TED-Talk: Als Bill Gates vor einer Epidemie warnte

18.2.2021, 06:00 Uhr
TED-Talk: Als Bill Gates vor einer Epidemie warnte

© Screenshot YouTube

Rosa Pulli, kombiniert mit einem Hemd und dunklen Stoffhosen – so tritt Bill Gates 2015 vor sein Publikum. Im Auditorium sitzen verhältnismäßig wenige Menschen, an den Computerbildschirmen hingegen erreicht die Rede Massen. Mehr als 40 Millionen Mal wurde das Video bislang angeklickt.

Bill Gates spricht über eine globale Katastrophe: "Wenn etwas mehr als 10 Millionen Menschen töten kann, dann ist es sehr wahrscheinlich ein ansteckendes Virus, kein Krieg ", sagt Gates. Die Welt habe kein Konzept, wie sie mit einem gefährlichen Virus umgehen könne. "Wir sind auf eine Epidemie nicht vorbereitet." Ein legendärer Satz, der, mit dem Wissen von heute von erschreckender Voraussicht zeugt.

Millionenfach geklickt

Der Microsoft-Gründer ist nur einer von zahlreichen bekannten Rednern der TED Konferenzen und der damit verbundenen TED-Talks. Bono, Bill Clinton, Steve Jobs. Sie alle haben mit ihren Reden, die unter anderem auf YouTube abrufbar sind, für Aufmerksamkeit gesorgt und TED bekannt gemacht.


Bill Gates nennt Corona-Verschwörungstheorien über ihn "dumm"


TED wurde von Richard Sal Wurman, einem kalifornischen Architekten, gegründet. Die Abkürzung steht für Technology, Entertainment, Design. Wurman wollte ursprünglich eine Art Geheimclub gründen, der sich einmal im Jahr zu einer Konferenz trifft. Ziel war, Ideen vorzustellen und sich zu vernetzen. Das ist fast 40 Jahre her.

Das einstige Geheimprojekt ist heute in der Hand einer Non-profit-Organisation, dessen Chef der britische Medienunternehmer Chris Anderson ist. Die jährliche, fünftägige Hauptkonferenz mit mehr als 80 Rednern findet seit 2014 in Vancouver statt. Wer teilnehmen möchte, muss sich um eine Einladung bewerben. Weil die Tagungsgebühr bis zu 6000 Dollar beträgt, hat die Veranstaltung den Ruf, elitär zu sein.

Beim TED-Talk geht es um Impulse und neue, kreative Denkansätze. Einer der am häufigsten im Internet aufgerufenen Beiträge ist die Rede des Wissenschaftlers Ken Robinson. Der Brite beschäftigt sich mit dem Thema Erziehung und hat dazu einen interessanten Ansatz: Schule kann die Kreativität von Kindern töten. "Kreativität ist in der Ausbildung genauso wichtig wie Literatur", sagt Robinson und ermuntert, die Schulbildung gründlich zu überdenken. Er plädiert für ein Schulsystem, das Kreativität fördert anstatt sie klein zu machen. Gut 70 Millionen Menschen haben das Video auf der Ted-Homepage gesehen.

Amerikanischer Enthusiasmus

Die Reden sind – typisch amerikanisch – voller Enthusiasmus und sprühen vor Entdeckergeist. Sie dürfen maximal je 18 Minuten dauern. Themen können Technologie, Kultur, Kunst oder Umweltschutz sein. Weil die Vorträge gut gemacht und Vorbild für viele (Führungs-)kräfte sind, erschien sogar ein TED-Ratgeber im Buchhandel, der aus jedem, der möchte, einen passablen Redner macht. Das verspricht zumindest die Werbung.

Wer Talent zum Reden hat und Menschen begeistern kann, kann das am 24. Juli in Nürnberg im Gründerzentrum "Zollhof" unter Beweis stellen. Denn seit 2009 gibt es einen Ableger: die TEDx-Konferenzen. Die Organisation ermöglicht unter ihrem Namen, eigene Konferenzen abzuhalten. Dafür werden Lizenzen vergeben und Vorgaben zur Durchführung gemacht, wie beispielsweise die Bühnengestaltung oder die Anzahl der Gäste.

Nürnberger Veranstaltung mit Publikum

Beim "TEDxNuremberg" dürfen im Sommer mindestens sieben Redner auftreten. Dafür bewarben sich Menschen aus unterschiedlichen Berufen oder Städten. Bewerbungen seien sogar aus Amerika und Chile abgeschickt worden, so die Organisatoren. Eine Jury wird darüber entscheiden, wer in Nürnberg seine Ideen und Gedanken präsentieren darf. Voraussetzung: Der Inhalt der Rede muss zum Thema "Shaping Futures" passen. "Wir können die Zukunft nicht mit Sicherheit vorhersagen, aber das Spannende ist, dass wir sie gestalten können und dafür braucht es Ideen, die es wert sind, verbreitet zu werden", heißt es dazu auf der Homepage des Zollhofes. "Unsere TEDxNuremberg-Veranstaltung soll Fragen zu aktuellen oder aufkommenden Problemen stellen, Vorschläge zu deren Lösung machen und jeden motivieren, die Zukunft mitzugestalten."

Zur Veranstaltung soll Publikum zugelassen werden. 100 Frauen und Männer dürfen – Stand heute – live dabei sein. Alle anderen Interessenten können sich die Veranstaltung hernach über den YouTube-Kanal von TEDx ansehen. "Das Wichtigste ist, dass das Publikum neue Ansichten und Wissen aus dem Event mitnehmen kann und diese - in welcher Form auch immer - einen nachhaltigen und positiven Einfluss auf das eigene Leben haben", so Nina Tauscher vom TEDx-Organisationsteam.

In der Corona-Krise geht TED online weiter. Auch Bill Gates meldete sich wieder zu Wort und sprach darüber, wie sich die Welt durch die Pandemie verändern und was sie daraus lernen könnte. Auch dieses Video wurde millionenfach geklickt. Diesmal allerdings waren die Online-Kommentare dazu weit weniger freundlich als bei Gates‘ erstem Auftritt vor fünf Jahren. Denn Verschwörungstheoretiker sehen in seiner Voraussicht Kalkül und sind der Meinung, Gates sei für die Corona-Pandemie mit verantwortlich.

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