Metz: Wie eine fränkische Traditionsfirma in die Zukunft will

8.9.2019, 06:00 Uhr
Blau trifft Rot: Auf dem IFA-Messestand der Zirndorfer Metz Consumer Electronics stehen die TV-Geräte mit dem Label "Metz blue" neben denen der traditionellen, hochpreisigen Classic-Linie.

© Foto: Metz Consumer Electronics Blau trifft Rot: Auf dem IFA-Messestand der Zirndorfer Metz Consumer Electronics stehen die TV-Geräte mit dem Label "Metz blue" neben denen der traditionellen, hochpreisigen Classic-Linie.

Beständigkeit, Beharrlichkeit, Zuverlässigkeit: Norbert Kotzbauer spricht viel von diesen klassischen Tugenden. Ohne diese hätte der traditionsreiche Fernsehhersteller Metz wohl auch nicht als einer der letzten deutschen TV-Produzenten überlebt – wenngleich die Zirndorfer seit gut vier Jahren unter dem Dach des chinesischen Branchenriesen Skyworth agieren.

Nachdem beim insolventen Wettbewerber Loewe in Kronach Ende Juli die Lichter ausgingen, können sich nur noch Fernseher der Marken Technisat und Metz mit dem begehrten Logo "Made in Germany"schmücken. Freude oder gar Schadenfreude löst das beim fränkischen Mitbewerber nicht aus. "Die Insolvenz von Loewe hat der gesamten Branche geschadet", sagt Kotzbauer bedauernd. Doch der Geschäftsführer der Metz Consumer Electronics GmbH verhehlt auch nicht, dass sein auf den Fachhandel konzentriertes Unternehmen davon profitiert. Rund 2000 Händler haben die Produkte aus Zirndorf derzeit im Sortiment – weitere könnten jetzt folgen. "Viele Händler, die bisher Loewe anboten, merken jetzt, dass sie etwas unternehmen müssen", sagt Kotzbauer. "Davon profitieren wir mit unserem klassischen Fachhandelskonzept."

Doch mit Beständigkeit alleine ist im rauen Geschäft mit TV-Geräten nichts mehr zu gewinnen. Die Branche giert nach Neuem, was sich derzeit auf der Technikmesse IFA wieder ganz besonders zeigt: größere Bildformate, bessere Tonqualität und noch hochauflösendere TV-Displays. Diese bilden mittlerweile den tiefschwarzen Nachthimmel ebenso realistisch ab, wie die hellen Farben des Tages. War gestern noch der 4K-Bildschirm das Nonplusultra, steht heute bei der IFA schon die 8K-Zukunftstechnologie im Mittelpunkt. Zum Vergleich: 4K steht für eine Bildauflösung von acht Megapixeln, bei 8K sind es 33,2 Megapixel.

"Die IFA braucht Hingucker"

2018 präsentierten IFA-Aussteller erste – noch extrem teure – Geräte. In diesem Jahr sind es deutlich mehr. Auch Metz zeigt auf seinem 800 Quadratmeter großen Messestand, der gemeinsam mit der Mutter Skyworth bespielt wird, Spitzenmodelle mit 8K-Zukunftstechnologie. "Die IFA braucht Hingucker, die zeigen, was möglich ist", sagt Kotzbauer.

Metz: Wie eine fränkische Traditionsfirma in die Zukunft will

© Foto: Metz Consumer Electronics

Das Alltagsgeschäft sieht derweil nicht so glamourös aus. Die Branche hat seit Jahren mit einem massiven Preisverfall zu kämpfen – der Handel überbietet sich mit Niedrigpreis-Aktionen. Nach Zahlen des Branchenverbands gfu zahlten Konsumenten im 1. Halbjahr 2018 durchschnittlich 618 Euro für ihr neues TV-Display, bis Ende Juni 2019 sank der Wert um 8,7 Prozent auf 564 Euro. Auch die Zahl der verkauften Geräte ging im 1. Halbjahr leicht auf gut drei Millionen Stück zurück. "Trends, die sich wohl fortsetzen werden", befürchtet Kotzbauer. "Wir befinden uns stabil in rauer See", beschreibt der Geschäftsführer die Lage. "Viel rauer sollte sie nicht werden."

Metz will mit Qualität gegenhalten. Dafür habe man im vergangenen Jahr massiv investiert. Ein "Betrag im unteren siebenstelligen Bereich" sei in Entwicklung und Konzeption neuer TV-Panels und Chassis für die Classic-Premium-Modelle geflossen, sagt Kotzbauer. Er verzeichnet bereits ein "positives Feedback" des Handels.

Die zur IFA 2018 vorgestellte Zweitmarke Metz blue kam dagegen nicht so flott wie geplant aus den Startlöchern. Die im mittleren Preissegment zwischen knapp 600 und gut 700 Euro angesiedelten smarten TV-Geräte mit Android-Betriebssystem werden in einem Werk in Polen produziert. Statt für das wichtige Weihnachtsgeschäft "gingen die Erstbestellungen erst Ende Januar raus", sagt der Geschäftsführer. Der blauen Marke "fehlte der Drive". Bei der IFA soll sie nun "sichtbarer werden". Ziel ist es, sie gemeinsam mit dem Mutterkonzern europaweit zu etablieren.

Mit der "definitiv richtigen Entscheidung" für die Zwei-Marken-Strategie will Metz mit unverändert knapp 160 Beschäftigten weiter punkten. Laut Eintrag im "Bundesanzeiger" könnte das Unternehmen das Geschäftsjahr 2019 mit einem Umsatz "in einer Bandbreite von 100 bis 120 Millionen Euro" abschließen und "ein signifikant positives" Ergebnis erzielen. Zahlen kommentiert Kotzbauer nicht. Nur so viel: "Wir sind in schwierigen Marktverhältnissen vernünftig aufgestellt." Dass das so bleibt, dafür werde Metz weiter beharrlich arbeiten.

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