlich.

Öffentlicher Druck nimmt zu

Dennoch: Es ist gut, dass der Druck zunimmt. Es ist keine Minderheit von Tierschützern mehr, die aufschreit. Auch Amtstierärzte, Behörden und viele Bundesländer wollen nicht länger zusehen. Laut bayerischem Umweltministerium sind "jetzt die Gesetzgeber in Berlin und Brüssel gefordert". Doch aus Berlin und Brüssel ist es bisher leider ziemlich still. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner stellt zwar immer wieder klar, dass sie sich für das Wohl der Tiere einsetze. Konkrete Maßnahmen, um die oft tierquälerischen Transporte zu verhindern, fehlen aber. Das Ministerium verweist darauf, dass die EU und die Bundesländer zuständig sind. Es drängt sich der Eindruck auf: Schuld ist immer der andere. Und die Europäische Kommission plant leider erst 2023 eine Überprüfung der bestehenden Tierschutz- und Tierwohlgesetzgebung.


Umstrittene Tiertransporte: So sehr leiden Kälber auf ihrer Reise.


Ein gutes Zeichen ist dagegen, dass der Handel bereits alarmiert ist. Und so gibt es zumindest im Bio-Bereich erste erfolgversprechende Projekte. Auch in der konventionellen Landwirtschaft könnten konkrete Förderprogramme für die regionale Aufzucht der Kälber dazu beitragen, dass sich langfristig etwas verbessert. Davon würden nicht nur die Tiere, sondern auch die Verbraucher profitieren, weil die Kälber dann nicht pauschal mit Antibiotika behandelt werden müssen, damit sie die langen Transporte überstehen.

Einen ersten Ansatz zu einer Verbesserung der Situation gibt es nun zumindest im Bereich der Schlachtbetriebe. Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat mit den Bundesländern vereinbart, dass kleine und mittlere regionale Schlachtbetriebe stärker gefördert werden können, um die Transportstrecken für die Tiere zu verkürzen. Dies ist zumindest ein Anfang. Und vielleicht wird es – zumindest was den Transport der trächtigen Rinder in Drittländer betrifft – bald in Bayern eine Lösung geben. Das Bayerische Landwirtschaftsministerium ist dazu mit den Zuchtvieh-Verbänden im Gespräch. Eine schnelle Einigung würde tausenden Tieren Leid ersparen. Doch ob dies gelingt, daran bestehen Zweifel. Denn das Geschäft mit der Ware "Rind" ist offenbar sehr lukrativ.

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