Jahrhundertealte Erfahrung mit Krisen: Castellbank trotzt Corona

8.5.2020, 17:17 Uhr
Seit 1774 ist die Fürstlich Castell'sche Bank im alleinigen Besitz der fürstlichen Familien. Seitdem hat das Institut einige Krisen bewältigt.

© Foto: PR Seit 1774 ist die Fürstlich Castell'sche Bank im alleinigen Besitz der fürstlichen Familien. Seitdem hat das Institut einige Krisen bewältigt.

Den Umgang mit Krisen hat die Fürstlich Castell‘sche Bank eigenen Angaben zufolge über all die Jahrhunderte hinweg ausreichend geübt. Und so will das 1774 gegründete Bankhaus mit Hauptsitz in Würzburg auch in der Corona-Pandemie ein „stabiler Partner“ für seine Kunden sein, „um mit ihnen gemeinsam die Zukunft zu planen“. Wie diese Zukunft genau aussieht, das lässt sich aktuell jedoch schwer vorhersagen, heißt es aus dem unterfränkischen Institut. Eine Prognose zur Geschäftsentwicklung 2020 wagt dort niemand.

Beschlossene Sache ist dagegen, dass der Gewinn des vergangenen Jahres komplett in der Bank bleiben soll. Eine Ausschüttung an die Eigentümer, die Familien Castell-Castell und Castell-Rüdenhausen, gibt es nicht. Damit soll das Eigenkapital der Bank weiter gestärkt werden.

Der Jahresüberschuss hat im vergangenen Jahr seinen Erholungskurs fortgesetzt und ist von 2,8 Millionen Euro 2018 auf nunmehr 3,5 Millionen Euro gestiegen. 2016 hatte der Jahresüberschuss noch bei 4,6 Millionen gelegen und war dann wegen eines Betrugfalls im eigenen Hauses um mehr als die Hälfte eingebrochen. Das Kapitel um den Berater, der unter anderem Geld in Millionenhöhe veruntreut hatte, ist der Bank zufolge mittlerweile abgeschlossen. „Widrige Umstände“ macht die Bank dagegen an anderer Stelle aus. So führe das anhaltend niedrige Zinsniveau zu einem intensiven Wettbewerb am Markt. Die in der Jahresbilanz 2019 spürbare Folge: Das Zinsergebnis lag leicht unter den geplanten Werten. Und auch der Provisionsüberschuss sank im Vergleich zum Vorjahr. Verbessert hat sich dagegen das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag.

Das Geldhaus hatte in jüngster Vergangenheit die Zahl der Niederlassungen auf elf reduziert. Zuletzt wurde der Standort in Mannheim geschlossen. Außerhalb ihrer Kernregion in Unterfranken ist die Castellbank damit noch in Heilbronn, München und Ulm präsent. Die Zahl der Beschäftigen sank von 240 auf etwa 230.


Überträgt Geld das Coronavirus? Chefarzt klärt auf


Zu den Säulen des Geschäfts zählen Ferdinand Fürst zu Castell-Castell und Otto Fürst zu Castell-Rüdenhausen das Firmenkundengeschäft und die Vermögensverwaltung. Beides sei wichtig für die Weiterentwicklung der Bank. Bei der Vermögensverwaltung bietet die Bank seit vergangenem Jahr einen nachhaltig orientierten Fonds. Hier ist beispielsweise die Investition in Unternehmen ausgeschlossen, die geächtete Waffen produzieren oder mehr als zehn Prozent ihres Umsatzes mit Atomenergie erzielen. Auch Glücksspiel, gewaltverherrlichende Videospiele und der Verstoß gegen den Umweltschutz sind tabu. Bei der Investition in Staaten werden Länder ausgeschlossen, in denen Kinderarbeit verbreitet ist und die gegen Menschenrechte verstoßen.

Im Geschäft mit den Firmen rechnet die Bank der Krise zum Trotz offenbar noch nicht mit größeren Ausfällen. Zusätzliche Rückstellungen sind jedenfalls nicht gebildet worden. Dass die Ungewissheit über die Dauer der Pandemie die Wirtschaft und damit die eigenen Firmenkunden verunsichere, ist der Bank derweil klar. Deshalb achte das Geldhaus stark auf das Risikomanagement und die Kostendisziplin, sagt Vorstandsmitglied Pia Weinkamm. Vorläufige Entwarnung gibt es für die Privatkunden: Einen Zins auf ihre Spareinlagen müssen sie nicht zahlen. Die Zentralbank verlangt von Banken aktuell einen Negativzins in Höhe von 0,5 Prozent, wenn sie Geld bei ihr parken. Die Zahl der Banken, die diese Kosten an ihre Privatkunden weitergeben, steigt.

Verwandte Themen


Keine Kommentare