Den Landkreis auf Zukunftskurs gebracht

30.10.2019, 07:10 Uhr

Angesichts von fast fünf Monaten bis zur Kommunalwahl lief die Auseinandersetzung noch recht unaufgeregt. Doch die Claims wollten natürlich abgesteckt sein. Und so hielt Wägemann gleich zu Beginn fest, dass die CSU mit Manuel Westphal einen "hervorragenden Kandidaten" habe, der mit dem "bestmöglichen Team" in den Wahlkampf ziehe. Und so er gewählt werde, könne er zudem auf eine "gut funktionierende und motivierte Verwaltung" bauen.

Den SPD-Herausforderer Mathias Hertlein nannte Wägemann, der noch bis Ende April 2020 im Amt sein wird, zwar nicht namentlich. Doch arbeitete er sich an dessen Nominierungsrede und seinen Kritikpunkten an der bisherigen Kreispolitik ab. Hertlein hatte bemängelt, dass die Digitalisierung in Weißenburg-Gunzenhausen verschlafen worden sei und man sich in Sachen Klimawandel stärker einbringen müsse.

Bildung als Schwerpunkt

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Das sieht der Amtsinhaber natürlich anders. "Zukunftsthemen sind nicht nur Digitalisierung und Klimawandel", hielt ihm Wägemann entgegen. Auch Bildung sei beispielsweise ein solches Zukunftsthema. Der Landrat verwies auf den Adventure-Campus in Treuchtlingen und den Kunststoffcampus in Weißenburg, die in den vergangenen zehn Jahren den Landkreis zum doppelten Hochschulstandort gemacht haben. "Das war ein ganz großer und wichtiger Schritt für die Zukunftsfähigkeit des Landkreises."

Auch an die Vorreiterrolle Weißenburg-Gunzenhausens in Sachen Bildungsregion, erinnerte Wägemann und erwähnte natürlich auch die anstehende Weiterentwicklung zur digitalen Bildungsregion.

Der Bereich "Gesundheit und Pflege" ist in seinen Augen ebenfalls ein wichtiges Zukunftsthema. Dank der Zusammenlegung der beiden Kreiskrankenhäuser in Weißenburg und Gunzenhausen und der frühzeitigen Spezialisierung sei es gelungen, eine "wohnortnahe und qualitativ hochwertige medizinische Versorgung" im Landkreis zu halten. Während andere kommunale Krankenhäuser inzwischen millionenschwere Defizite einfahren, blieb Altmühlfranken davon bislang verschont.

Nachdem das Haus in Ansbach wegen seiner Verluste seit Jahren Negativschlagzeilen macht, hat mittlerweile auch Eichstätt angekündigt, im laufenden Jahr ein Defizit von drei Millionen Euro einzukalkulieren. In Weißenburg-Gunzenhausen hingegen freut man sich, dass die Kreiskliniken seit kurzem offiziell Lehrkrankenhaus sind und mit der Universität in Erlangen zusammenarbeiten.

Und die "Medizinische Ferienakademie", mit der Nachwuchsmediziner in die Region gelockt werden sollen, ist bereits vielfach ausgezeichnet und kopiert worden. Auch hier habe sich ausgezeichnet, dass der Landkreis beim Projekt Gesundheitskonferenz ganz vorne dabei war. Inzwischen gibt es das Nachnachfolgeprogramm Gesundheitsregion plus und auch hier ist man nach wie vor sehr aktiv.

Mit einer Quote von 99,6 Prozent des verbrauchten Stroms, den Weißenburg-Gunzenhausen aus erneuerbaren Energien gewinnt, könne sich auch die Bilanz in Sachen Klimaschutz sehen lassen, befand der Landrat. Dass mehr als 40 Prozent des Stroms aus inzwischen nicht mehr so gern gesehenen Biogasanlagen kommen, ist für Wägemann kein Negativpunkt. Schließlich seien auch das erneuerbare Energien. Allerdings ist fraglich, wie es in zehn Jahren aussehen wird, wenn die Preisgarantie für die bestehenden Anlagen ausläuft. Das EEG sieht nämlich für Biomasse keine festgeschriebene Vergütung mehr vor.

Wägemann selbst nimmt für sich in Anspruch, bei dem einen oder anderen der 63 Windräder im Landkreis ein wenig nachgeholfen zu haben, damit das Landratsamt als Genehmigungsbehörde und der jeweilige Betreiber zusammen eine Lösung im Rahmen der Gesetze fanden. Der Landkreis selbst habe nicht nur seine eigenen Gebäude energetisch saniert, sondern bereits mehrere Fotovoltaikanlagen auf den Dächern installiert und im kommenden Jahr sollen weitere folgen.

Mehr öffentlicher Nahverkehr

Stolz ist der Landrat auch auf den kürzlich verabschiedeten Nahverkehrsplan. Dieser soll den öffentlichen Personennahverkehr attraktiver machen. Markantestes Projekt ist der Rufbus, der in Gunzenhausen schon fährt und bald auch in Weißenburg und Treuchtlingen kommen soll. Für Wägemann darf das nicht das Ende sein. "Wir brauchen weitere Verbesserungen", rief er den Delegierten entgegen. Dabei sei klar: "Das wird uns natürlich Geld kosten." Doch sei dies eine sinnvolle Investition. Ähnlich hatte er sich kürzlich bei einem Termin geäußert, bei dem es um den Landkreis als Unternehmensstandort ging.

Stolz ist der Landrat auf die Entwicklung der Kreisfinanzen unter seiner Führung. Nach einem Höchststand von 53,5 Prozent ist die Kreisumlage aktuell bei 44,4 Prozent. Davon profitierten nun auch die Städte und Gemeinden, die "nun selbst in ihre Infrastruktur investieren können". Für den finanzschwachen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen ist das ein historisch niedriger Wert.

Dabei wurden in den vergangenen Jahren die Schulden quasi auf Null gefahren und es wurde dennoch im großen Stil investiert. Allerdings wird die Kreisumlage aus Sicht Wägemanns wohl wieder steigen müssen. Denn: "Wir haben in den nächsten Jahren die größte Investitionsliste vor uns, die es je gab."

Am Ende der Rede spendeten die CSU-Delegierten ihrem Landrat Beifall – wenn auch ein wenig pflichtschuldig. So richtig in Wahlkampfstimmung ist man ganz offensichtlich noch nicht, aber noch sind es ja auch rund fünf Monate bis zur Kommunalwahl.