Döner, Döner über alles!

8.5.2013, 00:00 Uhr

Und das Epizentrum lag in Nürnberg nicht in einer der Multikulti-Hochburgen von Gostenhof oder der Südstadt, sondern an einem Verkehrsknotenpunkt der bürgerlich-alternativen Nordstadt: am Friedrich-Ebert-Platz.

Anfangs rümpften noch etliche Anwohner die Nase über den Piknik Pide, was auf Deutsch Grillfladen heißt. Der zog am südlichen Rand des Kioskgebäudes ein und warf richtig fette Fleischdrehspieße an. Die qualmten und es roch irgendwie anders. Nach Knoblauch, Zwiebeln und fremden Gewürzen. Zudem zogen Döner Kebab, Börek, Schafskäsepizza, Chai-Tee & Co. erst mal vor allem Menschen mit Migrationshintergrund an, was die Szenerie neben dem Zeitungsstand doch deutlich veränderte.

Bunter Kundenmix

Emin Böcü, der erste Imbiss-Chef, mit dickem Schnauzer und breitem Grinsen, verstand es bestens, die Einheimischen für den Döner zu gewinnen. Ein Schwätzchen hier, ein süßes Stückchen dort, einen Chai gratis – so wurden Gaumen geöffnet, Vorbehalte ab- und ein bunter Kundenmix aufgebaut. Irgendwann kamen außer Studenten und Taxifahrern auch Mütter und Schulkinder, um mittags mal schnell was Schmackhaftes zu essen. 1995 übernahm dann Familie Güroglu die Bude, weil Böcü als Imam zurück in die Türkei ging. Selbst während des vierjährigen U-Bahnbaus, der den Piknik Pide vom zentralen Kiosk in ein verstecktes Provisorium zwang, kamen die Hungrigen aus aller Welt vorbei. Weil der türkische Imbiss-Pionier zu einer Institution geworden war, hat er im inzwischen neuen Komplex den alten Platz bekommen.

Drinnen gibt es jetzt sogar Hocker, während die Fassade komisch holzlattenartig und mit Tarnfarben verkleidet wurde. Doch die Spieße drehen sich weiter – nach dem Motto: Döner, Döner über alles!

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