Wohnungsmangel: Regierung verfehlt Ziel von 400.000 Neubauten

14.3.2019, 15:35 Uhr
Das Ziel der Bundesregierung rund 400.000 neue Wohnungen pro Jahr zu bauen, dürfte weit verfehlt werden.

© Daniel Reinhardt, dpa Das Ziel der Bundesregierung rund 400.000 neue Wohnungen pro Jahr zu bauen, dürfte weit verfehlt werden.

Im Kampf gegen Mietexplosion und Wohnungsmangel dürfte die Bundesregierung ihr Ziel von bis zu 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr deutlich verfehlen. Nach Einschätzung der deutschen Bauwirtschaft ist dies nicht erreichbar, auch die Zahl der neu genehmigten Wohnungsbauanträge liegt weit unter der Zielmarke. "320.000 Wohnungen halten wir für realistisch, es können auch 330.000 sein", sagte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung Bauwirtschaft, am Donnerstag auf der Münchner Handwerksmesse. Die Bauunternehmen arbeite ab, was an neuen Wohnungen genehmigt sei. "Wir gehen davon aus, dass wir noch zwei, drei Jahre starke Nachfrage im Wohnungsbau sehen." Danach werde die Nachfrage sicher zurückgehen.

Im vergangenen Jahr wurden nach Zahlen des Statistischen Bundesamts rund 302 800 Neubauwohnungen genehmigt, im Vergleich zu 2017 ein leichtes Plus von 0,7 Prozent. Vor allem bei Mehrfamilienhäusern gab es starke Zuwächse (plus 4,7 Prozent), während die Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser leicht sanken, wie die Behörde in Wiesbaden mitteilte. Deutlich weniger Bewilligungen gab es für Zweifamilienhäuser, die um 6,5 Prozent schrumpften und für Wohnungen in Wohnheimen (minus 24 Prozent). Dazu zählten in den vergangenen Jahren vor allem Flüchtlingsheime.

Diese Zahlen spiegeln sich in der Einschätzung der Bauwirtschaft wider: Gebaut werden vor allem mehrstöckige Häuser mit Miets- und Eigentumswohnungen, wie Verbandschef Marcus Nachbauer berichtete. "Der klassische Eigenheimbau stagniert auf Vorjahresniveau."

Keine Abschwächung der Baukonjunktur

Die im vergangenen Jahr von manchen Fachleuten prophezeite Abschwächung der Baukonjunktur jedoch ist bislang ausgeblieben. 2018 legten die Umsätze der 370.000 Mitgliedsfirmen des Verbands um 6,6 Prozent auf knapp 340 Milliarden Euro zu. Dabei spielten allerdings Preissteigerungen eine maßgebliche Rolle. Teurer geworden sind unter anderem Stahlbeton und das für den Straßenbau benötigte Bitumen. In diesem Jahr erwartet die Bauwirtschaft ein Umsatzplus von gut zehn Milliarden Euro, ebenfalls hauptsächlich durch den Preisanstieg getrieben.

Die Branche ist angesichts des langen Immobilienbooms stark ausgelastet, Hausbauer warten oft Monate auf Handwerker. Ein großes Problem sind fehlende Arbeitskräfte. Das entwickle sich in Teilen der Branche zu einem echten Wachstumshemmnis, sagte Nachbauer.

"Die Handlungsspielräume von Bauherren und Investoren sind ausgeschöpft", kritisierte der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW). Bauland sei in den Ballungsräumen kaum noch erhältlich, und langwierige Genehmigungsverfahren sowie zahlreiche Vorschriften bremsten den Neubau.

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