Wenn der Drink die Farbe ändert

19.1.2017, 08:00 Uhr

Sigrid Klein ist amtierende Deutsche Meisterin im Cocktail-Mixen. Auf der "Hoga" stellte sie ihren Drink "Invisible Ink." vor. © Roland Fengler

Die wichtigen Menschen sitzen versteckt hinter der Bühne - eine Jury aus vier Experten in Sachen Cocktails, darunter der Nürnberger Fachautor und NZ-Kolumnist Bernhard Schäfer. An 24 Drinks wird er in den nächsten Stunden nippen, wird sie nach vier Kategorien begutachten: Innovation, Geschmack, Aroma und Gesamteindruck. Und dafür Punkte vergeben. Oder abziehen.

Währenddessen herrscht Konzentration neben der Bühne. 24 Teilnehmer, darunter nur wenige Frauen, haben 15 Minuten Zeit, ihr Tablett mit allen Ingredienzen vorzubereiten. Dann geht’s auf die Bühne. In sechs Minuten muss der Cocktail nach einem vorher eingereichten Rezept fertig sein. Die Mitglieder der Deutschen Barkeeper-Union aus den Landesverbänden Bayern, Rheinland-Pfalz/Saarland und Baden-Württemberg suchen ihre Landesmeister. Dann treten die Finalisten in einer zweiten Runde im direkten Vergleich gegeneinander an, um den Süddeutschen Meister zu küren.

Sigrid Klein, Barkeeperin im "Gelben Haus" in Nürnberg, ist die derzeit amtierende Deutsche Vizemeisterin und bekannt für ihre ungewöhnlichen Kombinationen. "Invisible Ink." nennt sie ihren Cocktail, also "unsichtbare Tinte", weil er seine Farbe verändert. Vor ihr steht eine Schüssel mit hellblauem Eiweißschaum. Außerdem kommen Verjus, Rosensirup, Käsepappelblüten und Kardamom ins Glas sowie Kirschwasser. Gekrönt mit der Eiweißhaube, ist er ein Hingucker. "Das sieht ja aus wie Papa Schlumpf!", kommentiert Moderator Adriano Paulus, Erster Vorsitzender der Sektion Bayern. "Ja, die Sigi überrascht uns immer wieder!"

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Bar-Chef im "Luma"

Ebenfalls qualifiziert hat sich Gianni Ripa aus Nürnberg, der zusammen mit Michael Zwickle Bar-Chef im brandneuen "" am Lorenzer Platz ist. Mixen sei durchaus anspruchsvoll, meint der 43-Jährige, der zuletzt eine eigene Bar auf Mallorca betrieben hat.

Die Zeit, in der Cocktails aus einfachen Zutaten gemischt werden, ist vorbei. Die Gäste wünschen nicht nur Standarddrinks wie Mojito, sondern ausgefallene Kreationen. Rund 25 Cocktails stehen auf der Karte im "Luma", 150 bis 200 hat Ripa im Kopf. "Ein Freund der Minze" ist er und will den altehrwürdigen "Julep", der eigentlich mit Whiskey gemixt wird, mit Gin innovativ verändern. Seinen "Violet Dragon Julep" mischt er mit Veilchensirup, Minze, Aranciata, Holunderblütenlikör und Gin.

"Manche Zutaten sind schwierig!", gibt Juror Bernhard Schäfer zu bedenken. Schnell kann der Geschmack von Chilischote oder Koriander zu viel des Guten sein. "Nur mit Schnäpsen zu mixen, ist leichter." Immer zwei Teilnehmer erklimmen mit einem Tablett voll Alkoholika, Gläsern, Bechern oder Teetassen sowie Kräutern und Säften die Bühne. "Probieren Sie nur. Mutige vor!", ruft Moderator Paulus ins Publikum.

Peppi Köhl, Inhaber des "" und der "", in der sich am selben Abend alle Barkeeper zum Feiern treffen, sitzt unter den Zuschauern. "Ich finde die Meisterschaften wichtig", sagt er. Man könne hier Netzwerke aufbauen, sich kennenlernen. Die Nürnberger Barlandschaft sieht er als "klein, aber fein" an. "Cocktailbars sind angesagt, die Gäste haben heute viel mehr Fachwissen", meint er. Auch Juror Schäfer sagt, dass die Nürnberger mit ihren Bars wie dem "Gelben Haus", der "Bar Europa" oder auch der "Vintage Bar" sehr zufrieden sein können.

Die erste Runde ist geschafft. Sigi Klein und Gianni Ripa sind nicht in der Finalrunde. Doch als Zweitplatzierte in ihrer Sektion darf Sigrid Klein an den "Deutschen Cocktailmeisterschaften" im Sommer teilnehmen - und vielleicht dann den Titel nach Nürnberg holen.