Beim Geizigen gibt‘s „nicht mal ein Eis“

13.6.2015, 06:00 Uhr

Die Sorgenfalten hat er sich für die Hauptprobe ins Gesicht gestrichelt. Eine Aufgabe, die Frank Landua gerne selbst übernimmt: „Das Schminken hat für mich etwas Meditatives.“ Seine Haare und der Bart sind plötzlich ergraut. Keine Folge der Doppelaufgabe, versichert der 42-Jährige und lacht: „Auch bloß angemalt.“ Nicht einmal vier Wochen vor den Aufführungen musste er in seiner Inszenierung als Hauptdarsteller einspringen, weil der zunächst besetzte Klosterhofer aus persönlichen Gründen absagen musste.

„Alles andere wäre noch aufwändiger gewesen“, überlegt Landua. Was für ein Mann ist „Der Geizige“, der sich auf der Bühne Harpagon nennt, denn nun bei ihm? „Mir geht es gar nicht so sehr um die finanzielle Knausrigkeit, sein Geiz ist viel umfassender.“ So ziemlich jeden Lebensbereich halte dieser Typ unter Verschluss: „Er rückt auch nicht mit Zuneigung, Liebe oder Respekt raus und – was alles zuspitzt – er verweigert sich sogar der Kommunikation.“

Gut zwanzig Jahre älter als Landua ist jener Harpagon bei Molière. Wie überbrückt er die Jahre? „Ich spiele zum Beispiel nicht mit so einer dominanten breiten Brust, mache die Gesten mehr so von unten her.“ Er demonstriert seine Haltung – und formt mit den Händen eine vertraute Geste. Das Merkel-Herz. Besonderen Respekt zollt er dem Text: „Das hat ein enormes Tempo und einen unglaublichen Wortwitz.“

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Auf der Bühne im Kreuzgang-Geviert haben bis zu diesem Moment die Klostermäuse fleißig für ihre Aufführung geprobt. Bevor jetzt die Großen an die Reihe kommen, nutzt Louis (8) im Vorbeilaufen die Gelegenheit und stellt Frank Landua die Gretchenfrage: „Wenn du der Geizige bist, was machst du dann eigentlich?“ „Ich geb‘ nichts ab, nicht mal für ein Eis“, antwortet Landua spontan und umklammert unmissverständlich seinen Schminkkoffer. Louis nickt. Geht klar.

Nicht abgewichen wird im stimmungsvollen Ambiente des Spielortes auch vom historischen Gepränge des Klosterhof-Stils. „Es gibt hier eine besondere Tradition“, meint der Regisseur und Darsteller. „Vorsichtig“ baue er moderne Elemente ein, ist sich aber sicher: „Mit einer Avantgarde-Version hätten wir – noch – keine Chance.“

Reifröcke, Perücken, steife Halskrausen – barocke Pracht wird sich auf der Bühne entfalten. Sabine Hiemer ist als Kostümbildnerin verantwortlich und lobt: „Rosi Brunner und Angelika Zöllner haben uns toll unterstützt.“ Sie selbst wird die Kupplerin Frosine spielen und kann – genäht von Angelika Zöllner – ein prachtvolles Gewand tragen. Lila Satin „. . . und darunter kommt noch ein Reifrock mit breiten Hüftpolstern“, erklärt sie.

Christine Huber, Christiane Sobisch und Nina Heubeck sorgen dafür, dass alle Darsteller perfekt aussehen. Schminken und Frisieren verlangen Geduld. Theresa Hiemers Haare sind schon kunstvoll hochgesteckt, jetzt bekommt sie Löckchen – das ziept. Zum ersten Mal spielt die 20-Jährige mit ihrer Mutter Sabine. „In unserer gemeinsamen Szene maule ich sie ein bisschen an“, verrät Theresa. Wie fühlt sich das an? „Wie daheim“, lachen Mutter und Tochter.

Nicht nur maulen wird Lothar Schneider als Valère. Der 21-Jährige, hat eine weitere Aufgabe: Vor der Vorstellung klettert er zur Kirchenglocke hinauf und bringt das Geläut zum Schweigen. Nach dem Schlussapplaus sorgt er dafür, dass die Langenzenner wieder wissen, was die Stunde schlägt.