Metro-Tochter Media Markt: Streit ist geil

20.7.2011, 12:00 Uhr
Metro-Tochter Media Markt: Streit ist geil

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Dämpfer für Metro: Der Handelskonzern ist zunächst mit dem Versuch gescheitert, bei den Elektronikketten Media Markt und Saturn durchzuregieren. Der auf Wunsch der Metro AG im März gegründete Beirat müsse vermutlich in vielen Fällen ebenso wie die bestehende Gesellschafterversammlung Entscheidungen mit einer Mehrheit von über 80 Prozent treffen, befand das Landgericht Ingolstadt.

Das ist in dem Zivilstreit noch kein Urteil, nur eine „vorläufige Einschätzung“. Doch Media-Markt-Gründer Erich Kellerhals hat mit seiner Klage die erste wichtige Etappe im Machtkampf mit dem Handelskonzern genommen. Er kann seine Sperrminorität weiter ausüben und Beschlüsse blockieren.

Genau das wollte Metro-Chef Eckhard Cordes verhindern, als er den Beirat ins Leben rief, der Beschlüsse künftig mit einfacher Mehrheit fassen sollte. Tief in den Akten hatten seine Leute diese Möglichkeit gefunden, die ihn von einem Übel befreien sollte: Obwohl die Metro AG gut 75 Prozent der Anteile an Media Markt und Saturn hält, muss sie Rücksicht auf Kellerhals und Mitgründer Leopold Stiefel nehmen. Die beiden halten 21,6 beziehungsweise drei Prozent.

Cordes hatte die operative Schwäche von Media Markt und Saturn in der Vergangenheit mehrfach mit Blockaden der Minderheitseigner, insbesondere bei der Expansion ins Ausland sowie beim Internethandel, in Verbindung gebracht. Kellerhals wiederum urteilte vernichtend über Cordes und sein Management: „Zentralistisch denkende Manager haben kein Gefühl dafür, wie unser Geschäft läuft: Handel ist etwas anderes als Finanzakrobatik.“

„Das ist seins“

Kellerhals fühlt sich Cordes, dem ehemaligen Automanager, überlegen. Kellerhals könnte sich zur Ruhe setzen, heißt es in seiner Umgebung. In Salzburg, wo er lebt, in die Oper gehen oder golfen. Aber nein. Media Markt, „das ist seins“, lautet die so einfache Begründung, warum er nun Cordes die Stirn bietet. Dem Mann, der, wie Kellerhals selbst sagt, sein „Lebenswerk“ zerstören wolle.

75 Prozent Anteil an Media-Saturn, aber keine Macht durchzuregieren, das muss umgekehrt Cordes wurmen. Der 60-Jährige hat fast 30 Jahre bei Daimler gearbeitet. Er kennt den Zwang börsennotierter Unternehmen, zu einem Stichtag gute Zahlen präsentieren zu müssen.

Ob sich ein Schiedsgericht mit dem Streit befassen soll, wie Metro will, will das Gericht noch abwägen. Die Möglichkeit zu einer gütlichen Einigung schätzte der Vorsitzende Richter als gering ein. „Der Verdacht drängt sich auf, dass es an der erforderlichen Gesprächsbereitschaft gefehlt hat“, tadelte er die Parteien.