Kommentar: Zwölf Stunden Arbeiten in der Corona-Krise?

8.4.2020, 12:52 Uhr

Auch das ist ein Phänomen der Corona-Krise: Die einen sind zum Nichtstun verdammt und warten - oft genug von Existenzangst gequält - darauf, dass ihr Arbeitgeber die Kurzarbeit beendet, dass sie ihr Geschäft wieder aufsperren dürfen oder dass sie mit frischen Aufträgen durchstarten können. Die anderen wiederum wissen nicht, wo sie zuerst hinlangen sollen, so viel gibt es für sie zu tun. Die Belastung in einigen Berufen ist derzeit enorm.

Gut ist weder der eine noch der andere Zustand - und auch nicht frei von Risiken für die eigene psychische und körperliche Gesundheit. Sorgen um die Zukunft sind eine ebensolche Belastung wie der tägliche - negative - Stress am Arbeitsplatz. Deshalb darf das Ansinnen der Bundesregierung, die täglich mögliche Arbeitszeit auf zwölf Stunden auszudehnen, tatsächlich nur eines sein: eine vorübergehende Lockerung. Zumal die Einschränkungen, die im Entwurf des Arbeitsministeriums stehen, zwar gut gemeint sind, aber in der Realität wohl eher völlig wirkungslos verpuffen: Die Arbeitszeit dürfe nur verlängert werden, heißt es, wenn sie „nicht durch vorausschauende organisatorische Maßnahmen einschließlich notwendiger Arbeitszeitdisposition, durch Einstellungen oder sonstige personalwirtschaftliche Maßnahmen vermieden werden kann.“ Schon allein der Punkt „vorausschauend“ wird zum Problem in einer Zeit, in der die Politik in erster Linie die Notwendigkeit des Shutdown betont und die Diskussion über das Ende der Maßnahmen für verfrüht hält.

Kurzum: Die angepeilte Arbeitszeitregelung ist eine Notmaßnahme, damit Wirtschaftszweige wie die Pharmabranche oder die Versorger für den täglichen Bedarf der hohen Nachfrage hinterher kommen. Punktuell und für eine begrenzte Dauer kann sie helfen. Mehr nicht. Und daher muss sie genauso schnell wieder verschwinden, wie sie jetzt kommen soll.


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