Behindertenbeauftragte des Landkreises als Einzelkämpfer

12.6.2015, 13:00 Uhr

Herr Beck, haben Sie es sich einfacher vorgestellt, an die Unterschriften für die Petition zu kommen?

Stephan Beck: Einerseits schon, andererseits bin ich ja allein am Sammeln. Und im übrigen berufstätig, aber ich bin hartnäckig, 2244 Unterschriften habe ich und den Rest pack’ ich auch noch.

Wieso sind Sie eigentlich Einzelkämpfer in der Angelegenheit? Es gibt doch Seniorenvertreter in den Gemeinden, Altenclubs, die Awo oder den VdK, bei dem Sie sogar selbst engagiert sind. Da sollten sich doch Mitstreiter finden.

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Beck: Dafür gibt es viele Gründe. Zum einen ist es bei vielen noch gar nicht angekommen, was Barrierefreiheit überhaupt ist, zum anderen bin ich im Landkreis keine bekannte Persönlichkeit. Da ist es schwer, für ein Anliegen Werbung zu machen.

Sie standen an diversen Bahnhöfen im Landkreis, um Unterschriften für die Petition einzusammeln. Wie waren die Reaktionen?

Beck: Grundsätzlich habe ich festgestellt, dass die jüngeren Menschen, die mit ihrem Nachwuchs, der im Kinderwagen sitzt, unterwegs sind, das Anliegen sofort unterstützen. Die Älteren ab 70 plus sagen mir oft: ,So alt sin’ mir noch nicht‘ oder ,Bis des kommt, sin’ mir längst nimmer da‘.

Haben Sie sich auch richtig blöde Bemerkungen bei Ihrer Mission eingefangen?

Beck: Das auch. An einem Zirndorfer Bahnhof hat mich Bürgermeister Thomas Zwingel unterstützt und mit mir gemeinsam gesammelt. Als er wegen eines Termins weg musste, bin ich noch geblieben. In der halben Stunde musste ich mich nur dumm anreden lassen. Die Leute hörten gar nicht zu, sondern waren gleich abweisend und am Granteln, man solle sie bloß in Ruhe lassen, sie hätten keine Zeit. Da ärgere ich mich schon manchmal und frage mich, wofür ich das eigentlich mache.

Sie waren nicht nur auf Bahnhöfen, sondern auch bei Seniorentreffen, Kirchweihen und anderen Festen. Ist es da besser gelaufen?

Beck: Wenn mich ein Bürgermeister oder ein Ortsbekannter vorstellt und ich mein Anliegen kurz darstellen kann, dann klappt es ganz gut. Aber einfach so beispielsweise ins Rathaus zu gehen, hat sich als nicht sehr ergiebig erwiesen.

Die Bürgermeister müssten doch an der Petition interessiert sein.

Beck: Leider nicht alle. Große Unterstützung bekomme ich in meiner Heimatstadt Stein, in Veitsbronn, Wilhermsdorf und Zirndorf. Obwohl ich alle angeschrieben habe, kamen aus manchen Rathäusern keine Reaktionen. Manche fühlten sich auch nicht angesprochen, weil die Gemeinde keinen Bahnhof hat, aber es soll schließlich eine Petition aus dem gesamten Landkreis sein. Denn auch ein Großhabersdorfer steigt vielleicht mal in Roßtal in die S-Bahn.

Was steht in den nächsten Wochen noch auf Ihrem Terminplan?

Beck: Ich will die Sonnwendfeier der Roßtaler Pfadfinder am 20. Juni besuchen, außerdem das Familienspiel von Landkreis, Sparkasse und FN am 21. Juni in Wilhermsdorf. Sylke Otto will mich an einem Samstag in Zirndorf begleiten. Etliche Bahnhöfe stehen auch noch auf dem Programm.

Das wird knapp bis Ende Juni.

Beck: Nein, ich hab’ meine Frist verlängert, auf jeden Fall bis Ende Juli, eventuell nehme ich den August noch dazu. Wenn es in der Stadt Fürth gelungen ist, 19 000 Unterschriften für einen barrierefreien Bahnhof zu sammeln, dann werden doch im Landkreis mit fast genauso vielen Bewohnern wenigstens 5000 zusammenkommen. Wobei in Fürth natürlich mehrere Personen daran beteiligt waren.

Wie soll ein barrierefreier Bahnhof eigentlich aussehen?

Beck: Je nach Frequenz muss der Ausbau nicht überall gleich hohen Standard haben. Rollifahrer, Nutzern von Rollatoren und Menschen mit Gehbehinderung muss der Zugang möglich sein. Treppen wie in Zirndorf zu den Bahnsteigen gehen natürlich überhaupt nicht. Aber auch der Ausstieg aus dem Zug ist ein Problem, wenn er nicht niveaugleich ist. Nicht vergessen werden dürfen Menschen mit Seh- oder Höreinschränkung. Für sie sind besondere Orientierungseinrichtungen nötig.

Das wird teuer . . .

Beck: Das stimmt. Aber der Freistaat stellt jährlich immerhin 50 Millionen Euro für den barrierefreien Ausbau ländlicher Bahnhöfe zur Verfügung. Damit kann die Bahn schon was anfangen.

Wenn Sie die Unterschriften zusammen haben, wie geht es dann weiter?

Beck: Ich werde mich um einen Termin bei Ministerpräsident Horst Seehofer bemühen, um die Petition persönlich zu übergeben. Dann muss eine Prioritätenliste für den Landkreis her. Aus meiner Sicht sind der Bahnhof in der Stadt Zirndorf und Veitsbronn-Siegelsdorf die beiden wichtigsten, die schnell ausgebaut werden sollten.