Udo Raab: Bodenständiger Volkswirt mit Faible für englische Krimis

11.8.2010, 17:11 Uhr
Udo Raab: Bodenständiger Volkswirt mit Faible für englische Krimis

© Eduard Weigert

In Hamburg oder Berlin zu leben, das kann sich Udo Raab durchaus vorstellen. In München dagegen „absolut nicht“. Die Landeshauptstadt mit ihrem demonstrativen Selbstbewusstsein, die fest in der Hand der Schickimicki- und Bussi-Gesellschaft zu sein scheint, ist nicht sein Ding. Das mag daran liegen, dass Raab Franke ist. Oberfranke, um genau sein: Der heute 45-Jährige wurde in Naila geboren.

Dorthin wollen er und seine Frau allerdings nicht zurück. „Ich bin ein Mensch, der sich in einer größeren Stadt wohlfühlt“, erklärt Raab. Er liebe „die Urbanität, die Kultur“. Nach Nürnberg ist er vor gut 25 Jahren gekommen. Hier hatte er 1983 sein Volkswirtschaftsstudium begonnen, später promoviert. Und ist geblieben.

Nürnberg ist für den bodenständigen Franken, der 1999 von der Universität zur Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken wechselte, ein nachgerade ideales Pflaster zum Leben — nicht zuletzt wegen seines Bürostandorts direkt am Hauptmarkt: „Ich genieße es, in der Innenstadt zu sein.“ In der Mittagspause in einem Straßencafé einen Cappuccino trinken oder nach der Arbeit durch die Straßen bummeln zu können, das schätzt er.

Raab, der bei der IHK unter anderem für die Konjunkturanalysen verantwortlich zeichnet, ist mit Leib und Seele Ökonom. Früher, als Gymnasiast, hatte er sich allerdings auch andere Karrieren vorstellen können. „Ich habe mir mal ernsthaft überlegt, Medizin zu studieren oder Journalist zu werden“, erzählt er.

Zum Fitness-Freak mutiert

Geworden ist es dann doch Volkswirtschaft. Für ihn kein Widerspruch zu den anderen beiden Feldern: „Ich wollte immer etwas machen, das mit Menschen zu tun hat – und das ist meiner Meinung nach auch bei der Volkswirtschaft der Fall.“
Den Wechsel von der Wissenschaft — eine Universitäts-Laufbahn war einst ebenfalls eine Option — in die Wirtschaft zur Industrie- und Handelskammer hat Raab nie bereut. „Die Theorie mit der Praxis verbinden, das genau ist das, was ich mir damals zu Studienbeginn vorgestellt hatte.“

Jeden Tag Zahlen, Statistiken, Konjunkturdaten und eine wirtschaftliche Realität in der Region, die aktuell gerade alles andere als rosig ist: Wie entspannt sich Raab privat? „Mit Lesen“, kommt die prompte Antwort – und zwar keine Sachbücher, sondern „englische Krimis und g’scheite Literatur: Ich bin Thomas-Mann-Fan“.

Seit ein paar Jahren steht auch regelmäßig Sport auf dem Freizeitprogramm, das Rauchen hat er aufgegeben: „Ich bin ein Fitness-Freak geworden“, erklärt Raab. Das hat sein Leben im wahrsten Sinne des Wortes erleichtert: Dank der körperlichen Bewegung hat er 25 Kilogramm abgenommen.

Wenn seine heute 14-jährige Tochter flügge geworden ist, möchte sich Raab regelmäßig zurücklehnen – in Theatersitzen. Der Kulturliebhaber will zusammen mit seiner Frau dann wieder ein Schauspiel-Abonnement. Und noch etwas möchte der weltoffene Franke: reisen. Auf der Liste stehen zum Beispiel Neuseeland und Australien, „da war ich noch nicht“.

Mit seinem Leben scheint Raab rundum zufrieden zu sein. Was freilich nicht heißt, dass er keine Ziele hat. Auf die Frage „Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?“ antwortet er freimütig: „Ich will den IHK-Bereich Standortpolitik leiten.“ Sein ehrgeiziges Anliegen: „Wir müssen in der Region so aufgestellt sein, dass die Menschen hier ihre Chancen finden.“

Und was wünscht er sich privat? „Ich bin unheimlich gespannt, was aus meiner Tochter wird“, antwortet Raab. Sein Lächeln verrät: Hier spricht ein stolzer Vater.