Wie sich Konflikte in Unternehmen entschärfen lassen

24.10.2007, 00:00 Uhr
Wie sich Konflikte in Unternehmen entschärfen lassen

© Giulia Iannicelli

Als Anita Steiger (Name geändert) zur Leiterin der Marketingabteilung wurde, begannen die Probleme, wie Rita Gabler (Name geändert) berichtet. Die beiden Mitarbeiterinnen hatten sich um dieselbe Stelle beworben. Steiger bekam den Zuschlag - Gabler war sauer, vor allem, weil sie nie über die Gründe der Entscheidung informiert wurde. Der Konflikt gipfelte in einer Abmahnung Gablers. Diese drohte, die Entfernung des Vermerks aus ihrer Personalakte vor Gericht einzuklagen. Der Vertriebsleiter wollte nicht, dass seine Mitarbeiter den Rechtsweg wählen, und schaltete Renate Nordhardt als unparteiische Streitschlichterin ein.

Freiwillig und vertraulich

Diese typische betriebliche Konfliktsituation wurde im Museum für Kommunikation geschildert und nachgespielt. Wie sie durch Mediation entspannt werden kann, demonstrierte Rechtsanwältin Nordhardt. Der skizzierte Fall geht auf einen realen Konflikt zurück, wurde aber so modifiziert, dass sich daran die fünf (idealtypischen) Phasen einer Mediation erläutern lassen: Nach der Vorstellung können die Teilnehmer Fragen stellen. «Darf ich jederzeit abbrechen?», gibt sich Rita Gabler zunächst skeptisch. Mediatorin Nordhardt bejaht und betont, dass dieses Gespräch sowie alle eventuell folgenden Sitzungen freiwillig und vertraulich sind. Länger als 1,5 Stunden sollte ein Termin nicht dauern, rät Renate Nordhardt.

Nun bittet die Mediatorin die beiden Parteien, jeweils ihre Sichtweise des Konflikts darzulegen. Während sich Rita Gabler von Anita Steiger «schikaniert» und in ihrer Kompetenz nicht anerkannt fühlt, beklagt sich die Chefin über mangelnden Einsatz und «Zickigkeit» der erfahrenen Mitarbeiterin. Die Mediatorin visualisiert die Streitthemen auf einem Poster und bringt sie anschließend auf einen gemeinsamen Nenner: Demnach kreist der Konflikt vor allem um die Kommunikation im Team, Pünktlichkeit, gegenseitige Wertschätzung und die erteilte Abmahnung.

«Jetzt wird es richtig spannend», kündigt die Konfliktmanagerin an. Denn in der dritten Phase geht es darum, die hinter den Positionen liegenden Interessen zu erarbeiten. Die beiden Frauen sollen darum ihre Gefühle bei der Arbeit beschreiben. Dann suchen die Beteiligten gemeinsam nach Lösungen, ehe sie daraus die besten Vorschläge auswählen. Der Prozess endet mit einer Vereinbarung. «Wird diese schriftlich fixiert, so schafft das Klarheit und hat auch etwas Einendes», findet Nordhardt.

«Mediation kann man theoretisch schlecht erklären», weiß Rechtsanwältin und Mediatorin Silke Helmling, die Rita Gabler darstellte. Sie und weitere Mitglieder der Nürnberger Gesellschaft für Mediation entschieden sich deshalb, anhand eines Rollenspiels zu zeigen, wie sich ein Streit entschärfen lässt. Nach jeder Sequenz nahm sich Geschäftsführerin Nordhardt Zeit, die vorherige Phase zu erläutern und in die nächste einzuführen. «Sie haben gemerkt: Die Parteien sollten nicht zu schnell aufeinander losgelassen werden», analysiert die Anwältin. «Wer einmal solche Gespräche geführt hat, dem gelingt es in Zukunft vielleicht auch, neue, kleine Konflikte ohne einen Mediator zu lösen», hofft Nordhardt.

Wertschätzung ist wichtig

Konflikte im betrieblichen Bereich drehen sich häufig um die gegenseitige Wertschätzung, erklärt die Mediatorin. Viele könnten ihre Wertschätzung nicht ausdrücken oder hätten Angst, sich selbst schlechtzumachen, wenn sie andere loben. Probleme gäbe es außerdem häufig zwischen alten und jungen Mitarbeitern, etwa wenn diese mit Elan von der Uni kommen und gefestigte Strukturen hinterfragen. Auch Arbeitsverhältnisse zwischen Frauen und Männern laufen nicht immer reibungsfrei.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.mediationnuernberg.de