Marktanteil von E-Autos und Hybriden vervierfacht sich

3.12.2020, 17:12 Uhr
Aus Sicht des VDIK ist 2020 das Jahr des Durchbruchs für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben.

© Sven Hoppe, dpa Aus Sicht des VDIK ist 2020 das Jahr des Durchbruchs für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben.

Die Pandemie, na klar, und doch: 2020 ist aus Sicht der Autoindustrie auch noch aus anderer Sicht ein ganz spezielles Jahr: "Es ist trotz Corona-Krise das Jahr des Durchbruchs für die Elektromobilität", bilanziert Reinhard Zirpel, Präsident des Verbands der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK).

Zuwachs von 220 Prozent

Die passenden Zahlen dazu präsentiert der oberste Lobbyist der ausländischen Autobauer in Deutschland gleich mit. In diesem Jahr erwartet der VDIK, dass hierzulande über 350.000 Pkw mit alternativen Antrieben neu zugelassen werden, davon knapp die Hälfte reine Elektroautos, der Rest Plug-in-Hybride.

"Der Zuwachs gegenüber 2019 beträgt sage und schreibe 220 Prozent", rechnet Zirpel vor. Der Anteil am Gesamtmarkt steige damit von knapp drei auf nun zwölf Prozent. "Man kann bei diesen Zahlen eigentlich nicht mehr von "alternativen" Antrieben reden. Sie werden mehr und mehr zur Normalität."

VDIK-Präsident verteilt Spitze gegen VW

Und es hätten sogar noch mehr sein können, bejaht der VDIK-Präsident eine entsprechende Nachfrage mit einer kleinen Spitze auf die deutschen Hersteller im Markt. Bekanntlich hatte beispielsweise VW nach dem Marktstart seines elektrischen ID.3 im Sommer massive Probleme mit der Auslieferung - lange Wartezeiten inklusive.


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Für die Autobauer ist es ein erfreulicher Trend, der ihnen hilft, die strenger werdenden CO2-Grenzwerte in der EU einzuhalten. Und er spendet zumindest ein wenig Trost angesichts der sonstigen Absatzzahlen des vergangenen Jahres. Wobei, selbst diese bewertet Zirpel heute nicht mehr ganz so finster wie noch vor einigen Monaten.

Pkw-Markt schrumpft insgesamt um ein Fünftel

"Für den deutschen Pkw-Markt rechnen wir 2020 mit einem Rückgang um 20 Prozent auf rund 2,9 Millionen Neuzulassungen", sagt der VDIK-Präsident. So wenig wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr. Auffällig sei aber die stark unterschiedliche Entwicklung der beiden Halbjahre.

Konkret lagen die Neuzulassungen in der ersten Jahreshälfte um gut ein Drittel unter den Werten des Vorjahreszeitraums - mit dem Tiefpunkt von minus 61 Prozent im April, als Deutschland durch den ersten Lockdown ging und die Autohäuser wochenlang geschlossen waren. Im ganzen zweiten Halbjahr dagegen werde der Wert - vorbehaltlich der ausstehenden Wochen - wohl nur noch um vier Prozent zurückgehen.

Nachfrage nach Autos zieht seit Sommer wieder an

"Im Juli kehrten die Neuzulassungszahlen auf den Pfad der Vorjahre zurück", freut sich Zirpel. Die Senkung der Mehrwertsteuer, die erhöhte Kaufprämie für E-Autos und die allgemeine wirtschaftliche Erholung hätten sich da bemerkbar gemacht. Von zehn verkauften Autos trügen in diesem Jahr vier das Logo einer ausländischen Marke.


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Zwar hätte man sich eine solche Kaufprämie von der Politik auch für Benziner und Diesel gewünscht. Doch habe die Bundesregierung mit ihrem "Nein" dazu wenigstens Klarheit geschafft. Und er werde sich hüten, die Diskussion wieder aufzumachen. "Denn das könnte wieder zu Kaufzurückhaltung führen."

VDIK fordert mehr Ladesäulen

Der VDIK wäre allerdings kein Lobbyverband, wenn er nicht trotzdem noch ein paar Wünsche hätte. In Sachen CO2-Regulierung dürfe die Politik die Industrie nicht überfordern. "Was die technische Machbarkeit angeht, bewegen wir uns bei den Verbrennern bereits jetzt im Grenzbereich", erklärte Zirpel.

Für mehr E-Autos auf den Straßen andererseits müsse die Ladeinfrastruktur schneller ausgebaut werden. Pläne dafür gebe es zwar genug. "Aber", so der VDIK-Präsident, "es fehlt an Ambition und Tempo bei der Umsetzung."

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