Riefler-Karpa: Mutter, Unternehmerin, Triathletin

31.8.2010, 16:00 Uhr
Riefler-Karpa: Mutter, Unternehmerin, Triathletin

© Giurdanella

Lassen sich Familie, Sport und Unternehmen unter einen Hut bringen? Ja, sagt die schlanke 42-Jährige aus Schwabach. Sie hat gute Erfahrungen gemacht, seitdem sie vor drei Jahren neben der beruflichen Verantwortung und der familiären Fürsorge mit dem Triathlon-Training begonnen hat. Alle drei Töchter von Riefler-Karpa lieben Pferde, finden das Hobby ihrer Mutter aber dennoch "echt cool". Mitunter nervt es die Töchter aber auch, wenn die Hobby-Triathletin an einem Samstag kaum Zeit für Familie und Hund hat, weil sie wieder einmal mit dem Rennrad durch die Gegend brettert. In diesem Punkt lässt Christiane Riefler-Karpa aber auch nur in Ausnahmefällen mit sich reden. Disziplin muss sein.

Leben mit dem Terminkalender

Was der sportlichen Unternehmerin durchaus Respekt einbringt. Zu Hause genauso wie in den Büros beziehungsweise in den Werkshallen des Temperiergeräte-Herstellers Memmert in Schwabach. Sie selbst glaubt positive Auswirkungen zu verspüren, seitdem sie regelmäßig morgens vor Dienstbeginn im Freibad ihre Bahnen schwimmt, während der Mittagspause die eine oder andere Joggingrunde dreht und an den Wochenenden das Rennrad aus der Garage holt. Wesentlich ausgeglichener und stressresistenter sei sie, ist sich die Triathletin sicher. Zehn Stunden zweigt Christiane Riefler-Karpa wöchentlich von ihrem bisherigen Arbeitspensum für den Sport ab, "eine Sache, die ich endlich einmal ganz für mich alleine habe". Sie findet, dass die Quantität ihres beruflichen Engagements zwar abgenommen habe, die Qualität dafür besser geworden sei.

Der Terminkalender spielt in ihrem "neuen" Leben eine noch größere Rolle als bisher. Die Zeit, die neben den beruflichen und familiären Verpflichtungen bleibt, nutzt ihr sportlicher Berater, der ehemalige Profi-Triathlet Bennie Lindberg, konsequent für ein zielgerichtetes Training. Die Umfänge können dabei höchst unterschiedlich sein, die Methode aber hat sich bewährt. Mit der nötigen Disziplin und dem gewissenhaften Abarbeiten des Terminkalenders schafft die 42-Jährige den Spagat zwischen Büro und Triathlon scheinbar mühelos.

Ihr Unternehmen, das sie seit dreieinhalb Jahren führt, steht auf wirtschaftlich gesunden Beinen. Die sportliche Herausforderung eines Langdistanz-Triathlons bewältigte sie vor wenigen Wochen problemlos. Sieht man vom Patzer in der zweiten Wechselzone ab. Christiane Riefler-Karpa vergaß aus der Rad- in die Laufhose zu schlüpfen.

Dass sich die zeitlichen Verbesserungen auf den 3,8 Schwimm- und den 180 Radkilometern kaum in der Endzeit (13:41 Stunden) niederschlugen, hatte freilich weniger mit dem hemmenden Beinkleid zu tun. Christiane Riefler-Karpa bewies vielmehr Teamgeist, als sie nach rund 20 Kilometern der Marathonstrecke auf einen Mitarbeiter aus einer der Betriebsstaffeln auflief, der an einer nicht auskurierten Grippe laborierte und deshalb nicht in der gewohnten Form unterwegs war. Seine Chefin schaltete einen Gang zurück und lief mit ihm zusammen die restliche Strecke, um dann gemeinsam den Zieleinlauf zu feiern.

Teamfähigkeit verlangt

Teamfähigkeit - das verlangt die Geschäftsführerin auch von ihren Mitarbeitern. Riefler-Karpa glaubt, dass ein modernes Unternehmen nur so funktionieren könne. Sie wiederum legt Wert darauf, dass bei Veränderungsprozessen sich jeder einzelne Mitarbeiter einbringen kann. Am Produktionsstandort Büchenbach bei Roth - Verwaltung und Entwicklung sind nach wie vor in Schwabach zu Hause - hat sich in den vergangenen Monaten dann auch vieles verändert. Beispielsweise wurden Maschinen, die unter der Obhut der Memmert-Mitarbeiter jahrzehntelang gute Dienste taten, mit einer vollautomatischen Anlage zur Herstellung von Metallgehäusen erweitert, um den Ausstoß erheblich zu erhöhen und damit den steigenden Bedarf befriedigen zu können.

Drei Millionen Euro investierte die Firma in diesen "Alleskönner". Was bei der Belegschaft mit Blick auf die Arbeitsplätze zunächst einige Skepsis auslöste. Doch die Rationalisierung wird keinen Mitarbeiter brotlos machen. Durch das anhaltende Wachstum der Memmert GmbH + Co. KG herrscht an Alternativ-Arbeitsplätzen offensichtlich kein Mangel. "Mit der neuen Stanz- und Biege-Linie im Rücken, die täglich bis zu 2500 Blechteile bearbeiten kann, sind die Voraussetzungen gegeben, möglichst viele Neuentwicklungen in kürzester Zeit zur Serienreife zu bringen", sagt Riefler-Karpa.

So ist es ihrer Ansicht nach möglich, in Deutschland auch künftig wettbewerbsfähig zu produzieren. Geliefert werden die Memmert-Produkte vom Trockenschrank über Vakuumschränke bis hin zu Klimaprüfschränken in mehr als 120 Länder. Am 11. September eröffnet das Mittelstandsunternehmen erstmals in der 77-jährigen Geschichte ein Büro im Ausland. Schanghai und damit der boomende Markt in China werden ins Auge gefasst. Als zweite "Baustelle" sieht Riefler-Karpa die hohen Einfuhrzölle in Brasilien. In Büchenbach produzieren und in Südamerika montieren, lautet Riefler-Karpas Lösungsansatz. An Herausforderungen mangelt es der Memmert-Familie also auch in Zukunft nicht. Was eine Triathletin wie Christiane Riefler-Karpa aber eher motiviert als besorgt macht.