Braustube wurde Hopfenhaus

21.11.2013, 08:57 Uhr

Seit Sommer hat die Besitzer-Familie in dem historischen Gebäude umgebaut. Das Haus mit der Adresse Hauptstraße 45 ist eins der ältesten erhaltenen Gebäude Röttenbachs. Es hat zwar einiges an Originalsubstanz eingebüßt, aber sein Dachstuhl ist dendrochronologisch, also nach Jahresring-Messung der Balken, auf das Jahr 1591 datiert. Und in der Hauswand findet sich noch das Wappen von Christoffel, Truchsess von Pommersfelden, zu dessen Schloss der Bau einst gehört hat.

Bier gebraut wurde in dem später Crailsheimschen Schlossanwesen wohl schon immer. Seit 1871 betreibt die Familie Sauer dort das Handwerk und ihre Brauerei. Die zugehörige Wirtschaft hatte in den zurückliegenden Jahren einen gastronomischen Niedergang erlebt, bis Besitzer Herbert Sauer die Konsequenzen zog und mit der Familie, vor allem Sohn Ingo und Schwiegertochter Yvonne, Umbaupläne schmiedete. Bis die Arbeiten im Sommer anfingen, betrieb man das Lokal selbst.

Investiert haben die Sauers vor allem in die sanitären Anlagen. Die befanden sich bislang in einem Nebengebäude auf dem Hof — für Gäste heute nicht mehr zumutbar. Jetzt muss niemand mehr für den Toilettengang in die Kälte.

Auf dem Weg zur neuen Toilettenanlage kommt man nicht nur an einer Fachwerkwand vorbei, die man aus Demonstrationsgründen noch unsaniert gelassen hat, sondern auch an der neuen Küche. Dort arbeitet der Pächter, Koch Sebastian Daniel (34), hinter einer offenen Durchreiche.

Daniel ist mit seiner Ehefrau Christina aus deren Heimatland Kanada zurückgekommen. Er stammt aus Thüringen, hat sein Küchenhandwerk im „Gelben Löwen“ in Heroldsberg gelernt und war beruflich von der Schweiz über Neuseeland, Australien bis in die Karibik viel unterwegs.

Zur Rückkehr, sagt Daniel, hat ihn sein bester Freund bewegt: Jens Baumgart, Koch und Betreiber des „Forsthauses“ am Dechsendorfer Weiher. Die beiden firmieren jetzt zusammen und haben der alten Röttenbacher Braustube einen Namen gegeben, der an das „Forsthaus“ aber auch an die Sauersche Brautradition erinnern soll: Hopfenhaus.

Daniel will eine überwiegend gutbürgerlich-fränkische Küche anbieten — mit Anklängen ans Brauwesen. Er paniert beispielsweise ein Schnitzel mit Biertreber, nutzt die hervorragende Eignung von Weißbier als Süßspeisen-Grundlage für eine Weißbier-Tira mi su und macht zum Schäuferla eine Soße aus Malzbier.

Außerdem will er auch mit mediterranen Gerichten ankommen. So steht eine Pasta Calamerata auf der Karte, werden Zander und Lachs angeboten. Sebastian Daniel sieht sein „Hopfenhaus“ eher als Ergänzung der Röttenbacher Gastronomie, denn als Konkurrenz zu den etablierten Betrieben. Karpfen z.B. hat er nicht im Angebot.

55 Plätze auf neuen Stühlen an neuen Tischen hat das Lokal, das mit einigen Kunstgriffen — die alte Lamperie z.B. wurde abgebeizt und ist jetzt hell honigfarben — eine ganz neue, dank neuer Heizkörper und Windfang zugfreie Atmosphäre bekommen hat. Eine Tür führt jetzt auch direkt in den Hof, wo die Daniels im Frühjahr auch Biergartenbetrieb starten wollen.

Verdrängen wird das Konzept die reinen Bier-Gäste und die Kartelrunden. Das weiß auch Herbert Sauer. Doch seien sie schon im Sauerschen Kellerhaus untergekommen, bzw. karteln bevorzugt im Bürgertreff.

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