Sigmund Schuckert: Echter Lichtblick nicht nur für Nürnberg

8.7.2010, 00:00 Uhr
Sigmund Schuckert: Echter Lichtblick nicht nur für Nürnberg

© Eduard Weigert

Elektrisches Licht zu haben, ist für uns heute ganz selbstverständlich. Das war nicht immer so — und schon gar nicht auf den Straßen. Sigmund Schuckert hat den Nürnbergern hier buchstäblich ein Licht aufgesteckt: Bei der Einweihung des Kriegerdenkmals zwischen Adlerstraße und Kaiserstraße im Jahr 1876 leuchtete die von ihm entwickelte elektrische Bogenlampe — eine Sternstunde in der Wirtschaftsgeschichte Nürnbergs.

1878 stattete der gebürtige Nürnberger für den bayerischen König Schloss Linderhof mit einer elektrischen Beleuchtung aus. 1882 installierte Schuckert in Nürnberg die erste dauerhafte Straßenbeleuchtung mit elektrischen Bogenlampen in Deutschland, „wobei drei Lampen 35 Gaslaternen ersetzen konnten“, wie im Lexikon der Siemensstadt in Berlin notiert steht.

Neben Licht brachte der gelernte Feinmechaniker Schuckert der Stadt vor allem aber auch eines: ein bedeutendes Unternehmen – die Schuckert-Werke — und viele Arbeitsplätze.

Als junger Mann lässt sich Schuckert kräftig den Wind um die Nase wehen, er geht auf Wanderschaft. Sein Lerneifer führt ihn sogar bis nach Amerika: 1869 reist er ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten und arbeitet dort unter anderem in der Firma von Thomas Alva Edison. 1873 kehrt er nach Deutschland zurück und richtet sich in Nürnberg eine elektromechanische Werkstatt ein.

Bei Weltausstellung dabei

Schuckert repariert nicht nur: Er konstruiert auch, so zum Beispiel eine Dynamo-Maschine. Der Mechaniker ist von der Elektrizität fasziniert. Diese Faszination, gepaart mit technischem Verstand und Wissensdurst, bilden den Grundstein zu einem der großen Industriefirmen Nürnbergs und zur Bedeutung der Elektrotechnik in der Region. Die Expansion, die Schuckerts bescheidene Werkstatt innerhalb kurzer Zeit erlebte, spiegelt sich in der Produktpalette wider, die das Unternehmen ein Jahrzehnt nach seiner Gründung anbietet: selbstregelnde Kohle-Bogenlampen, Zähler für die Verbrauchsmessung elektrischer Energie, Strom- und Spannungsmesser sowie Schaltgeräte.

Bald gehören auch leistungsstarke Scheinwerfer dazu — bei der Weltausstellung im amerikanischen Chicago 1893 präsentierte Sigmund Schuckert stolz den damals größten Scheinwerfer der Welt: Mit einem Durchmesser von 1,5 Metern war er eine Sensation. Auch mit Straßenbahnen macht sich der findige Unternehmer einen Namen: Die erste „Elektrische“ von Schuckert fährt 1886 in München, zehn Jahre später in Nürnberg.

Sigmund Schuckert: Echter Lichtblick nicht nur für Nürnberg

© Siemens

1885 steigt Alexander Wacker, der schon seit Jahren für das Unternehmen arbeitet, als Teilhaber bei Schuckert ein. 1889 wird die Firma zu einer Kommanditgesellschaft, vier Jahre später zur „Elektrizitäts-Aktiengesellschaft, vormals Schuckert&Co.“.

Schuckert selbst hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits wegen eines Nervenleidens aus dem Unternehmen zurückziehen müssen — um den Mann, der Nürnberg im mehrerer Hinsicht Lichtblicke beschert hatte, wurde es dunkel. 1895 stirbt der Ausnahme-Erfinder und -Unternehmen mit nur 49 Jahren.

Wacker avancierte zum Vorstandschef der Elektrizitäts-AG, die 1899 fast 10000 Menschen beschäftigte. Finanzielle Schwierigkeiten kurz nach der Jahrhundertwende markieren ein wichtiges Datum in der Unternehmensgeschichte: 1903 fusioniert die Elektrizitäts-AG mit der Starkstromabteilung der Siemens&Halske AG zu den Siemens-Schuckert-Werken.

Fabrikherr mit Herz

Den „Schuckert“-Beschäftigten blieb der Firmengründer unvergessen. Denn neben seinem brillanten technischen Verstand zeichnete sich Sigmund Schuckert durch ein hohes Maß an sozialem Verantwortungsbewusstsein gegenüber seinen Mitarbeitern aus. Und das war in Zeiten der Industrialisierung unter den Fabrikherren alles andere als selbstverständlich.