Wo Polizeiarbeit anschaulich wird

23.9.2010, 08:32 Uhr
Wo Polizeiarbeit anschaulich wird

© Edgar Pfrogner

Vor zwölf Jahren wurde die damals zwölfjährige Carla aus Wilhermsdorf  umgebracht — ein Fall, der die Fürther Polizeidirektion monatelang beschäftigte. In den 50er Jahren ermittelte die Fürther Polizei den Tod einer Frau, die nach Aussage ihres Mannes umkam, als sie ihr Badewasser erhitzen wollte. Am Ende stellte sich heraus, dass die Frau von ihrem Mann ermordet wurde, mittels Strom, der durch Schrauben geleitet wurde, die Abdrücke auf der Haut der Frau hinterlassen hatten. Und 1927 war es, dass ein Vatermörder in Poppenreuth für sein Verbrechen auf der Guillotine büßen müsste — dies aber stilvoll in Lackschuhen und Smoking tat. Diese und andere spannende Fälle zeigt das neue Kriminalmuseum in Fürth.

Die Idee für das Projekt reicht einige Jahre zurück. Stephan Popp, heute Vorsitzender Richter am Landgericht Nürnberg-Fürth, hatte vor, ein in der Region einmaliges Museum zur Kriminalgeschichte zu initiieren, das nicht nur historische Aspekte beinhaltet, sondern auch den Präventionsgedanken — also den Besuchern zeigen soll, wie sich Verbrechen verhindern lassen, dass sich Verbrechen nicht lohnen und wie man sich selbst vor Gefahren für Leib und Leben schützen kann.

Ex-Polizeichef Dietsch mit dabei

Einen Mitstreiter fand Popp in Wilfried Dietsch. Kaum jemand kennt die Geschichte der Fürther Polizei so gut wie der ehemalige Chef der örtlichen Polizeidirektion. Ein Fall, der ihn mit am meisten beschäftigt hat, war der Mordfall Carla. Carlas Mutter hat das Einverständnis gegeben, dass der Fall ein Teil des Museums wird, bemerkt Dietsch stolz.

Wo Polizeiarbeit anschaulich wird

© Edgar Pfrogner

Acht Leute haben Anfang 2007 einen Förderverein gegründet, um das Museumsprojekt in die Tat umzusetzen. Als geeignete Räumlichkeit erwies sich der Keller des Fürther Rathauses, der aber in einem „miserablen Zustand“ war, so Dietsch. Rund 20000 Euro und ungezählte Stunden ehrenamtlicher Arbeit wurden investiert, um aus dem Keller ein Museum zu machen. Bei der Konzeption stand im Vordergrund, anderen Museen in der Region keine Konkurrenz zu machen, betont Dietsch. „Wir wollten kein Museum zum Gruseln“, keines, in dem etwa Henkerswerkzeuge gezeigt werden. Sondern eines, das Geschichte und Gegenwart von Kriminalität und Polizeiarbeit zeigt.

So wird zum Beispiel demonstriert, wie und warum die Polizei einen Tatort aufbereitet, wie DNA-Spuren ausgewertet werden, wie ein Drogenlabor funktioniert, wie Falschgeld entdeckt werden kann, aber auch, wie ein Motorrad nach einem schweren Unfall aussieht — die Eltern eines (noch lebenden) Unfallopfers haben ein solches Motorrad gespendet. Dietsch: „Wir wollen nicht abschrecken, sondern aufklären.“

Kriminalmuseum im Fürther Rathaus, öffentlich zugänglich ab Samstag (10 bis 17 Uhr), dann immer samstags und sonntags (13 bis 17 Uhr), Führungen für Gruppen durch die Tourist-Information Fürth (Tel. 0911/2395870), Eintritt: 2,50 Euro, erm. 1,50 Euro, Kinder 1 Euro, Familien 5 Euro.