Siemens will mit kriselnder Kraftwerksparte an die Börse

7.5.2019, 18:44 Uhr
Das Geschäft mit den Gasturbinen bei Siemens läuft schlecht. Jetzt reagiert der Konzern.

© Daniel Karmann/dpa Das Geschäft mit den Gasturbinen bei Siemens läuft schlecht. Jetzt reagiert der Konzern.

Siemens will die kriselnde Kraftwerksparte ausgliedern und als neue Gesellschaft an die Börse bringen. Damit trennt sich der Münchner Konzern von einem Bestandteil seines Kerngeschäfts und treibt seine Ausrichtung auf digitale Technologien weiter voran. Die neue Gesellschaft soll zudem Siemens Mehrheitsanteil am Gemeinschaftsunternehmen Siemens Gamesa, der Windkraftsparte, übernehmen, wie der Konzern am Dienstagabend in München mitteilte. Eine Börsennotierung wird bis zum 20. September des kommenden Jahres angestrebt.

Nach der erst zum 1. April wirksam gewordenen Neuorganisation des Konzerns trifft das in der Region Erlangen/Nürnberg mindestens 6000 Siemensianer. Schwerpunkt ist dabei Erlangen, wo alleine 5000 Beschäftigte im Bereich "Gas and Power" (GP) am Standort in der Freyerslebenstraße tätig sind, dort werden Kraftwerke entwickelt. In Nürnberg erfasst die Maßnahme rund 1400 Mitarbeiter – den Löwenanteil davon im Werk an der Frankenstraße und im gut ausgelasteten Trafowerk an der Katzwangerstraße, wo große Strom-Transformatoren hergestellt werden.

10.000 Arbeitsplätze weltweit werden abgebaut

"Dabei gibt Siemens die Mehrheit am neuen Unternehmen ab, bleibt aber als starker Ankeraktionär engagiert", hieß es. "Der Anteil soll anfänglich bei etwas weniger als 50 Prozent liegen und auf Sicht die Sperrminorität nicht unterschreiten." Dass sich der Anteil in Zukunft weiter reduziere, sei nicht ausgeschlossen, sagte ein Sprecher.

Daneben will sich Konzernchef Kaeser ganz auf die industriellen Wachstumsmärkte Automatisierung, Digitalisierung und Infrastruktur konzentrieren und in den verbleibenden Konzernteilen zunächst über 10.000 Arbeitsplätze weltweit abbauen, aber durch Wachstum bis 2023 rund  20.000 Stellen unter anderem in Forschung und Entwicklung neu zu schaffen. 

Sowohl Siemens Gamesa als auch die neue Gesellschaft sollen künftig aus der eigenen Bilanz ausgegliedert werden. "Angesichts der Gesamtsituation des Geschäftsbereichs im aktuellen Marktumfeld akzeptiert die Arbeitnehmerseite diese Pläne nach intensiver Analyse und Diskussion", teilte die IG Metall am Abend mit. "Betroffen sind bundesweit fast 20 Standorte mit zusammen deutlich über 20.000 Beschäftigten."

Überkapazitäten machen zu schaffen

Die Kraftwerksparte ist schon seit längerem Sorgenkind bei Siemens. Zwar konnte der Konzern über Serviceverträge den Auftragseingang im ersten Quartal um ganze 15 Prozent auf mehr als 3,5 Milliarden Euro steigern. Das bereinigte Ergebnis ging jedoch um 50 Prozent auf 119 Millionen Euro zurück. Auch die Umsätze lagen mit 2,85 Milliarden Euro um knapp 10 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Aktuelle Zahlen will Siemens am Mittwoch bekannt geben. Überkapazitäten von Gasturbinen sowie die Energiewende machen dem Geschäftsbereich zu schaffen.

Siemens hatte deshalb bereits im vergangenen Herbst den Abbau von mehreren tausend Stellen angekündigt und die Standorte neu aufgestellt. Auch in Franken, in Erlangen etwa sind es 500 Stellen, die  gestrichen werden. In der neuen Konzernaufteilung, die unter dem Titel Vision 2020+ seit April Bestand hat, bildete Power und Gas bislang eines von drei zum Konzernkern gehörenden operativen Geschäftsfeldern. Bei den anderen beiden Einheiten handelt es sich um das Geschäft mit digitalen Industrieprozessen sowie Lösungen für künftige smarte Infrastruktur.

Verwandte Themen


10 Kommentare