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Regionale Konjunktur-Umfrage

Mittelfränkische Metall- und Elektrobetriebe: Massiver Materialmangel bremst den Aufschwung

Stefanie Banner

Thementeam Regionale Wirtschaft und Wohnen

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09.02.2022, 12:58 Uhr
Neben Chips fehlt bei Automobilzulieferern wie Schaeffler auch Stahl.

© Schaeffler, NNZ Neben Chips fehlt bei Automobilzulieferern wie Schaeffler auch Stahl.

Das durchschnittliche Umsatzwachstum von sieben Prozent im vergangenen Jahr hätte für die bayerischen Metall- und Elektrobetriebe eigentlich ein Grund zur Freude sein müssen. Noch im vorigen Juli ging man der Konjunktur-Umfrage zufolge davon aus, die Corona-Delle nahezu ausgeglichen zu haben.

"Allerdings ging es seit dem Frühsommer mit der Produktion wieder abwärts", erklärt Corinna Schittenhelm, Vorstandsvorsitzende der bayme vbm West-Mittelfranken, bei der Vorstellung der aktuellen Analyse. Als Gründe dafür nennt sie Materialmangel und Lieferengpässe bei Vorprodukten, die dazu führten, dass viele Unternehmen ihre Aufträge nicht abarbeiten konnten und somit die Schere zwischen Auftragseingängen und Produktion immer weiter auseinanderklafft.

Verspätete, zu geringe oder keine Lieferungen

Schittenhelm ist Arbeitsdirektorin beim Automobilzulieferer Schaeffler. Das Unternehmen sei hauptsächlich von der Chipkrise betroffen, es fehle aber auch an Stahl, sagt sie. Insgesamt sei die Produktion bei 90 Prozent der mittelfränkischen Betriebe durch den Materialmangel beeinträchtigt - die einen klagten über verspätete oder zu geringe Lieferungen, andere erhielten bei bestimmten Produkten gar keine Sendungen, zudem gebe es Preissteigerungen im Einkauf. Wegen der Mangelsituation, so Schittenhelm, "haben unsere Unternehmen im Jahr 2021 im Durchschnitt einen um zehn Prozent niedrigeren Umsatz erzielt".

Mit einer raschen Entspannung sei nicht zu rechnen, die meisten Betriebe erwarten diese laut Umfrage erst im kommenden Jahr. Deshalb seien die Unternehmen vorsichtig bei ihren Produktionsplänen, bei den Investitionen sehe es noch zurückhaltender aus. Ein Blick auf die Ertragslage im vergangenen Jahr zeigt ein differenziertes Bild: Jedes dritte Unternehmen habe eine Nettoumsatzrendite von mehr als vier Prozent erzielt. Auf der anderen Seite befindet sich, wie Schittenhelm ausführt, ein Drittel der Unternehmen im sehr kritischen Bereich: 16 Prozent machen Verluste, weitere 16 Prozent schreiben eine schwarze Null.

Es fehlt zudem an Fachkräften

Bei der Beschäftigung hingegen können wieder gute Nachrichten vermeldet werden, die Pläne haben sich gegenüber der Sommer-Umfrage verbessert, so die Vorständin: 14 Prozent der Betriebe müssten zwar Stellen streichen, aber 27 Prozent wollten Arbeitsplätze schaffen. Allerdings werfe hier der Fach- und Arbeitskräftemangel seine langen Schatten voraus: Sieben Prozent der Betriebe sähen ihre Produktions- und Geschäftstätigkeit durch fehlendes Personal als erheblich beeinträchtigt, 64 Prozent fürchteten immerhin eine geringfügige Auswirkung.

Gerade für die Transformation der Industrie suchten alle Unternehmen vor allem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im IT- und Software-Bereich, so Schittenhelm. Über alle Branchen hinweg fehlen in ganz Bayern bis 2035 an die 700.000 Arbeitskräfte, wie Matthias Werner, bayme-vbm-Geschäftsführer der Geschäftsstelle Mittelfranken, ergänzt.

Schittenhelm ist dennoch zuversichtlich: "Wir gehen davon aus, dass die Zahl der Beschäftigten in der mittelfränkischen M+E-Industrie im Verlauf des Jahres um rund 750 zunehmen und auf insgesamt 126.000 steigen wird." Das seien jedoch immer noch 4.000 weniger als beim bisherigen Höchststand im Sommer 2019.

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