Neue Studie zeigt

Landbewohner surfen langsamer - und wechseln trotzdem seltener den Anbieter

10.10.2021, 06:00 Uhr
In Baden-Württemberg surfen die Nutzerinnen und Nutzer am schnellsten, Bayern liegt im Mittelfeld. 

© Sina Schuldt/dpa In Baden-Württemberg surfen die Nutzerinnen und Nutzer am schnellsten, Bayern liegt im Mittelfeld. 

"Surfen, streamen, onlinespielen, von zuhause aus arbeiten, Serien und Filme schauen - das geht jetzt mit dem super schnellen Internet", heißt es auf dem Werbebanner eines bekannten Internetanbieter. Längst gehört es zum Geschäftsmodell der Anbieter sich in der Werbung für "ultra schnelles Internet" gegenseitig zu übertrumpfen und damit Kunden anzulocken. Doch während die Großstädter auf diese Versprechen auch wirklich zurückgreifen können, sieht die Surf-Realität in vielen ländlichen Gebieten noch immer ganz anders aus.

Im direkten Vergleich surft man in der Großstadt nämlich rund 11 Prozent schneller als auf dem Land. Das zeigt eine Auswertung des Dienstleisters Aboalarm und des Vergleichsportals Verivox von über 100.000 Internet- und Festnetzverträgen. Auch im Freistaat gibt es hier noch eine Ungleichverteilung, obgleich die geringer ausfällt als in einigen anderen Bundesländern: Laut der Auswertung haben Großstädter im Freistaat demnach eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 90,3 Megabit pro Sekunde, auf dem Land sind es 82,6. In Sachsen beispielsweise fällt der Unterschied mit 41 Prozent deutlich gravierender aus.

Insgesamt hinken die Bayern im bundesweiten Vergleich damit aber bei der Surfgeschwindigkeit hinterher: Laut der Auswertung liegt der Schnitt im Freistaat bei 85,7 Megabit pro Sekunde. Zum Vergleich: Wer in Baden-Württemberg wohnt, surft mit einer Geschwindigkeit von durchschnittlich 99 Megabit pro Sekunde.

Kündigungen selten

Trotz der Unterschiede im Stadt-Land-Vergleich wird auf dem Land viel seltener der Anbieter gewechselt, um mehr Geschwindigkeit zu erhalten – Nutzer in urbanen Räumen kündigen rund ein Drittel häufiger. In Bayern ist die Stadt-Land-Kluft laut Studie dabei am größten: Hier kündigen Nutzer aus Großstädten 80 Prozent häufiger ihre Verträge als Nutzer auf dem Land. Auch in Sachsen (50 Prozent) und Rheinland-Pfalz (48 Prozent) sind die Unterschiede erheblich. Die geringste Kündigungslücke gibt es demnach in Baden-Württemberg.

Dass weniger Menschen auf dem Land kündigen, kann aber nicht nur an der Bequemlichkeit liegen. Wer bessere Leistungen sucht, muss erst mal eine Alternative finden: Ein stichprobenartiger Vergleich der Studienautoren zeigte demnach, dass Großstädter meist mehr Anbieter zur Auswahl haben – je nach Bundesland sind es zwischen drei und sechs. Hinzu kommen auch demografische Daten, vermuten die Studienautoren: Auf Grund der höheren Altersstruktur auf dem Land sei dort möglicherweise die Online-Affinität geringer - eine hohe Surfgeschwindigkeit ist manchen also gar nicht so wichtig.

Die bayerische Staatsregierung hatte in den letzten Jahren versucht, in puncto Internetgeschwindigkeit nachzuholen: So wurden von 2014 bis 2020 1,2 Milliarden Euro an staatlichen Fördermitteln zur Verfügung gestellt, um die bis dato vielen weißen Flecken - also Orte ohne schnelles Internet - endlich anzuschließen. Beim Abschlussbericht zu der Förderung hieß es, dass nun mehr 97,4 Prozent aller bayerischen Haushalte mit mindestens 30 Megabit pro Sekunde surfen könnten. In spätestens drei Jahren, wenn alle geförderten Vorhaben auch fertiggestellt seien, sollen es mehr als 99 Prozent sein.

Auf lange Sicht könnte das aber nicht ausreichen. Selbst Albert Füracker, bayerischer Finanz- und Heimatminister, zeigte sich deswegen besorgt: 30 Megabit pro Sekunde mögen für viele Privatnutzer zwar heute noch ausreichen, könnten aber angesichts immer größerer Datenmengen in ein paar Jahren schon zu langsam sein.

Hinzu kommt, dass die Bandbreite im Gebrauch oftmals schlechter ausfällt, als vom Netzanbieter versprochen. Grund dafür können beispielsweise dicht besiedelte Gebiete sein, in denen die Geschwindigkeit dann durch die vielen Nutzer gedrosselt wird. Ab dem 1. Dezember können sich Kunden in solchen Fällen aber wehren: Eine Novelle des Telekommunikationsgesetzes gibt Internetkunden das Recht, den Preis zu mindern oder fristlos zu kündigen, wenn die Bandbreite schlechter ist als vom Anbieter versprochen.

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