Zeitenwende bei Nürnberger Versicherung: Schmidt gibt ab

21.4.2015, 17:18 Uhr
Machtwechsel bei der Nürnberger Versicherung: Aufsichtsrats-Chef Hans-Peter Schmidt gibt seinen Posten ab.

© Eduard Weigert Machtwechsel bei der Nürnberger Versicherung: Aufsichtsrats-Chef Hans-Peter Schmidt gibt seinen Posten ab.

Zu seinem  Nachfolger an der Spitze des Kontrollgremiums wurde  Detlef Schneidawind, Ex-Vorstandsmitglied der Münchner Rück, gewählt.

Die Verabschiedung von Schmidt in der Aktionärsversammlung fiel vergleichsweise kurz aus. Aktionärsvertreter dankten dem 73-Jährigen insbesondere für seine "Meisterleistung", als es ihm vor gut vierzehn Jahren gelungen war, mit seinen auch heute noch weitreichenden politischen Beziehungen nach monatelangem Gefecht eine Übernahmeattacke der Versicherungskammer Bayern abzuwehren und so die Unabhängigkeit von einem der größten Arbeitgeber Nürnbergs zu bewahren.

Schmidt habe Unternehmen "entscheidend geprägt"

Schmidt war ab 1978 Vorstandsmitglied, ab 1989  Konzernchef. 2002 schließlich wechselte er nahtlos an die Spitze des Aufsichtsrats. Der amtierende Nürnberger-Chef Armin Zitzmann wies unter anderem daraufhin, dass Schmidt das Unternehmen in seiner Zeit "entscheidend geprägt" hat. Als  Vorsitzender des Stiftungsrats der Nürnberger Versicherungsgruppe und als Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrates werde er dem Unternehmen weiter verbunden bleiben, so Zitzmann.

Schmidt selbst wies zu seinem Abschied vor den Aktionären daraufhin,  dass sich der Umsatz der Nürnberger unter seiner Ägide verdreifacht, die jährliche Ausschüttung an die Aktionäre aber verfünfzehnfacht habe. Der Manager  hatte wegen seines als absolutistisch geschilderten Auftretens auch Gegner - innerhalb des Konzerns, aber auch außerhalb.

Kritik wegen exorbitant hoher Bezüge

Intern wurde ihm bis zuletzt vorgeworfen, auch noch als Aufsichtsratschef die Richtung zu diktieren, in die der von ihm eingesetzte Vorstand zu marschieren hat. Auch bei seiner letzten Hauptversammlung als Aufsichtsratschef geriet Schmidt am Dienstag noch einmal in die Kritik wegen seiner offensichtlich exorbitant hohen Aufsichtsratsbezüge.

Schmidt hätte  noch bis zum Jahre 2018 den Posten des Aufsichtsratschef behalten sollen, hat sich aber im März entschlossen, dieses Amt niederzulegen.  Zu seinem vorzeitigen Ausscheiden aus dem Kontrollgremium haben nach Darstellung von Insidern auch unterschiedliche Auffassungen zur weiteren Strategie des Versicherungskonzerns gesorgt, der gerade dabei ist, unter anderem den Vertrieb mit einschneidenden Maßnahmen umzubauen.

Für Schmidt wurde von der Hauptversammlung Wolfgang Kraus in den Aufsichtsrat gewählt. Kraus ist Gesellschafter und Geschäftsführender Partner bei der Kanzlei Rödl & Partner in Nürnberg.

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