Ein Dettenheimer in der Elite der Sportholzfäller

25.8.2019, 09:08 Uhr

Freut sich auf sein Wettkampfdebüt: Andreas Auernhammer aus Dettenheim startet am Samstag, 31. August, bei den deutschen Titelkämpfen der Sportholzfäller in Oberhof. © Foto: Stihl Timbersports

Er startet in der Kategorie "Nachwuchssportler", was vielleicht nicht ganz zu seinem Alter von 36 Jahren passt, sondern vielmehr damit zu tun hat, dass er sich als Neuling nach gerade einmal fünf Monaten in dieser außergewöhnlichen Sportart durch starke Leistungen für die Deutsche Meisterschaft von "Stihl Timbersports" qualifiziert hat. Und damit vor seiner Wettkampf-Premiere in diesem Hochleistungssport steht.

Am 31. August ab 11 Uhr kommt es bei den Titelkämpfen in Oberhof jedenfalls zum großen Showdown und Saison-Highlight der besten Sportholzfäller Deutschlands. Neben den männlichen Profis messen sich auch die besten Damen und die Nachwuchssportler des Landes: Unter ihnen auch Andreas Auernhammer. "Da ich am 27. März dieses Jahres erstmals im Zuge eines Schnuppertrainings mit Stil Timbersports in Kontakt gekommen bin, freue ich mich natürlich riesig, fünf Monate später schon an der Deutschen Meisterschaft teilnehmen zu können", sagt er.

Von klein auf im Wald

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Die Macher von Timbersports haben das Talent und die Fähigkeiten des 36-Jährigen beim Probetraining schnell erkannt. Auernhammers Können kommt auch nicht von ungefähr. Von klein auf ging er mit seinem voriges Jahr verstorbenen Vater regelmäßig in den Wald und half beim Holzmachen. Als Erwachsener hat er sich diese Leidenschaft bewahrt und arbeitet regelmäßig im eigenen Wald.

Bekannt ist Andreas Auernhammer nicht nur unter seinem Spitznamen "Aue", sondern vor allem als Fußballer und Torjäger des SSV Oberhochstatt. Auch jetzt mit 36 Jahren trainiert, spielt und trifft er noch gern. Er hat sich in den vergangenen Monaten aber auch Gedanken gemacht, welche Sportart er nach seiner Fußballer-Laufbahn in Angriff nehmen könnte. Er suchte etwas, das ihm Spaß macht und womit er sich fit halten kann.

Freut sich auf sein Wettkampfdebüt: Andreas Auernhammer aus Dettenheim startet am Samstag, 31. August, bei den deutschen Titelkämpfen der Sportholzfäller in Oberhof.

 Und da ist er auf die Sportholzfäller aufmerksam geworden. Das Metier hat ihn gleich fasziniert. In den USA, aber auch in Kanada oder Neuseeland handelt es sich dabei fast schon um einen Nationalsport mit entsprechend hohem Stellenwert. Die Besten und Erfolgreichsten der Szene sind echte Stars. Deutschland ist in diesem Bereich hingegen noch Entwicklungsland. Es gibt nur rund 35 Profis, Nachwuchsleute sind stets gesucht und willkommen.

Genau solche Leute wie Andreas Auernhammer. Für den ersten Wettkampf an Axt und Säge will er seine Erwartungen allerdings noch nicht zu hoch ansetzen. "Ich hoffe, einen guten Tag zu erwischen und eine solide Leistung abzuliefern", sagt Auernhammer und merkt, dass das Interesse wächst: Nicht selten wurde zuletzt er gefragt, wie er denn auf so etwas komme. Und auch der Bayerische Rundfunk hat bereits angeklopft und will einen Beitrag über ihn machen.

Andreas Auernhammer lebt mit seiner Familie in Dettenheim. Töchterchen Vanessa ist vier Jahre alt, demnächst kommt Zuwachs. Beruflich arbeitet der Diplom-Bauingenieur für das Büro Seibold+Seibold in Eichstätt. In seiner Freizeit trainiert er derzeit intensiv für die "Deutsche". Größte Herausforderung ist dabei fast die Materialbesorgung, sprich das richtige und auch ausreichend Holz heranzuschaffen. "Der Aufwand ist riesig", sagt Auernhammer.

Zu üben gilt es für sechs Disziplinen. Der Auftakt namens "Springboard" gilt zugleich als Königsdiziplin: Nach dem Startschuss des Schiedsrichters schlägt der Sportler eine erste, ca. zehn Zentimeter tiefe Tasche (Pocket) in Schulterhöhe in den Stamm. In diese steckt er die Spitze seines ersten Springboards. Der Athlet steigt darauf und schlägt von dort eine zweite Tasche in den Stamm. Nach der Platzierung des zweiten Springboards in etwa zwei Metern Höhe, erklimmt er dieses und kann nun beginnen, den oben befestigten Block zu durchschlagen. Es kommt nicht nur auf die präzise Technik und Kraft des Sportlers an, sondern auch auf Balance und Geschicklichkeit.

Bei der zweiten Disziplin ("Stock Saw") müssen mit einer Motorsäge zwei Cookies (Holzscheiben) mit einem Abwärts- und einem Aufwärtsschnitt abgesägt werden. Die dritte Disziplin (Standing Block Chop) simuliert das Fällen eines Baumes. Ein senkrecht verankerter Holzblock muss so schnell wie möglich von der Seite durchschlagen werden. Die optimale Platzierung der Axt sowie ein kraftvoller Axtschwung sind entscheidend für den schnellen Erfolg in dieser Disziplin.

Aufgabe Nummer vier (Single Buck) ist das Absägen einer Holzscheibe (Durchmesser 46 Zentimeter) mit einer Zwei-Meter-Handsäge. Bei dieser Disziplin sind der Rhythmus und die Dynamik des Sportlers entscheidend. Station Nummer fünf (Underhand Chop) simuliert das Zerteilen eines bereits gefällten Baumes. Auf einem horizontal verankerten Block stehend, versuchen die Athleten durch Axtschläge den im Durchmesser 32 Zentimeter dicken Stamm zu durchschlagen.

"Heiße Säge"

Zum Abschluss dann die sechste Disziplin ("Hot Saw" – heiße Säge): Mit getunten, extrem leistungsstarken Motorsägen müssen von einem waagerecht verankerten Holzblock (Durchmesser 46 Zentimeter) innerhalb eines Bereichs von 15 Zentimetern drei vollständige Cookies, sprich Holzscheiben, gesägt werden. Die Herausforderung liegt darin, die geballte Kraft der bis zu 80 PS starken Motorsäge zu beherrschen. Mit einer Kettengeschwindigkeit von etwa 240 km/h und einem Gewicht von rund 27 Kilogramm fordert die "heiße Säge" dem Sportler Höchstleistungen ab. Motorsägen werden im Normalfall gestellt – außer bei manch top ausgestatteten Profis. Die Äxte – mitunter 600 bis 700 Euro teure Spezialgeräte – müssen die Athleten selber mitbringen.

Andreas Auernhammer hat nach seinem Einstieg im Frühjahr bereits in vier der sechs Disziplinen seine Freigabe erzielt. Das sicherte ihm den Startplatz bei den deutschen Titelkämpfen in einer Woche in der Kategorie Rookies/Intermediates. Diese Kategorie ist eine Stufe unter den Profis (sechs Disziplinen) und beinhaltet die aktuell besten deutschen "Nachwuchssportler" der Sportholzfäller – laut Auernhammer "total coole Leute", die trotz Wettkampf eine "volle Gemeinschaft" bilden. "Mein Ziel ist es natürlich, im Laufe 2020 zu den Profis aufzusteigen", sagt Andreas Auernhammer und fiebert den Meisterschaften entgegen.