Deindustrialisierung

"Rezession bis 2024": VBW sieht Wirtschaftsstandort Bayern existentiell bedroht

7.10.2022, 16:45 Uhr
"Es droht ein Dominoeffekt", sagt vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Er rechnet für die deutsche Wirtschaft mit einer Rezession bis ins Jahr 2024. 

© Britta Pedersen, dpa "Es droht ein Dominoeffekt", sagt vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Er rechnet für die deutsche Wirtschaft mit einer Rezession bis ins Jahr 2024. 

Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW) sieht die bayerische Wirtschaftsstruktur und den gesamten Standort in seiner Existenz bedroht. "Es droht eine Rezession, die sehr wahrscheinlich bis ins Jahr 2024 reichen wird", mahnt VBW Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Grund dafür sei ein noch nie dagewesener Krisen-Cocktail, der zu einer geradezu historischen Belastung führe.

Explodierende Energiekosten sowie die Verunsicherung bei der Versorgung mit Gas und Strom würden viele Unternehmen belasten. Auch die noch nie dagewesene Preissteigerung, Engpässe bei Material und Rohstoffen sowie der Arbeitskräftemangel verursache den Betrieben laut Brossardt große Sorgen.

Wirtschaft ächzt, Bausektor kann Konjunktur nicht mehr tragen

"Der Druck auf die drei tragenden Säulen des Wirtschaftsstandorts Bayern – Industrie, Handwerk, Dienstleistungen – ist immens. Wenn eine Säule wegbricht, drohen Dominoeffekte", sagt Brossardt. In der Industrie seien aufgrund der drastisch gestiegenen Energiekosten einerseits Überlegungen zu Standortverlagerungen wieder sehr aktuell geworden. Andererseits stünden zumindest vorübergehende Stilllegungen auf der Tagesordnung.

Bei Unternehmen, die auf den inländischen Absatz ausgerichtet seien, gäbe es schon erste Fälle von Betriebsaufgaben. Selbst der Baubereich, der die Konjunktur lange mitgetragen hätte, habe aufgrund der stark steigenden Zinsen erhebliche Probleme. Grundsätzlich stünden besonders die Branchen und Unternehmen unter Druck, die Gas nicht ersetzen könnten, erklärte die VBW.

Brossardt sprach sich dafür aus, die Energiesparbemühungen weiter zu verstärken und die Kernkraftwerke im Dauerbetrieb weiterlaufen zu lassen. Auch andere Energieträger wie Kohle sollten genutzt werden. Außerdem forderte er vom Bund, angekündigte Maßnahmen zur Strom- und Gaspreissenkung sofort umzusetzen und staatliche Kostenbestandteile – etwa Strom- oder Energiesteuer – zu senken beziehungsweise auszusetzen. Auch die Vorauszahlung von Unternehmenssteuern müsse überdacht werden.

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