Preiswucher an Raststätten: Experten appellieren an die Politik

3.7.2018, 20:20 Uhr
Preiswucher an Raststätten: Experten appellieren an die Politik

© Peter Obenaus

Wenn sich mit der Sommerreisewelle Millionen Deutsche mit ihren Autos auf die Autobahn schwingen, ist das für die Raststätten-Betreiber wie die Rückkehr der Lachse am Yukon für die Grizzlys. Rund um die Uhr spült ihnen die Schnellstraße die Kundschaft direkt vor die Tür. Konkurrenz droht ihnen höchstens noch von den Autohöfen an den Ausfahrten. Die Raststätten entlang der 12993 Kilometer deutscher Autobahnen gehören dagegen inzwischen fast alle zur Tank&Rast-Gruppe (T&R), die die Anlagen in der Regel an regionale Unternehmer verpachtet.

Die Branche verteidigt ihre hohen Preise. So verursache etwa der 24h-Betrieb höhere Kosten als in anderen gastronomischen Einrichtungen, argumentiert Thomas Förster, Pächter der Raststätte Nürnberg-Feucht Ost und fünf weiterer Anlagen. Sozialwissenschaftler Tim Engartner von der Uni Frankfurt, der seit Jahren zum Thema forscht, sieht den Hauptgrund jedoch in der enormen Marktdominanz von T&R. Die Folgen beklagt unter anderem Herbert Engelmohr, Sprecher des Autoklubs AvD: "Das Preis-Leistungsverhältnis ist einfach ungünstig. Um es mal vorsichtig auszudrücken."

"Bislang nicht näher angesehen"  

"Wo der Markt nicht funktioniert, muss Vater Staat im Interesse des Verbrauchers regulierend eingreifen", fordert Engartner. Das Bundesministerium für Verbraucherschutz aber verweist auf Anfrage von nordbayern.de auf das Wirtschaftsministerium, das Wirtschaftsministerium auf das Bundeskartellamt. Die Wettbewerbshüter schließlich antworten: "Den Raststättenbereich hat sich das Bundeskartellamt bislang nicht im Rahmen eines Verfahrens näher angesehen. Daher kann ich Ihnen hierzu keine allgemeine Einschätzung geben."

Locker über zehn Euro für einen Kaffee, einen Kakao und zwei Schokoriegel? Es sieht also so aus, als ob das auch in dieser Saison Alltag sein wird.

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