Neustart im TV-Geschäft: Metz will junge Kunden anlocken

30.8.2018, 18:29 Uhr
Auch unter dem Dach des chinesischen Mutterkonzerns wird bei Metz noch in Zirndort produziert.

© Foto: Metz Auch unter dem Dach des chinesischen Mutterkonzerns wird bei Metz noch in Zirndort produziert.

Norbert Kotzbauer will künftig nicht nur rot, sondern auch blau sehen: Der Geschäftsführer der Metz Consumer Electronics GmbH steht auf dem Ifa-Messestand in Berlin zwischen zwei Logos: Rechts das klassisch-rote mit dem dynamisch-weißen Schriftzug, mit dem die Zirndorfer seit nunmehr 80 Jahren ihre Premium-Fernseher vermarkten; links der neue, blaue Schriftzug, den das Unternehmen jetzt einführt: Metz blue.

Gerüstet für Netflix und Co.

Kantiger, moderner mutet die blaue Schrift an. Die Geräte sind für moderne Sehgewohnheiten gerüstet. Mit dem installierten Android-Betriebssystem können die smarten Fernseher Filme oder Serien auf Kanälen wie Netflix online oder per Streaming empfangen. Unabhängig von Sendezeiten, ganz so, wie mit Smartphone, PC oder Tablet. Ganz so, wie es das jüngere Zielpublikum gewohnt ist.

Auch preislich ist die blaue Marke auf ein (noch) nicht ganz so zahlungskräftiges Publikum zugeschnitten. Die Geräte würden im mittleren Segment angeboten, erläutert Kotzbauer: "Wir wollen keine Billigmarke etablieren. Aber auch mit einer günstigeren Marke präsent sein." Die Preisspanne reiche von etwa 600 Euro für das 43-Zoll-Gerät bis zu 2500 Euro. Dafür gibt es einen Fernseher mit einer Bildschirmdiagonale von 65 Zoll und OLED-Bildschirm, der dank Flüssigkristall-Technologie ein besonders kontrastreiches Bild verspricht. Für Geräte der roten "Classic"-Linie müssen Kunden dagegen zwischen 1000 und etwa 4000 Euro hinblättern.

Mit der neuen Zwei-Marken-Strategie agiert das Unternehmen in einem Markt, der hart umkämpft und rückläufig ist. Nach Berechnungen der GfK und des Branchenverbands gfu sank die Zahl der verkauften TV-Geräte in Deutschland im 1. Halbjahr 2018 um 11,1 Prozent auf gut drei Millionen Stück. Weil teurere Fernseher gekauft wurden, ging der Umsatz lediglich um 4,3 Prozent auf 1,9 Mrd. Euro zurück. Im Durchschnitt gaben die Kunden 626 (Vorjahr: 581) Euro für ein Gerät aus. "Das ist ein gewisser Lichtblick", kommentiert der Metz-Geschäftsführer.

Nationalmannschaft trug zum Abwärtstrend bei

Die maue Entwicklung wird in der Branche vor allem mit dem mauen Abschneiden der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der WM in Russland begründet. Wie die Fans hatte die Branche große Hoffnungen auf das Turnier gesetzt – vergeblich. Und so wurde bei vielen Fans während der WM dann eben doch kein neuer Fernseher angeschafft. "Dem konnten auch wir uns nicht entziehen", sagt Kotzbauer. Bis zum Abschluss des Geschäftsjahres 2017/18 Ende März seien die Geschäfte "ganz gut gelaufen". Doch der Start ins neue Geschäftsjahr verlief schwach.

Jetzt baut Kotzbauer auf die neue Marke. Die chinesische Muttergesellschaft Skyworth, die die Metz-Fernsehsparte 2015 aus der Insolvenz übernommen hatte, will damit ihre Europa-Strategie vorantreiben. Die Geräte werden in einer Fabrik in Polen produziert. Software und Hardware der klassischen Linie entstünden dagegen weiterhin in Zirndorf. Beide Marken sollen im deutschsprachigen Raum ausschließlich über Fachgeschäfte und -märkte vertrieben werden. Vom Firmensitz aus werde der gesamte Vertrieb, das Marketing und Teile von Entwicklung und Design für die neue Marke gesteuert. "Metz ist im Skyworth-Verbund für alles zuständig, was in Europa passiert", freut sich Kotzbauer. Eine "tolle Botschaft" für den Standort mit seinen unverändert knapp 160 Beschäftigten.

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