Warum Firmen den Nürnberger Südwestpark lieben

4.2.2021, 17:01 Uhr
Zentral an der Südwesttangente und dem Main-Donau-Kanal liegt der Südwestpark.

© Astrid Löffler Zentral an der Südwesttangente und dem Main-Donau-Kanal liegt der Südwestpark.

„Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt“, resümiert etwa Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Dr. Wolfgang Pößl von der gleichnamigen Kanzlei, die seit mehr als zwei Jahrzehnten in dem 1990 eröffneten Büro- und Dienstleistungspark am Main-Donau-Kanal zu finden ist.

Digitalisierung lässt Platzbedarf sinken

Anfangs noch in Hausnummer 108 beheimatet, sei die Kanzlei inzwischen in die 15 umgezogen, weil der Platzbedarf um ein Viertel gesunken sei und sich die Ansprüche fundamental verändert haben: Brauchten die knapp 30 Mitarbeiter früher große Schreibtische und Regale voller Akten, seien die weitgehend digitale Einreichung und Bearbeitung der Unterlagen heute Usus, berichtet Pößl.

„Wir haben multifunktionale Gebäude, in denen wir die verschiedensten Nutzungen darstellen können“, erläutert SWP-Geschäftsführer Daniel Pfaller. Ein eigenes Planungsbüro setze die Wünsche der Mieter um. Deren Spektrum reiche vom kleinen Ein-Mann-Büro für Gründer über viele Mittelständler bis hin zum Konzern mit 1000 Mitarbeitern.

Besonders schön sei es, zu erleben, wenn aus einst kleinen Firmen, wie dem früheren Nürnberger IT-Büro Teamix, über die Jahre größere Anbeiter würden. Teamix wurde 2017 von der schwedischen Proact-Gruppe (Proact IT) übernommen und firmiert heute als Proact Deutschland GmbH in dem Gebersdorfer Gewerbepark.

Mehr Liquidität

Mit der ING-DiBa AG, Telefónica Germany und dem IT-Systemhaus der Bundesagentur für Arbeit gebe es drei sogenannte Ankermieter, die Flächen von bis zu 20.000 Quadratmeter nutzen, berichtet Pfaller. Die Entscheidung, eine Immobilie zu mieten, folge oft der Überlegung, dadurch mehr Liquidität fürs eigentliche Geschäft zu haben.

Wie sich die Corona-Krise auf die Mietverhältnisse auswirke, lasse sich derzeit noch nicht ablesen, so der SWP-Geschäftsführer. Möglicherweise führe die Pandemie zu einer teilweisen Umkehr des Trends, Firmenflächen immer mehr zu verdichten. „Das Thema Homeoffice wird bleiben, aber nicht die Firmengebäude ersetzen. Denn Innovationen entstehen durch Kommunikation“, ist sich Pfaller sicher. In Einzelfällen habe man Mietern aus besonders betroffenen Branchen mit Stundungen und Preisnachlässen unter die Arme gegriffen.

Auslastung von 95 Prozent

Derzeit liege die Auslastung bei über 95 Prozent. Einzelne freie Flächen seien aber noch zu haben, sagt der gelernte Bankkaufmann, der sich zum Betriebswirt weitergebildet und in der Otto-Gruppe gearbeitet hat, ehe er zur DV Immobilien Gruppe kam. Insgesamt sind im Südwestpark derzeit 8000 Mitarbeiter in 240 Firmen tätig. Die Fluktuation der Mieter sei gering; wenn sich diese veränderten, dann oft nur räumlich innerhalb des SWP.

Warum Firmen den Nürnberger Südwestpark lieben

© Hajo Dietz

Die Südwestpark Management GmbH, die seit drei Jahrzehnten das Terrain entwickelt und verwaltet, beschäftigt derzeit 17 feste Mitarbeiter. Diese können bei ihrer Arbeit unter anderem auf die Leistungen der DV Plan GmbH zurückgreifen, die, wie die Management GmbH, zur DV Immobilien Gruppe in Regensburg mit insgesamt zirka 300 Mitarbeitern und einer vermieteten Nutzfläche von über 800.000 Quadratmeter gehört. Im Südwestpark liegt mit 190.000 Quadratmetern fast ein Viertel davon. „Es ist das drittgrößte Projekt der Gruppe“, berichtet Pfaller.

Neben drei weiteren Gewerbeimmobilien gehören zwei Einkaufszentren – unter anderem das Brücken-Center in Ansbach – sowie die derzeit 18 Autohöfe der Euro Rastpark GmbH dazu. Überall sei DV Immobilien Gruppe Bestandshalter und betreibe aktives Quartiersmanagement, nie Investor. „Dieses Konzept ist relativ selten und geht auf den Unternehmensgründer zurück“, unterstreicht Pfaller. So sei in die 20 bis 30 Jahre alten Gebäude im Südwestpark fortlaufend investiert worden, um sie beispielweise mit dem schnellsten erhältlichen Internet, Photovoltaikanlagen auf den Dächern, LED-Beleuchtung und offenen Raumkonzepten auszustatten.

Einer, der diese Entwicklung hautnah miterlebt hat, ist der Prokurist der BW Bildung und Wissen Verlag und Software GmbH, Thomas Preuß: „Das, was der Südwestpark heute darstellt, in den vergangenen 30 Jahren wachsen gesehen zu haben, ist rückblickend ein sehr schönes Gefühl“, resümiert der Mieter der ersten Stunde.

Zahl der Mitarbeiter variiert

Aktuell betreue der Verlag beispielsweise die Bundesagentur für Arbeit, die Datenbank Berufenet oder die Medienkombination planet-beruf.de „Unser Medienunternehmen agiert ausschreibungsgetrieben“, erklärt der Prokurist. „Gewinnen wir Ausschreibungen/Projekte sind wir größer; gewinnen wir nicht, sind wir kleiner.“ Entsprechend schwanke die Mitarbeiterzahl zwischen 90 und 100 Kollegen, berichtet Preuß. Diese Form der unternehmerischen Tätigkeit erfordere selbstredend von allen Beteiligten hohe Flexibilität.

Daher sei der BW Verlag in den vergangenen 30 Jahren schön öfter auf vertraglich kluge Lösungen angewiesen gewesen, die ein solches Vorgehen auch räumlich möglich machten. Genau darin sieht die DV Immobilien Gruppe eine ihrer Stärken. Ihr gehe es aber noch um mehr: um die Entwicklung der Infrastruktur samt Kindertagesstätte, Fitnessstudio und Einkaufsmöglichkeiten sowie idealerweise einer „Parkgemeinschaft“ der angesiedelten Unternehmen, skizziert Pfaller und erklärt: „Die Philosophie ist, dass Mitarbeiter für ihren täglichen Bedarf hier alles finden und den Park nicht verlassen müssen.“

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