Modellbahn-Hersteller Fleischmann ist verkauft

15.2.2008, 00:00 Uhr
Modellbahn-Hersteller Fleischmann ist verkauft

© Karlheinz Daut

Das bestätigte das mittelfränkische Traditionsunternehmen. Zum Kaufpreis wurde nichts bekannt. Die Modelleisenbahn Holding hat ihren Sitz in Freilassing und im österreichischen Bergheim bei Salzburg. Das Unternehmen ist auch Mehrheitseigner des Fleischmann-Konkurrenten Roco. Hinter der Holding steht der oberbayerische Geschäftsmann Franz-Josef Haslberger, der mit der Hasit Trockenmörtel GmbH vor allem in der Baubranche tätig ist.

«Mit dem neuen Eigentümer haben wir hervorragende Wachstumschancen», erklärte Fleischmann-Geschäftsführer Hans Peter Förster in einer schriftlichen Mitteilung. Für die weitere wirtschaftliche Perspektive des Unternehmens sei nun eine «grundsolide finanzielle Basis» geschaffen. Von der bisherigen Eigentümerfamilie um Senior-Chef Horst Fleischmann war gestern keine Stellungnahme mehr zu bekommen.

Welche Auswirkungen die Übernahme von Fleischmann auf die Mitarbeiter hat, ist momentan noch unklar. Aus Insider-Kreisen verlautete jedoch, dass die Modelleisenbahn Holding die Marke parallel zu Roco weiterlaufen lassen möchte. Der aktuell laufende Sanierungsplan beim zuletzt finanziell angeschlagenen Unternehmen soll zudem fortgesetzt werden.

Dieser sieht unter anderem die Konzentration der Produktion auf das Werk Heilsbronn vor. Dem Standort Dinkelsbühl mit acht Mitarbeitern werden keine Überlebenschancen mehr eingeräumt. Ob der Stammsitz in Nürnberg eine Zukunft hat, gilt als offen. Fleischmann beschäftigt aktuell rund 340 Mitarbeiter und erwirtschaftete zuletzt einen Umsatz von 22,5 Mio. €. Erst vor wenigen Tagen hatte Junior-Chef Rolf Fleischmann angekündigt, dass heuer der jahrelange Umsatzrückgang erstmals wieder gestoppt werden solle.

Mit Fleischmann verliert der einst große Modellbahn-Standort Nürnberg nach Arnold, Trix und LGB seinen letzten namhaften unabhängigen Hersteller der Branche. 1887 von Jean Fleischmann gegründet, stellte das Unternehmen zunächst Blechspielzeuge wie Schiffe und Flugzeuge her. 1938 übernimmt die Firma den ebenfalls in Nürnberg ansässigen Konkurrenten Doll & Co., der unter anderem Dampfmaschinen und bereits elektrische Bahnen im Programm hatte.

1949 präsentierte Fleischmann zunächst eine eigene Modellbahn in der Größe «0», ehe das Unternehmen 1952 auch in den Markt der heute verbreitesten Spurweite «H0» (Maßstab 1:87) einstieg - der endgültige Durchbruch. Seitdem konzentrierte sich Fleischmann vor allem auf die Modelleisenbahnen und beschäftigte Ende der 1970er-, Anfang 1980er-Jahre mehr als 700 Mitarbeiter. Der zwischenzeitliche Start eines Autorennbahn-Sortiments scheiterte jedoch.

Die erst aktuell langsam abklingende Krise der Modellbahn-Branche seit Ende der 1990er-Jahre erfasste allerdings auch die Nürnberger - Verluste und Umsatzrückgänge waren die Folge. Mit dem Verkauf an die Modelleisenbahn Holding reiht sich das Unternehmen nun ein in eine lange Reihe anderer Branchengrößen, die diese Phase nicht ohne Hilfe von außen überstanden.

So überlebte selbst Marktführer Märklin vor einigen Jahren nur durch den Einstieg des Finanzinvestors Kingsbridge. Und die Modelleisenbahn Holding selbst rettete erst vor wenigen Monaten die österreichische Roco endgültig. Der Fleischmann-Konkurrent übrigens steht heute wieder glänzend da - vielleicht ein positives Omen.