Trotz Coronavirus: Puma schreibt weiter Rekorde

19.2.2020, 19:20 Uhr
Puma-Chef Björn Gulden hat Erfolg mit seiner Strategie, wieder vermehrt auf die Ausrüstung von Sportlern zu setzten.

© Edgar Pfrogner Puma-Chef Björn Gulden hat Erfolg mit seiner Strategie, wieder vermehrt auf die Ausrüstung von Sportlern zu setzten.

Es wird teuer. Richtig teuer. Dass das Unternehmen mehr zahlen muss, freut Puma-Chef Björn Gulden aber sichtlich. Mit 6,18 Meter hat Armand Duplantis am Wochenende seinen erst kürzlich erzielten Weltrekord im Stabhochsprung schon wieder erneuert. Das kostet den Sportartikelhersteller als Ausrüster extra.

Jung, sexy und erfolgreich – damit passt der US-amerikanisch-schwedische Athlet genau ins Beuteschema der Franken. Die Reihe der Stars aus Sport und Musikbusiness ist inzwischen beachtlich. Beide beeinflussen einander, vor allem aber den Konsumenten, der tragen wollen soll, was sie tragen.

Als Gulden vor sechs Jahren antrat, verordnete er Puma wieder mehr Sport. Nach seinem zum Schluss exzessiven Ausflug ins Lifestyle-Fach sollte der Konzern zu seinen Wurzeln zurückkehren, um eine glaubhafte Basis zu haben: seine Geschichte. Doch beide Bereiche sind untrennbar miteinander verwoben. "Wer heute ein Basketballspiel schaut, den interessieren die Outfits auf dem Platz kaum. Aber er will wissen, was die Spieler in ihrer Freizeit tragen oder die Stars, die bei den Spielen in den ersten Reihen sitzen."

Schuhe, Stars und Siege – das ist die Erfolgsformel eines Sportartikelherstellers. Wer auf dem Schuhmarkt punkten kann, verkauft auch Kleidung und Accessoires besser. Wer die coolsten Stars unter Vertrag hat, ist in den sozialen Medien besonders präsent. Und zum Gewinner-Team will ohnehin jeder gehören.


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Bei allem globalen Anspruch dürfen lokale Besonderheiten nicht außer acht gelassen werden: Ohne Basketball lässt sich auf dem US-Markt kaum punkten. In Australien und Südafrika ist Rugby, was dem Europäer Fußball ist. "In Indien konnten wir gerade Virat Kohli unter Vertrag nehmen – den Kapitän des nationalen Cricket-Teams." Jung, sexy, erfolgreich.

Puma: Es fehlt auf der weiblichen Seite

Auch in diesem Jahr hatten die Dortmunder im Vorfeld der Bilanzvorlage ein Champions-League-Spiel – und anders als 2019 gegen Tottenham gewann der BVB dieses Mal. Das 2 :1 gegen Paris St. Germain machte den Puma-Chef glücklich. "Haben Sie das Spiel gesehen", fragt er freudig in die Runde.

Unbesorgt gibt er sich in Sachen Manchester City: Dem Verein, den Puma erst 2019 unter Vertrag nahm, droht eine zweijährige Sperre in der Champions League wegen Verstößen gegen Finanzregeln der UEFA. "Die Vorwürfe beziehen sich auf die Jahre 2015 und 2016, wir kannten sie, als wir eingestiegen sind und glauben nicht, dass es zu einer Sperre kommen wird", so Gulden. Der Internationale Sportsgerichtshof CAS wird demnächst über das UEFA-Urteil entscheiden.


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Kultfiguren – Superstars des Sports – fehlen Gulden auf der weiblichen Seite. Schließlich will Puma mit Produkten für Frauen deutlich mehr Umsatz machen. Einige Teams im Frauenfußball hat Puma unter Vertrag. "Studio" heißt eine Linie, die den wachsenden Markt der Yoginis und Pilates-Begeisterten bedienen soll. Dass es hier einiges zu holen gibt, machen schnell gewachsene Marken wie Lululemon vor.

Puma will sich nicht mit Adidas und Nike vergleichen

Vergleichen will der Puma-Chef nicht – nicht mit den beiden Branchenersten Nike und Adidas, die beim Umsatz nahezu uneinholbar vorn liegen, aber auch nicht mit den kleineren. Die Benchmark, meint Gulden, sei einzig der Kunde.

Dessen große Nachfrage nach den Schuhen, Shirts und Taschen bescherte Puma im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Umsatzzuwachs von 18,4 Prozent. Damit knackte das Unternehmen mit nun weltweit 14 332 Mitarbeitern erstmals die Marke von fünf Milliarden Euro Umsatz: 5,5 Milliarden waren es, auch dank eines Sprints im vierten Quartal. Das Konzernergebnis stieg mit 262,4 Millionen Euro sogar um 40 Prozent.


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Für 2020 Jahr gibt sich Gulden optimistisch, ließ aber Vorsicht walten. Trotz der anstehenden Fußball-EM und den Olympischen Spielen in Tokio kündigte er ein nur zehnprozentiges Umsatzwachstum an bei "deutlicher Verbesserung" des Ergebnisses. Grund für die Zurückhaltung ist das in China grassierende Coronavirus, das einen Großteil des Konsumenten-Lebens in China zum Erliegen gebracht hat. 70 der 110 eigenen Läden sind geschlossen, 85 Prozent der 2500 von Franchisenehmern betriebenen Stores. Gleiches meldete am Mittwoch auch Adidas.

Auch wenn die Produktion bei Puma in Teilen weiterhin funktioniert, ist der Transport erschwert. Rund ein Viertel seiner Produkte lässt Puma dort fertigen. Über Dauer und Folgen will Gulden jetzt nicht spekulieren. Allerdings hofft er auf einen regelrechten Kaufrausch der Chinesen, wenn die Gefahr gebannt ist.

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