Zehn Tote auf Nürnbergs Straßen
19.2.2012, 12:00 UhrSie sind die Sorgenkinder im Straßenverkehr, die Menschen ab 65. 1015 Rentner waren im vergangenen Jahr an Unfällen beteiligt, 2010 waren es noch 931. So geht es aus der Unfallstatistik 2011 für Nürnberg hervor. In ganz Mittelfranken gab es 3282 Unfälle, in die Senioren verwickelt waren, 2083 von ihnen wurden als Verursacher ermittelt. Von den zehn Unfalltoten in Nürnberg im vergangenen Jahr (in Mittelfranken waren es zusammen 78) sind fünf aus der Risikogruppe der älteren Personen.
„Unachtsamkeit“ sei die häufigste Ursache gewesen, berichtet Roman Fertinger, Vizepräsident im Polizeipräsidium. Er bezieht sich auf einen aktuellen Vorfall in Fürth: Am vergangenen Mittwoch wurde eine 76-Jährige von einem Müllwagen überfahren, als sie eine Straße überqueren wollte. Die Rentnerin starb an den Folgen schwerer Verletzungen „Sie war im toten Winkel des Lkw und hatte keine Chance.“
Dass das Niveau der Verkehrsunfälle, an denen Senioren beteiligt sind, seit Jahren sehr hoch und stabil ist, bedauert Fertinger und lobt im selben Atemzug den Schritt, den ein populärer Deutscher ging: Schauspieler Joachim „Blacky“ Fuchsberger. Mit 84 Jahren entschloss sich dieser, den Führerschein abzugeben. Als eine „Warnung“ für sich interpretierte der Entertainer einen Auffahrunfall, den er im vergangenen Oktober in München verursacht hatte. Fuchsberger gab zu, unaufmerksam gewesen zu sein. Fertinger hofft, dass „Blacky“ als Vorbild für viele Senioren wirkt.
87-Jährige stürzte
Auffallend in der Statistik: Auch die Zahl der Radfahrunfälle ist gestiegen: Waren es 2010 noch 676, so schnellte die Kurve auf 740 nach oben. Den höchsten Wert in der Fünf-Jahres-Tabelle nimmt das Jahr 2008 mit 769 Unfällen ein. Zu den vier tödlich verunglückten Radlern zählt auch der Fall an der Sebalduskirche am 15.August: Eine 87-Jährige stürzte in den frühen Morgenstunden und verletzte sich am Kopf so schwer, dass sie später starb.
Laut Polizei ignorieren Radfahrer vor allem in der Stadt Verkehrszeichen und -regeln. Bei mehr als der Hälfte der Unfälle waren Radfahrer schuld, wenn Fußgänger auf Gehwegen und in der Fußgängerzone verletzt wurden. Dort verwarnte die Polizei 172 Personen, die in der Fußgängerzone auf ihrem Rad fuhren.
Stichwort Schulwegunfälle: Im vergangenen Sommer hat die Stadt das Tempolimit (30 Kilometer pro Stunde) vor Schulen eingeführt. Nach wie vor steht die Polizei hinter der Maßnahme der Kommune, die für mehr Sicherheit der Kinder sorgen soll — während die Regierung die Maßnahme sehr viel kritischer sieht. Ein Handlungsbedarf jedenfalls ist gegeben. Denn im vergangenen Jahr wurden 23 Schüler bei Verkehrsunfällen verletzt — 2010 waren es noch 24. Glücklicherweise ist seit 2007 kein Kind auf dem Schulweg umgekommen. Dennoch wurden drei Sprösslinge schwer verletzt, 2010 war es nur einer.
Die Polizei führt die relativ niedrigen Unfallzahlen auf dem Schulweg auch auf das präventive Programm zurück, das der Polizeipuppenbühne und der Verkehrserziehung.